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Vom Ende der Zeiten

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3. <strong>Vom</strong> <strong>Ende</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeiten</strong><br />

Stefan Scheil schreibt: „Als privater Verein einer Gruppe von Hamburger Geschäftsleuten und<br />

Journalisten entstand 1952 die ATLANTIK-BRÜCKE. Nach dem Willen <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong> sollte sie<br />

zur Entwicklung einer dauerhaften Freundschaft und zur Einbindung <strong>der</strong> (Elite <strong>der</strong>)<br />

Bundesrepublik in die Kultur- und Wertegemeinschaft <strong>der</strong> westlichen Welt beitragen. …<br />

Mit Arnold Bergstraesser übte im Krisenjahr 1960 ein Professor für Politikwissenschaft den<br />

Vorsitz aus. Bergstraesser amtierte als Chairman, Gotthard Frhr. von Falkenhausen als Vice-<br />

Chairman. Der überwiegende Teil <strong>der</strong> damals 45 Mitglie<strong>der</strong> kam aus <strong>der</strong> Banken- und<br />

Wirtschaftswelt, darunter Karl Schiller und Otto Wolf v. Amerongen. Als Journalisten,<br />

Wissenschaftler und Autoren waren noch Marion Gräfin Dönhoff, Max Horkheimer, Professor<br />

Helmut Kuhn, Curt E. Schwab und Carl Friedrich von Weizsäcker vertreten. Desweiteren<br />

Professor Constantin von Dietze, <strong>der</strong> Präsident <strong>der</strong> Generalsynode <strong>der</strong> evangelischen Kirche.<br />

… Zu den wichtigsten Gründungsmitglie<strong>der</strong>n gehörten Eric M. Warburg und Erik Blumenfeld.<br />

Wie so viele an<strong>der</strong>e hatte <strong>der</strong> Hamburger Bankier Warburg Deutschland im Jahr 1938<br />

verlassen, als Folge <strong>der</strong> antijüdischen Gesetzgebung. Er trat 1942 in die amerikanischen<br />

Streitkräfte ein und kehrte 1945 als Nachrichtenoffizier nach Deutschland zurück. Warburg<br />

setzte sich unter an<strong>der</strong>em mit Hilfe <strong>der</strong> ATLANTIK-BRÜCKE für eine Umgestaltung <strong>der</strong><br />

westdeutschen Gesellschaft ein, übernahm aber auch eine führende Rolle beim zeitgleich<br />

gegründeten American Council on Germany. Es gehört zu den Merkwürdigkeiten <strong>der</strong><br />

Erlebniswelt bundesdeutscher Eliten und Zeitungsleser nach 1945, daß man mit Churchill nun<br />

gerade jene Person in <strong>der</strong> Presse lobte, die für die erfolgreiche Zerstörungspolitik gegenüber<br />

dem deutschen Staatswesen und Städten wie Hamburg verantwortlich gewesen war.<br />

Ebenfalls zum Grün<strong>der</strong>kreis <strong>der</strong> ATLANTIK-BRÜCKE gehörten Ernst Friedlän<strong>der</strong>, Journalist,<br />

namhafter Publizist <strong>der</strong> Nachkriegszeit und von 1954 bis 1957 als Nachfolger Eugen Kogons 1223<br />

<strong>der</strong> Präsident <strong>der</strong> Europa-Union. Wie bei früheren und künftigen Unternehmungen ähnlicher Art,<br />

etwa den ab 1960 von <strong>der</strong> ATLANTIK-BRÜCKE-Mitglied Max Horkheimer in Zusammenarbeit<br />

mit dem American Jewish Committee organisierten Erfahrungsreisen deutscher Multiplikatoren<br />

in die USA, beteiligte sich die Ford-Foundation mit <strong>der</strong> Unterstützung Shepard Stones (Cohen),<br />

<strong>der</strong> seine deutschlandpolitische Karriere phasenweise als Pressesprecher von Hochkommissar<br />

McCloy begonnen hatte, an <strong>der</strong> Finanzierung dieser Biennial-Konferenzen. Shepard Stone<br />

nahm an <strong>der</strong> ersten Konferenz teil, ebenso Dr. Carl Landauer, Chefredakteur von FOREIGN<br />

AFFAIRS, 1224 Hamilton Fish und Dean G. Acheson.<br />

Auf <strong>der</strong> ersten Konferenz im Oktober 1959 in Bad Godesberg gehörte AJC-Präsident Irving<br />

Engel mit zu den Delegierten. Die Anwesenheit war Teil <strong>der</strong> Anstrengungen des AJC zur<br />

‚För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Demokratie und <strong>der</strong> Umerziehung in Deutschland‘, mit denen während des<br />

Krieges unter <strong>der</strong> Führung von Joseph Proskauer begonnen worden sei und die dann nach dem<br />

Krieg von AJC-Präsident Jacob Blaustein sowie Irving Engel weitergeführt worden seien.<br />

An <strong>der</strong> zweiten Veranstaltung in Washington nahmen neben Jacob Blaustein, Direktor <strong>der</strong><br />

Standard Oil Company (Rockefeller), Benjamin Epstein, <strong>der</strong> geschäftsführende Direktor <strong>der</strong> ADL<br />

(Anti-Defamation League), Carl J. Friedrich, Politikwissenschaftler in Harvard und Eric M.<br />

Warburg, Präsident von E.M. Warburg & Co., teil.<br />

1223 Eugen Kogon, Mutter jüdisch-russischer Herkunft, Publizist, Soziologe und Politikwissenschaftler. Kogon brachte<br />

Bücher wie „Der SS-Staat - Das System <strong>der</strong> deutschen Konzentrationslager“ (1946) o<strong>der</strong> „Nationalsozialistische<br />

Massentötungen durch Giftgas. Eine Dokumentation“ (1986) heraus.<br />

1224 Das FOREIGN AFFAIRS ist ein US-amerikanisches Journal, das seit 1922 in New York vom COUNCIL ON<br />

FOREIGN RELATION herausgegeben wird. Das CFR ist so etwas wie die Schattenregierung <strong>der</strong> USA mit bis zu<br />

5.000 Mitglie<strong>der</strong>n aus Banken, Wirtschaft/Industrie, Massenmedien, Politik, Armee und Geheimdiensten.<br />

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