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Vom Ende der Zeiten

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3. <strong>Vom</strong> <strong>Ende</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeiten</strong><br />

„Das ASPEN-Institut wurde 1956 im US-amerikanischen<br />

Wintersportort Aspen, Colorado, gegründet, sein heutiges<br />

Hauptquartier liegt in Washington D. C. 1974 wurde seine erste<br />

Zweigstelle in Europa, nämlich in Berlin, errichtet. Bis 1988 war<br />

Grün<strong>der</strong> Shapard ‚Shep‘ Stone (1908-1990) auch Direktor des<br />

Instituts. Eine kurze Beschäftigung mit dem Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> deutschen<br />

Dependance des ASPEN-INSTITUTS Stone, <strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

‚Community‘ heute noch immer als eine Art Lichtgestalt des<br />

Transatlantizismus verehrt wird, kann zugleich genutzt werden, um<br />

das ASPEN-Unternehmen in einen historischen Zusammenhang zu<br />

stellen, <strong>der</strong> ziemlich erhellend ist.<br />

Auffallend ist zunächst die Parallele zum Hintergrund des<br />

ATLANIK-BRÜCKE-Grün<strong>der</strong>s Eric M. Warburg. Wie er war<br />

Shepard Arthur Cohen, so sein Geburtsname, jüdischer Herkunft,<br />

Bild 245: „Der außenpolitische Sprecher <strong>der</strong> Union, Prof. Dr. Friedbert Pflüger, wie<strong>der</strong>holte<br />

kürzlich abermals, daß er an die Existenz <strong>der</strong> Massenvernichtungswaffen (im Irak) glaube. Vor<br />

dem Krieg bestand Pflüger unentwegt auf dem Aufbau einer ‚Drohkulisse‘. Bloßgestellt wurde <strong>der</strong><br />

Unionspolitiker mittlerweile von einem Mitglied <strong>der</strong> US-Regierung: ‚Aus bürokratischen Gründen<br />

haben wir uns auf ein Thema festgelegt, auf Massenvernichtungswaffen, weil das <strong>der</strong> einzige<br />

Grund war, dem je<strong>der</strong> zustimmen konnte‘, gestand Paul Wolfowitz, Vize-Verteidigungsminister <strong>der</strong><br />

USA, in <strong>der</strong> Juli-Ausgabe des Magazins VANITY FAIR.“ 12381239 [21, Seite 157]<br />

aber in den Vereinigten Staaten geboren. Noch in den USA läßt er seinen Nachnamen än<strong>der</strong>n.<br />

1929 geht er als ‚Stone‘ zum Studium nach Deutschland, studiert in Heidelberg und Berlin<br />

Staatswissenschaften und Geschichte und promoviert 1932 bei Hermann Oncken über deutschpolnische<br />

Beziehungen. Stone spricht also gut Deutsch, heiratet Charlotte Hasenclever-Jaffé<br />

aus angesehener jüdischer Familie und bleibt zeitlebens ein ‚Berlinophiler‘. Als die USA im<br />

Dezember 1941 offiziell in den Zweiten Weltkrieg eintreten, meldet sich Stone freiwillig zur<br />

Armee und wird einer Abteilung für psychologische Kriegsführung unterstellt. …<br />

Bei Kriegsende hilft er in Berlin dabei, Dokumente aus Verstecken des Auswärtigen Amtes für<br />

die Amerikaner zu sichern, die bald darauf bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen<br />

Verwendung finden, auch dies eine Parallele zu Eric M. Warburg, <strong>der</strong> ja für die Kriegsverbrecherprozesse<br />

dolmetschte. O<strong>der</strong> zu Henry ‚Heinz‘ Kissinger, <strong>der</strong> ebenfalls mit <strong>der</strong> US-<br />

Armee in Deutschland einzog und einer Abteilung des Heeresgeheimdienstes angehörte, dem<br />

CIC (Counter Intelligence Corps), Vorläufer <strong>der</strong> heutigen DIA (Defense Intelligence Agency).<br />

Stone ist bei <strong>der</strong> amerikanischen Besatzungsbehörde beschäftigt und berät diese bis 1946 beim<br />

Neuaufbau des deutschen Zeitungswesens. Im gleichen Jahr geht er jedoch nach Amerika<br />

zurück, um 1949 mit dem neuen Hochkommissar John McCloy nach Deutschland<br />

zurückzukehren. Stone knüpft bei seiner Arbeit dort an, wo er aufgehört hatte, denn, so <strong>der</strong><br />

Historiker Volker Berghan in seinem Buch ‚Transatlantische Kulturkriege‘, 1240 war sein Interesse<br />

daran, die ‚psychische Rekonstruktion‘ Deutschlands mit zu organisieren, zu stark.<br />

Der Banker und Jurist John Jay McCloy, von 1947-49 Präsident <strong>der</strong> Weltbank, von 1949-1952<br />

Hoher Kommissar und Militärgouverneur <strong>der</strong> neugeschaffenen BRD, von 1954-1970<br />

Ehrenvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> privaten Denkfabrik zur Gestaltung <strong>der</strong> amerikanischen Außenpolitik,<br />

dem COUNCIL ON FOREIGN RELATION und Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> von Rockefellers Chase<br />

Manhattan Bank, war neben Eric M. Warburg Mitbegrün<strong>der</strong> des AMERICAN COUNCIL ON<br />

GERMANY und <strong>der</strong> ATLANTIK-BRÜCKE.“ [21, Seite 107, 108, 115]<br />

Die Alliierten Siegermächten konnten nicht ewig über einen eigenen Hochkommissar herrschen.<br />

Die Einbindung und das Päppeln einheimischer Eliten in bestehende Strukturen, war die<br />

notwendige und smarte Alternative. Die Demokratie <strong>der</strong> verweigerten Volksentscheide und <strong>der</strong><br />

steten Mißachtung des Mehrheitswillens des Volkes, <strong>der</strong> große Bluff. England und die USA<br />

standen 1939 längst politisch und wirtschaftlich unter Kontrolle <strong>der</strong> Bankiers-Familien. Wer<br />

Europa aber kontrollieren will, mußte Deutschland politisch und wirtschaftlich beherrschen. Für<br />

dieses Ziel wurde aus Sicht <strong>der</strong> alliierten Eliten <strong>der</strong> Zweite Weltkrieg geführt.<br />

1238 DER SPIEGEL, „Massenvernichtungswaffen - ‚Die Bedrohung durch Saddam Hussein und seine Massenvernichtungswaffen<br />

ist real‘", 18.09.2003<br />

1239 DER TAGESSPIEGEL, „Pflüger begrüßt Zuwan<strong>der</strong>ung - CDU-Fraktionschef für ‚Willkommenskultur‘“, 10.02.2007<br />

1240 Volker Berghahn, „Transatlantische Kulturkriege. Shepard Stone, die Ford-Stiftung und <strong>der</strong> europäische<br />

Antiamerikanismus“, Stuttgart 2004, S. 73<br />

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