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Vom Ende der Zeiten

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5. VÖLKERWELT. Schönheit des Lebens<br />

Ethnozentrismus 1709<br />

„Die Folgen des Befundes, daß Menschen ihr Verhalten als eine Funktion <strong>der</strong> genetischen<br />

Ähnlichkeit gestalten, sind weitreichend. Sie implizieren eine biologische Basis für den<br />

Ethnozentrismus. Denn trotz <strong>der</strong> enormen Varianz innerhalb von Populationen kann man davon<br />

ausgehen, daß sich zwei Individuen innerhalb einer ethnischen Gruppe im Durchschnitt<br />

genetisch ähnlicher sein werden, als zwei Individuen von unterschiedlichen ethnischen<br />

Gruppen. Der Theorie <strong>der</strong> genetischen Ähnlichkeit zufolge kann man aber damit rechnen, daß<br />

die Menschen ihre eigene Gruppe gegenüber an<strong>der</strong>e bevorzugen.<br />

Ethnischer Konflikt und ethnische Rivalität sind natürlich eines <strong>der</strong> großen Themen von<br />

historischen und zeitgenössischen Gesellschaften (Horowitz, 1985; Shaw & Wong, 1989; van<br />

den Berghe, 1981). Die lokale ethnische Bevorzugung zeigt sich auch bei Gruppenmitglie<strong>der</strong>n,<br />

die es vorziehen, sich im selben Gebiet zu versammeln und miteinan<strong>der</strong> in Klubs und<br />

Organisationen zu verkehren. Ein Verständnis des mo<strong>der</strong>nen Afrikas z. B. ist ohne Kenntnis des<br />

dortigen Tribalismus nicht möglich (Lamb, 1987).<br />

Viele Studien haben festgestellt, daß die Menschen eher den Mitglie<strong>der</strong>n ihrer eigenen Rasse<br />

o<strong>der</strong> ihres eigenen Landes helfen, als den Mitglie<strong>der</strong>n an<strong>der</strong>er Rassen o<strong>der</strong> Fremden, und daß<br />

<strong>der</strong> Antagonismus zwischen Klassen und Nationen größer sein kann, wenn ein rassisches<br />

Element involviert ist. Traditionell haben Politikwissenschaftler und Historiker Konflikte zwischen<br />

Gruppen selten von einem evolutionären Standpunkt aus betrachtet, daß Furcht und Mißtrauen<br />

gegenüber Fremden biologische Ursprünge haben könnten.<br />

Viele einflußreiche Sozialpsychologen haben darüber nachgedacht, ob die Übertragung <strong>der</strong><br />

Xenophobie teilweise genetisch bedingt sein könnte. W. J. McGuire (1969, S. 265) bemerkte in<br />

diesem Zusammenhang: ‚Es erscheint bei spezifischen Einstellungen <strong>der</strong> Feindseligkeit<br />

möglich, daß sie genetisch übertragen werden, und zwar auf die Art, daß die Feindseligkeit in<br />

einem größeren Ausmaß auf Fremde <strong>der</strong> eigenen Spezies gerichtet wird, als auf Vertraute <strong>der</strong><br />

eigenen Spezies o<strong>der</strong> auf Mitglie<strong>der</strong> von an<strong>der</strong>en Spezies. Es erscheint nicht unmöglich, daß<br />

die Xenophobie eine teilweise angeborene Einstellung des Menschen ist.‘<br />

Theoretiker von Darwin und Spencer bis hin zu Allport und Freud und neuerdings Alexan<strong>der</strong>,<br />

Campbell, Eibl-Eibesfeldt und E. O. Wilson haben daran gedacht, daß die ‚Ingroup/Outgroup‘-<br />

Diskriminierung ihre Wurzeln tief in <strong>der</strong> Evolutionsbiologie hat. Eine historische Betrachtung<br />

lieferte van <strong>der</strong> Dennen, 1987. Neuere entwicklungspsychologische Studien haben<br />

herausgefunden, daß sogar sehr junge Kin<strong>der</strong> eine klare und oft recht rigide Verachtung für<br />

Kin<strong>der</strong> zeigen, <strong>der</strong>en ethnisches und rassisches Erbe sich von ihrem eigenen unterscheidet,<br />

auch wenn Erfahrungs- und Sozialisationsauswirkungen offensichtlich fehlen (Aboud, 1988).<br />

1709 ETHNOZENTRISMUS: Ein Komplex von Einstellungen, die dadurch gekennzeichnet sind, daß sich die Mitglie<strong>der</strong><br />

einer ethnischen Gruppe, auf Basis ihrer eigenen Vorstellungen von dem, was sozial, kulturell und biologisch gut und<br />

richtig ist, gegenüber einer an<strong>der</strong>en ethnischen Gruppe als überlegen, o<strong>der</strong> zumindest vorziehenswert betrachten.<br />

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