Vom Ende der Zeiten

5. VÖLKERWELT. Schönheit des Lebens
„Der englische Nobelpreisträger Bertrand Russell stellte fest: ‚Die Entwicklung Deutschlands
von 1871 bis 1914 zeigte soviel Tatkraft, Fähigkeiten und Begabungen, wie sie keine Nation
jemals zuvor bewiesen hat. Die Deutschen verfügten über eine bessere Bildung als die
Franzosen, Engländer oder Amerikaner; sie besaßen mehr technische Fachleute auf allen
Gebieten. Doch ohne die Hilfe einer tüchtigen, ehrlichen Bürokratie hätte die deutsche
Wirtschaft sich nicht zu dem entwickeln können, was sie wurde.‘
Für Medizin, Chemie und Physik werden von 1901 bis 1919 neunundvierzig Nobelpreise an
Wissenschaftler aus dreizehn Ländern verliehen. Allein siebzehn Nobelpreise entfallen hiervon
auf deutsche Wissenschaftler. Die deutsche Unterrichtsverwaltung, die einheitliche Ausbildungsziele
vorgibt, Prüfungsordnungen festlegt, die Ausbildung der Lehrer bestimmt und für ständige
Anpassung der Lehrpläne an die jeweiligen Gegebenheiten sorgt, schafft ein Bildungsniveau in
Deutschland, das unter allen Ländern der Erde seinesgleichen sucht. Diesem preußischen
Bildungssystem verdankt Deutschland nach der staatlichen Einheit von 1871 seine
wissenschaftliche und industrielle Spitzenstellung. Der englische Physiker John D. Bernal stellte
1967 fest: „Deutschland begann die wissenschaftliche Welt zu beherrschen.“ 1777
Erich Born schreibt: „Deutschland verdankt seinen Aufstieg zur wirtschaftlichen Großmacht und
zum führenden Industrieland Europas in der Zeit des Kaiserreiches ganz entscheidend den
Leistungen seiner Naturwissenschaftler und seiner Techniker, deren Grundlagenforschung
einen großen Anteil an den technischen Erfindungen des späten 19. Und frühen 20.
Jahrhunderts hatten. Dazu gehört die Entwicklung der Elektro- und der Thermodynamik durch
Untersuchungen von Hermann von Helmholtz. Mit der Entdeckung des dynamoelektrischen
Prinzips durch Werner v. Siemens begann die Entwicklung der Starkstromtechnik.
Nachdem Werner v. Siemens 1879 eine elektrische Miniaturlokomotive konstruiert hatte, baute
er 1881 die erste elektrische Straßenbahn, die in Berlin-Lichterfelde fuhr. Nikolaus Otto und
Eugen Langen leiteten 1867 das Zeitalter der Verbrennungsmotoren ein … 1876 baute Otto den
ersten Viertaktmotor, auf dessen Grundlage Daimler und Maybach 1884 einen schnellaufenden
Benzinmotor entwickelten. In Zusammenarbeit mit der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg
(MAN) und der Firma Krupp entwickelte Rudolf Diesel 1893-1897 den Dieselmotor. …
1888 gelang mit der Erfindung des Spannbetons durch Doehring ein großer Fortschritt in der
Bautechnik. [60, Seite 20, 21]
Am Vorabend des Ersten Weltkrieges war Deutschland hinter Großbritannien der zweitgrößte
Exporteur von Industriewaren. Für Metalle, für Maschinen, für Erzeugnisse der chemischen, der
elektrotechnischen Industrie, der Industrie der Steine und Erden war Deutschland der größte
Lieferant auf dem Weltmarkt. [60, Seite 73]
1777 Heiner Hofsommer, „Meilensteine der deutschen Geschichte“; Edition-Vademekum, Straelen, 2007
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