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Vom Ende der Zeiten

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2. Demokratische Täter-Opfer-Umkehr<br />

Möllemanns Faltblatt<br />

In seinem Buch „Klartext“ kommentierte Möllemann seinen Flyer wie folgt: „(Hier) die Innenseite<br />

des Flyers: Kern <strong>der</strong> Aussage, daß ich mir den Mund nicht verbieten lasse.“ [28, Seite 130]<br />

Die Springerpresse bewertete das Faltblatt so: „September 2002: Wenige Tage vor <strong>der</strong><br />

Bundestagswahl und ohne Wissen <strong>der</strong> Bundes-FDP läßt Möllemann an acht Millionen<br />

Haushalte in Nordrhein-Westfalen ein Faltblatt (‚Flyer‘) verteilen. Darin werden <strong>der</strong> israelische<br />

Ministerpräsident Ariel Scharon und <strong>der</strong> Vizepräsident des Zentralrates <strong>der</strong> Juden in<br />

Deutschland, Michel Friedman, übel diffamiert. Das Hetzblatt kostet 980.000 Euro.“ 720<br />

Die FAZ schreibt zum Streit um das Faltblatt: „Als Guido Westerwelle am Dienstagvormittag aus<br />

Düsseldorf nach Berlin zurückkehrte, trug er einen kleinen Teilerfolg gegen Jürgen Möllemann<br />

in <strong>der</strong> Tasche. Der Landesvorstand <strong>der</strong> nordrhein-westfälischen FDP hatte während einer<br />

stundenlangen Sitzung das Faltblatt gerügt und mißbilligt, das Möllemann kurz vor <strong>der</strong><br />

Bundestagswahl in Umlauf gebracht hatte, um die sogenannte Antisemitismus-Debatte in<br />

Erinnerung zu rufen. Eine weitere Zusammenarbeit mit Möllemann schließt Westerwelle<br />

kategorisch aus. Zuviel Enttäuschung, zuviel Haß. Möllemann ist aufgrund seiner Begabung für<br />

ein Rededuell besser gerüstet als Westerwelle, auch hat er gute Argumente dafür, daß nicht<br />

allein sein Faltblatt Schuld an <strong>der</strong> Wahlnie<strong>der</strong>lage <strong>der</strong> FDP habe. Es könne nicht sein, daß ein<br />

‚Teilaspekt des Bundestagswahlkampfes‘, gemeint waren die Faltblätter, als Generalursache für<br />

das schlechte Abschneiden gewertet werde. Wie hätte dann das Ergebnis in Baden-<br />

Württemberg, wo es den Antisemitismus-Streit nicht gegeben habe, so schlecht sein können,<br />

fragte er rhetorisch. In Nordrhein-Westfalen hingegen habe die FDP um zwei Prozentpunkte<br />

über dem Bundesdurchschnitt abgeschnitten. Nach und nach wurde Möllemann deutlicher. Wer<br />

habe diese ‚dilettantischen Plakate‘ zu verantworten, fragte er. Bei <strong>der</strong> Flut sei die FDP nicht<br />

anwesend gewesen. Als das ganze Land über einen möglichen (Angriffs-) Krieg gegen den Irak<br />

gesprochen habe, sei ‚kein kraftvolles Wort‘ von <strong>der</strong> FDP zu hören gewesen.“ 721<br />

Frank Hills zum Flyer: „Richten wir unser Augenmerk daher auf sein ‚umstrittenes‘ und<br />

angeblich so ‚berüchtigtes‘ Flugblatt, das immerhin <strong>der</strong> Auslöser seiner politischen Isolierung<br />

war. Was war an dessen Inhalt überhaupt so verwerflich, daß es den Zorn <strong>der</strong> gesamten<br />

‚deutschen‘ Medienjournaille hervorrief? Nun, darin hieß es als Text zu Photographien von<br />

Möllemann, dem israelischen Ministerpräsidenten Scharon und dem stellvertretenden<br />

Zentralratsvorsitzenden <strong>der</strong> Juden in Deutschland Michel Friedman:<br />

‚Jürgen W. Möllemann setzt sich seit langem beharrlich für eine friedliche Lösung des<br />

Nahostkonfliktes ein. Mit sicheren Grenzen für Israel und einem eigenen Staat für die<br />

Palästinenser. Israels Ministerpräsident Ariel Scharon lehnt einen eigenen Palästinenserstaat‚<br />

ab. Seine Regierung schickt Panzer in Flüchtlingslager und mißachtet Entscheidungen des<br />

UNO-Sicherheitsrates. Michel Friedman verteidigt das Vorgehen <strong>der</strong> Scharon-Regierung.<br />

720 Bild, „Die Akte Möllemann“, 06.06.2003, S. 3<br />

721 Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 223, „Möllemann <strong>der</strong> Gute - Er kämpft um seine Zukunft, und ein Nachfolger<br />

steht bereit“, 25.09.2002, S. 4, Artikel v. Peter Carstens<br />

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