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Vom Ende der Zeiten

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2. Demokratische Täter-Opfer-Umkehr<br />

Bundesdeutsche morden Einheimische<br />

Die TAGES WOCHE schreibt: „Der ‚Stay Behind‘-Leiter<br />

des Bundesnachrichtendiensts, Johannes Kramer alias<br />

‚Cello‘, stecke hinter den Bombenattentaten im<br />

Großherzogtum, die Mithilfe von BND- und MI6-Agenten<br />

und zehn Luxemburger Unterstützern, die wie<strong>der</strong>um<br />

eigene Helfer angeheuert hätten, verübt wurden. Das<br />

sagte gestern sein Sohn, Andreas Kramer, unter Eid vor<br />

Gericht. Am 18. Prozeßtag im ‚Bommeleeër‘-Prozeß gab<br />

er gestern ausführlich und detailliert Auskunft über die<br />

Informationen, die ihm sein im vergangenen November<br />

verstorbener Vater über Jahre mitgeteilt hat. Dieser<br />

habe ihm mit dem Tod gedroht, falls er mit seinem<br />

Wissen an die Öffentlichkeit gehen sollte.<br />

Bild 62: Andreas Kramer bestätigte, daß <strong>der</strong> BND, damals unter dem Präsidenten Klaus Kinkel<br />

(FDP), beim Töten von Deutschen auf dem Oktoberfest 1980 eine wichtige Rolle spielte.<br />

Kramer Junior soll bei den Gesprächen auch erfahren haben, daß sein Vater, <strong>der</strong> ihn als ‚Stay<br />

Behind‘-Agent habe aufbauen wollen, unter an<strong>der</strong>em auch verantwortlich für das blutige Attentat<br />

1980 auf dem Münchner Oktoberfest war. Auf die Frage <strong>der</strong> Vorsitzenden Richterin Sylvie<br />

Conter, weshalb er nicht mit den Informationen an deutsche Behörden gegangen sei, drückte<br />

<strong>der</strong> Zeuge sein Mißtrauen gegenüber <strong>der</strong> deutschen Justiz aus, die im Fall München gar nicht<br />

weiter ermitteln wolle.<br />

Die Attentate in Italien, in München und in Belgien seien Teil eines Beschlusses auf höchstem<br />

Nato-Niveau gewesen, genauer gesagt im ‚Allied Clandestine Committee‘, in das auch<br />

Luxemburg mit eingebunden war. Das ACC wurde damals von Kramer Seniors direktem<br />

Vorgesetzten, dem deutschen General Leopold Chalupa, dem damaligen Oberbefehlshaber <strong>der</strong><br />

Alliierten Streitkräfte EURO Mitte (CENTAG) geführt. Der Luxemburger ‚Service de<br />

Renseignement‘ sei direkt in die Befehlskette eingebunden gewesen. Als Koordinator<br />

verschiedener Operationen mit Geheimdiensten aus Deutschland, Großbritannien und dem<br />

Benelux-Raum habe Kramer Senior sehr wohl Kontakt mit dem damaligen Geheimdienstchef<br />

Charles-Hoffmann gehabt, auch wenn dieser das abstreite, so sein Sohn vor Gericht.<br />

Zurück zu Charles Hoffmann: Der habe als Geheimdienstchef die Anschläge natürlich nicht<br />

akzeptieren können. Schließlich trug er zum Teil die Verantwortung für die Sicherheit des<br />

Landes. Also habe er sich an CIA und FBI gewandt, in <strong>der</strong> Hoffnung, daß die Amerikaner dem<br />

Spuk ein <strong>Ende</strong> machen, indem sie auf höchster NATO-Ebene intervenieren. ‚Es war NATO<br />

gegen NATO‘, faßte Andreas Kramer die Lage zusammen. 1986 wurde Luxemburg aus dem<br />

NATO-Spannungsprogramm rausgenommen, deshalb hätte die Anschlagsserie plötzlich<br />

aufgehört. ‚Mein Vater wußte, daß mit Ermittlungen in <strong>der</strong> ‚Bommeleeër‘-Affäre zu rechnen sei‘,<br />

sagt Andreas Kramer. Auch lange nachdem er aus dem offiziellen Dienst ausgeschieden war.<br />

Anfang 2007 habe er seinem Sohn bereits anvertraut, daß die beiden angeklagten Ex-<br />

Gendarmen Marc Scheer und Jos Wilmes nichts mit den Bombenanschlägen zu tun hatten.<br />

Kramer Senior hatte beim Verschwinden zahlreicher Beweisstücke offenbar seine Finger im<br />

Spiel. Diese, die wie beim Prozeß zu hören war, nur sehr ungenügend gesichert waren, habe er<br />

mit Unterstützung von SREL-Chef Hoffmann verschwinden lassen. Der keine Wahl gehabt<br />

habe, als mit anzupacken, die ganze Angelegenheit unter den Teppich zu kehren.<br />

Hoffmann hat in einem Interview bereits bestritten, daß er irgendetwas mit Johannes Kramer zu<br />

tun hatte und daß <strong>der</strong> Geheimdienst in die Bombenanschläge verwickelt war. Das Gericht<br />

überlegte gestern, ob Charles Hoffmann nicht sehr zeitnah zu den Aussagen von Andreas<br />

Kramer gehört werden sollte. Der Zeuge wird darum auch heute Mittwoch noch vor Gericht<br />

stehen. Der beigeordnete Staatsanwalt Georges Oswald hätte gerne noch präzisere<br />

Informationen zu einzelnen Punkten, die von Kramer angesprochen wurden. Seine Aussage,<br />

daß er in drei Stunden zuviel ‚generelles Blabla‘ gehört habe, sorgte sowohl beim Zeugen<br />

selbst, als auch bei <strong>der</strong> Verteidigung für energische Reaktionen. ‚Die drei letzten Stunden waren<br />

die ersten drei, in <strong>der</strong> mit Kopf und Fuß über ‚Stay Behind‘ gesprochen wurde‘, hielt Me Gaston<br />

Vogel entgegen.“ 338<br />

338 Tages Woche, „‚Bommeleeër‘-Affäre -‚Es war NATO gegen NATO‘“, 10.04.2013<br />

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