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Vom Ende der Zeiten

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2. Demokratische Täter-Opfer-Umkehr<br />

… Heute ist nur noch selten die Rede davon, daß<br />

die Briten, zusammen mit an<strong>der</strong>en Weltmächten,<br />

die geschichtliche Verantwortung für das Pulverfaß<br />

Naher Osten tragen. Einer meiner arabischen<br />

Gesprächspartner sagte mir einst mit großer<br />

Traurigkeit, es müßten britische Antisemiten 678 und<br />

Araberverächter gewesen sein, die die Grenzen<br />

Israels gezogen hätten. Sonst wären nicht<br />

ausgerechnet viele heilige Orte des Alten<br />

Testaments in den Händen <strong>der</strong> Araber geblieben.<br />

Ich habe das erst später in seiner vollen Bedeutung<br />

erkannt. Ich wußte von solchen Feinheiten lei<strong>der</strong><br />

noch gar nichts, zumindest damals nicht, als Israels<br />

Regierungschef Schamir mir auf meine Frage nach<br />

dem Rückzug <strong>der</strong> israelischen Armee aus den<br />

besetzten Gebieten die Gegenfrage stellte, ob ich<br />

Bild 123: Jürgen Möllemann war ein Mann mit einem volksorientierten 679 Grundverständnis, wie er<br />

in den westlichen Demokratien <strong>der</strong> Bonzen und Plutokraten keinen Platz hat: „Gebt den Frauen die<br />

Chance, Kin<strong>der</strong> und Job vereinbaren zu können. Gebt allen eine gute Ausbildung. Sorgt für innere<br />

und äußere Sicherheit. Garantiert allen die gleiche Grundsicherung im hohen Alter und bei<br />

Krankheit. Und helft in beson<strong>der</strong>s großer Not (dem Volk). Vor allem aber: Wagt nicht uns<br />

vorzuschreiben, was wir denken und sagen dürfen. Wir sind das Volk. Ihr sollt uns repräsentieren,<br />

nicht kommandieren. Denn ihr lebt von unserem Geld, nicht wir von eurem!“ [28, Seite 12-13]<br />

Judäa und Samaria meinte. … (Israel ist) ein Staat, in dem Nichtjuden nicht gleichberechtigt<br />

sind. Einem Staat, <strong>der</strong> im westlichen Sinne nicht von <strong>der</strong> Herrschaft des Rechts und von <strong>der</strong><br />

Demokratie geprägt ist, son<strong>der</strong>n allenfalls von <strong>der</strong> demokratischen Diktatur <strong>der</strong> Mehrheit gegen<br />

Min<strong>der</strong>heiten. Einem Staat, <strong>der</strong> alle Palästinenser vom Westufer des Jordans vertreibt, um dann<br />

ein jüdischer Gottesstaat zu sein. …<br />

Als Regierungschef tritt Ariel Scharon heute für den Krieg gegen den Irak ein. Er setzt auf die<br />

militärische Kontrolle <strong>der</strong> USA über die Großregion und will <strong>der</strong>en Strukturen mit <strong>der</strong> Hilfe<br />

Washingtons neu ordnen und zugleich die Palästinafrage im Sinne Israels lösen. Für ihn bietet<br />

<strong>der</strong> ‚Krieg gegen den Terror‘ wie <strong>der</strong> ‚Krieg gegen das Böse‘ die Chance, endlich seinen Traum<br />

von einem Israel als dem Staat <strong>der</strong> Juden in Erfüllung gehen zu sehen. [28, Seite 101, 102]<br />

Gertrud Höhler schrieb uns Politikern vor einiger Zeit ins Stammbuch, daß wir uns gegen unsere<br />

Kin<strong>der</strong> und damit gleichzeitig auch gegen unsere Zukunft versündigen: Wir vernachlässigten die<br />

Würde junger Menschen, ihre Grundrechte auf Entfaltung, Lebenslust und Selbstvertrauen mit<br />

ihrem ‚noch heilen Urvertrauen, mit ihrem Liebesverlangen, ihrem unbändigen Glauben an<br />

erwachsene Beschützer, ihrem unersättlichen Lebenswillen‘. Die wirtschaftliche Stärke<br />

Deutschlands in den nächsten Jahrzehnten werde davon abhängen, ob wir die Kraft fänden,<br />

‚das Zukunftsbündnis zwischen Erwachsenen und Kin<strong>der</strong>n in den Mittelpunkt‘ einer neuen<br />

Regierungspolitik zu stellen: ‚Um diesen Mittelpunkt herum organisieren wir Arbeit und Freizeit.‘<br />

Dieser Satz eignete sich meiner Meinung nach zum programmatischen Leitgedanken einer<br />

mo<strong>der</strong>nen liberalen Familien-, Gesellschafts- und Sozialpolitik. Deshalb empfahl ich <strong>der</strong> FDP im<br />

Juli 2002, eine solche Politik zur nächsten zentralen Aufgabe zu machen, um <strong>der</strong> Partei einen<br />

neuen Rang in <strong>der</strong> deutschen Parteienlandschaft zu erobern. …<br />

Es gibt jedoch zwei Arten von Politikern: Die einen wollen etwas tun. Die an<strong>der</strong>en wollen etwas<br />

sein. Abgeordnete sind bekanntlich Volksvertreter, o<strong>der</strong>? Und was heißt auf Lateinisch Volk?<br />

Populus. Populisten sind also offensichtlich Menschen, die mit dem Volk zu tun haben (wollen).<br />

Was ist daran falsch? 680 [28, Seite 154, 148, 220]<br />

678 Semiten (nach Sem) Mz., die Völker, die um 3.000 v. Chr. wahrscheinlich aus <strong>der</strong> arab. Halbinsel nach Mesopotamien,<br />

Syrien, Palästina und, vor 700 v. Chr., von Südarabien nach dem gegenüberliegenden afrikanischen Festland<br />

(Äthiopien) vorgedrungen sind. Die S. sind keine Rasse, son<strong>der</strong>n bestehen in ihrer Hauptsache aus Armeniden und<br />

Orientaliden, zu denen auch indoeurop. Völker gehören. S. sind die Araber und die von ihnen abgezweigten<br />

Äthiopier, die Akka<strong>der</strong> (Assyrer u. Babylonier) des Zweistromlandes, die Kanaanäer (Ugarit, Phöniker, Punier,<br />

Hebräer, Moabiter u. a.) und die Aramäer (Syrer) mit den geschichtl. bedeutsamen Oasen Palmyra und Damaskus.<br />

679 Populismus (lat.), populus: Volk, die röm. Bürgerschaft<br />

680 Die Frage läßt sich einfach beantworten. In <strong>der</strong> Bundesrepublik wollen und sollen die Demokraten nichts mit dem<br />

Volk zu tun haben o<strong>der</strong> sich mit ihm identifizieren, son<strong>der</strong>n es beherrschen. Ausplün<strong>der</strong>n. An Dritte verschachern.<br />

Deshalb die Schelte <strong>der</strong> Demokraten, man sei „Populist“, wenn man etwas tatsächlich für das Volk tun möchte.<br />

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