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Vom Ende der Zeiten

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3. <strong>Vom</strong> <strong>Ende</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeiten</strong><br />

Bild 187: Surreale Szene 2013 im anhaltinischen Frie<strong>der</strong>sdorf mit seinen 1.900 Einwohnern. In den<br />

Demokratien des Westens ist die „Multikultur <strong>der</strong> Gegenbegriff zu ethnischer und kultureller<br />

Homogenität.“ 992 Was die Mehrheit will, war in den Demokratien des Westens sowieso stets<br />

belanglos: „Im vergangenen Sommer waren es noch 79 Prozent, nach <strong>der</strong> jüngsten Umfrage<br />

sehen 82 Prozent <strong>der</strong> Befragten zu viele Auslän<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Bundesrepublik.” 993<br />

Im Jahr 1965 schrieb DIE WELT: „Für eine allmähliche Einglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> italienischen Arbeiter<br />

in die Bevölkerung und das Leben <strong>der</strong> Bundesrepublik sprachen sich am Freitag <strong>der</strong><br />

Vorsitzende <strong>der</strong> Freien Metallgewerkschaft Italiens, Bruno Corti, und <strong>der</strong> Generalsekretär <strong>der</strong><br />

Christlichen Metallgewerkschaft Italiens, Antonio Papagani, vor Journalisten in Hamburg aus.<br />

Die Meinung, daß Europa zu einem Schmelztiegel werde, wie es Amerika (USA) seit langem<br />

sei, vertrat <strong>der</strong> Vorsitzende <strong>der</strong> Bezirksleitung Hamburg <strong>der</strong> IG Metall, Heinz Ruhnau. In diesem<br />

Sinne müsse sich die Bundesrepublik darauf einrichten, daß viele italienische Arbeiter in<br />

Westdeutschland seßhaft würden, ihre Familien nachholen o<strong>der</strong> deutsche Frauen heiraten und<br />

die deutsche Staatsangehörigkeit erwerben würden.“ 994995<br />

Die FAZ schreibt: „(Man kann) nicht mehr davon ausgehen, daß hier verschiedene Gruppen<br />

leben, die wir nach ihren Nationalitäten einordnen können und die wir als Min<strong>der</strong>heiten<br />

gegenüber einer deutschen Mehrheitsgesellschaft betrachten. Das ist das Multikulturalismus-<br />

Modell gewesen, das am Anfang wichtig war, um die Nationalgesellschaft zu durchbrechen und<br />

klarzumachen: Es gibt an<strong>der</strong>e Menschen, die ebenfalls an dieser Gesellschaft beteiligt sind.<br />

Damit allerdings hat sich das Bild von den Min<strong>der</strong>heiten verfestigt. Die neben einer Mehrheit<br />

stehen. Von diesem Bild aber können wir (heute) nicht mehr ausgehen." 996<br />

„Man vertraut in eine ‚Multikulturelle Gesellschaft‘. Diese werde schon zur Einebnung aller<br />

ethnischen Unterschiede führen. Dabei ist es ein Trugbild, die Völker könnten, ohne repressive<br />

Trennungsmaßnahmen, friedlich auf gemischtem Land nebeneinan<strong>der</strong>her leben …<br />

Mögen die Eltern ihre Kin<strong>der</strong> noch so traditionell erziehen, irgendwann beachtet <strong>der</strong><br />

muslimische Nigerianer Ali, während er gelangweilt im ‚interkulturellen Unterricht‘ seinen Blick<br />

durch die Klasse schweifen läßt, daß <strong>der</strong> blonden Katholikin Sabine schon richtig große Brüste<br />

gewachsen sind. Und Sabine bemerkt bald Alis wilde Blicke und rätselt, ob die Wun<strong>der</strong>dinge<br />

wirklich stimmen, die sich die Mädchen von den Negern erzählen, und lächelt zurück. Und nach<br />

einiger Zeit kommt aus dieser Zeit <strong>der</strong> kleine Roberto heraus. Und <strong>der</strong> wird sich bald fragen,<br />

was er denn ist: Muslim? Katholik? Nigerianer? Deutscher? Und was wird erst dessen Tochter<br />

rätseln, nachdem er sich mit einem an<strong>der</strong>en ‚Mischlings‘-Mädchen eingelassen hat: 1/4 Muslim,<br />

1/4 Katholik, 1/2 Buddhist? 1/4 Chinese, 1/8 In<strong>der</strong>, 3/8 Deutscher, 1/4 Nigerianer? Sie wird sich<br />

feste Ersatzidentitäten in <strong>der</strong> Jugend- o<strong>der</strong> Subkultur suchen, welche von den internationalen<br />

Medien und Konzernen angeboten werden. Das ‚Großkapital‘ erzeugt sich den idealen<br />

Konsumenten.“ [13, Seite 60, 61]<br />

992 FOCUS, „Deutschland - keine Angst vor Multikultur“, 21.11.1994, Interview m. Rita Süssmuth<br />

993 DIE WELT, Nr. 173, „Umfrage: Zu viele Auslän<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Bundesrepublik“, 29.07.1982, S. 4<br />

994 DIE WELT, Nr. 175, „Italienische Gastarbeiter sollen Deutsche werden“, 31.07.1965, S. 2<br />

995 DIE WELT, Nr. 161, „McGhee: Geeintes Europa schaffen - Dringen<strong>der</strong> Apell des amerikanischen Botschafters“,<br />

15.07.1965, S. 2<br />

996 Frankfurter Rundschau, „Das gibt sicherlich Irritationen", 07.10.2009<br />

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