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Vom Ende der Zeiten

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3. <strong>Vom</strong> <strong>Ende</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeiten</strong><br />

Bild 246: „Am 18. März 1969 beginnt die U.S. Airforce damit, das neutrale Kambodscha zu<br />

bombardieren, um den wichtigen Nachschubweg des Vietcong, den Ho.Chi-Minh-Pfad, zu<br />

zerstören. Die von Richard Nixon und Henry Kissinger genehmigten illegalen Bombardements<br />

werden erst im Watergate-Skandal bekannt. Bis 1973 wirft die U.S. Airforce insgesamt 540.000<br />

Tonnen Bomben über Kambodscha ab. Mehr als 700.000 Menschen, ein Zehntel <strong>der</strong> Bevölkerung,<br />

kommen dabei ums Leben.“ 1241<br />

„Transatlantik-Supremo Henry ‚Heinz‘ Kissinger ist kein netter älterer Herr. Er ist eine hochproblematische<br />

Person mit einer völlig unaufgearbeiteten politischen Vergangenheit, gleichwohl<br />

Dauergast und politischer Leuchtturm in unzähligen ‚Denktanks‘, Einflußgremien und<br />

Machtzirkeln. Warum? Der 87-Jährige erfreut sich ungebrochener Vitalität und allseitiger<br />

transatlantizistischer Verehrung. Allein Kissinger, so will es scheinen, kann letzte<br />

transatlantische Weihen verleihen. Dies wußte offensichtlich auch Karl-Theodor zu Guttenberg,<br />

denn er ließ sich gezielt neben ‚Kissi‘ ablichten. Wie er das anstellte? Mit einem Kuß.<br />

Das Bild war bei BILD überschrieben: ‚Minister Guttenberg: Küßchen geben, Kissinger<br />

hören.‘ 1242 Das fällt bei Menschen, die nicht ver’BILD’et sind, unter Hundesprache: Pfötchen<br />

geben, Küßchen geben, aufs Herrchen hören. …<br />

Es ist schlechterdings unmöglich, sich einem Mann wie Kissinger gegenüber nicht zu<br />

positionieren, außer man leidet an fortgeschrittener retroga<strong>der</strong> Amnesie. Nimmt man die<br />

höheren Weihen von Kissinger an, wie Guttenberg das tat, so hat man sich im Grunde völlig<br />

desavouiert (bloßgestellt). Es ist folglich erschütternd, wer in unserem Lande schon alles beim<br />

trautlichen Tête-à-tête mit dem alten ‚Hohepriester‘ des Transatlantizismus gesehen wurde,<br />

obwohl eine Reihe von Menschenrechtsorganisationen und NGOs seit Jahrzehnten versuchen,<br />

diesem ‚Mr. Teflon‘ beizukommen. Wenigstens konnte bewirkt werden, daß Kissinger vom<br />

Vorsitz <strong>der</strong> 9/11-Untersuchungskommission zurücktreten mußte.<br />

In ‚The Trial of Henry Kissinger‘ 1243 trug <strong>der</strong> bekannte britisch-amerikanische investigative<br />

Journalist Christopher Hitchens aus freigegebenen Dokumenten Fakten zusammen. Sein Buch<br />

wurde 2001 als Serie im anerkannten HARPER’S MAGAZIN veröffentlicht. Hitchens, ein<br />

bekennen<strong>der</strong> Atheist und Befürworter <strong>der</strong> Irak-Invasion, ist also keineswegs ein Kritiker <strong>der</strong> US-<br />

Außenpolitik an sich. Er schreibt: ‚Es ist schwierig sich vorzustellen, daß ein pummeliger Mann<br />

mit schwarzer Fliege, <strong>der</strong> 25.000 Dollar für eine Ansprache nach dem Dinner einstreicht,<br />

<strong>der</strong>selbe Mann ist, <strong>der</strong> die Vernichtung von Zivilbevölkerung, die Ermordung unbequemer<br />

Politiker und das Kidnappen und Verschwindenlassen von Soldaten, Journalisten und Klerikern<br />

anordnete, die ihm im Wege waren. Aber es ist so.‘<br />

1241 DIE ZEIT, „Die Mör<strong>der</strong> kommen zurück - Die gefürchteten Truppen Pol Pots rücken unaufhaltsam vor“,<br />

12.01.1990, S. 10, Artikel v. Michael Sontheimer<br />

1242 Bild, „BEIM DEUTSCH-AMERIKANISCHEN FREUNDSCHAFTSDINNER - Minister Guttenberg: Küßchen geben,<br />

Kissinger hören“, 07.02.2010<br />

1243 Christopher Hitchens, „Die Akte Kissinger“, DVA, Stuttgart 2001<br />

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