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Arbeitsmarkt Kultur - Deutscher Kulturrat

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Bestandsaufnahme zum <strong>Arbeitsmarkt</strong> <strong>Kultur</strong><br />

031<br />

1. Entwicklung des <strong>Arbeitsmarkt</strong>es –<br />

ein kursorischer Überblick<br />

Die Debatte über den <strong>Arbeitsmarkt</strong> ist eine gesellschaftliche Debatte, darauf hat Zimmermann in der<br />

Einleitung hingewiesen. Ende der 1980er- bis Mitte der 1990er-Jahre war vom Ende der Arbeitsgesellschaft<br />

die Rede. Der Wandel der Produktion durch den verstärkten Einsatz von Robotern erreichte<br />

einen ersten Höhepunkt. Der tertiäre Sektor (Dienstleistungssektor) sollte stärker ausgebaut werden<br />

und die Veränderungen durch die Digitalisierung gerade in jenem Bereich waren noch in weiter<br />

Ferne. Dass der Arbeitsgesellschaft die Arbeit aber nicht ausgegangen ist, belegen die im Folgenden<br />

zu zeigenden Zusammenstellungen zur Erwerbsquote und zur Erwerbsbeteiligung.<br />

Aktuell ist die Debatte über den <strong>Arbeitsmarkt</strong> von den Themen Prekarisierung und Marginalisierung<br />

von Arbeitsverhältnissen geprägt. Diese Diskussionen stehen in engem Zusammenhang mit<br />

den Auswirkungen der in der »Agenda 2010« 1 zusammengefassten Reformen für mehr Wachstum<br />

und Beschäftigung, so das erklärte Ziele der damaligen rot-grünen Bundesregierung (2002-2005).<br />

Als neuer Diskurs zeichnet sich aktuell die Frage nach der Sicherung des Fachkräftebedarfs aufgrund<br />

des demografischen Wandels ab. In den nächsten beiden Jahrzehnten erreichen die geburtenstarken<br />

Jahrgänge der in den 1950er- und Anfang der 1960er-Jahren Geborenen das Rentenalter. In den<br />

nachfolgenden Jahrgängen wurden weniger Kinder geboren, so dass der Fachkräftemangel absehbar<br />

ist. Die vermehrte Integration von bereits in Deutschland lebenden Migranten sowie das Werben um<br />

hochqualifizierte Fachkräfte im Ausland sind Bestandteil der beginnenden Debatten zur Deckung<br />

des Fachkräftebedarfs.<br />

Der Wandel der Industriegesellschaft zeigt sich u.a. in der Tertiarisierung des <strong>Arbeitsmarkt</strong>es. Insbesondere<br />

im primären Sektor, also der Land- und Forstwirtschaft, ist ein massiver Rückgang an Erwerbstätigen<br />

festzustellen, wie Abbildung 1 zeigt. Aber auch die Industrieproduktion, der sekundäre<br />

Sektor, hat mit Blick auf den prozentualen Anteil der Erwerbstätigen in den verschiedenen Sektoren<br />

an Stellenwert verloren. Stark angestiegen ist der Anteil derjenigen, die im tertiären Sektor, also im<br />

Dienstleistungsbereich, tätig sind. Von der Tertiarisierung, also dem wachsenden Stellenwert von<br />

Dienstleistungsberufen, profitieren Frauen, da sie traditionell eher in diesem Sektor tätig sind.<br />

1 Unter dem Begriff »Agenda 2010« wurde ein ganzes Bündel an Maßnahmen im Bereich der <strong>Arbeitsmarkt</strong>politik, der<br />

Bildungspolitik und der Sozialpolitik zusammengefasst, um, so das Ziel der damaligen rot-grünen Bundesregierung,<br />

Spielraum für mehr Wachstum zu geben. Besonders in der Diskussion steht dabei nach wie vor die Zusammenlegung der<br />

Arbeitslosenhilfe und der Sozialhilfe zum sogenannten Arbeitslosengeld für erwerbsfähige Arbeitslose (Arbeitslosengeld<br />

II oder auch Hartz IV genannt). Diese Zusammenlegung führte bei Erwerbslosen, deren Erwerbslosigkeit länger<br />

als ein Jahr andauert, zu massiven Einkommenseinbußen. Empfänger von Arbeitslosengeld II müssen ihre<br />

Vermögensverhältnisse offen legen und zunächst, bis zu festgelegten Freigrenzen und ausgenommen der Altersvorsorge<br />

im Rahmen der steuergeförderten sogenannten Riester-Rente, ihr Vermögen für ihren Lebensunterhalt einsetzen.<br />

Das schlechte Image der »Agenda 2010« hängt insbesondere mit der Einführung des Arbeitslosengeldes II zusammen.<br />

Vergessen wird dabei, dass zur »Agenda 2010« auch das Ganztagsschulprogramm gehörte, mit dessen Hilfe (4 Milliarden<br />

Euro) der Ausbau von Ganztagsschulen in den Ländern massiv vorangetrieben wurde. Ebenso ist Bestandteil der<br />

»Agenda 2010« die Erhöhung der Bildungsausgaben, auch des BAföGs, um den Anteil der Studierenden zu steigern, die<br />

Abschaffung des Meisterzwangs in verschiedenen Handwerksberufen, um die Selbstständigkeit zu fördern, die Schaffung<br />

spezifischer Ausbildungsangebote für Jugendliche, die Senkung des Kündigungsschutzes in kleineren Betrieben,<br />

Kürzungen bei der gesetzlichen Krankenversicherung, um den Beitragssatz nicht steigen zu lassen sowie die Einführung<br />

eines Nachhaltigkeitsfaktors in der Rentenformel, um einen Anstieg der Rentenversicherungsbeiträge zu verhindern.<br />

Die SPD führte die Durchsetzung der »Agenda 2010« in eine existentielle Krise. Bundeskanzler Gerhard Schröder konnte<br />

sich der Unterstützung seiner Fraktion nicht sicher sein und stellte die Vertrauensfrage. Im Jahr 2005 kam es nach der –<br />

gewollt – verlorenen Abstimmung zu vorgezogenen Neuwahlen und in der Nachfolge zur Bildung der Großen Koalition<br />

auf Bundesebene.

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