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Vom Ende der Zeiten

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5. VÖLKERWELT. Schönheit des Lebens<br />

Der Theorie <strong>der</strong> genetischen Ähnlichkeit zufolge ist <strong>der</strong> Patriotismus mehr als nur ein<br />

‚manipulierter‘ Altruismus, <strong>der</strong> zum genetischen Nachteil des Individuums funktioniert. Er ist eine<br />

epigenetisch geleitete Strategie, durch die die Gene Kopien von sich selbst effektiver<br />

reproduzieren. Die Entwicklungsprozesse, die Johnson (1986) und an<strong>der</strong>e skizziert haben,<br />

finden zweifelsfrei statt, ähnlich wie dies bei an<strong>der</strong>en Formen von manipuliertem Altruismus <strong>der</strong><br />

Fall ist. Wenn diese den menschlichen Hang, eine starke moralische Verpflichtung gegenüber<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft zu empfinden, ausreichend erklären würde, bliebe <strong>der</strong> Patriotismus<br />

evolutionsbiologisch betrachtet eine Anomalie. <strong>Vom</strong> Standpunkt <strong>der</strong> Optimierung aus könnte<br />

man fragen, ob evolutionär stabile Ethiksysteme sehr lange überleben würden, wenn sie ständig<br />

zu Reduktionen in <strong>der</strong> Gesamtfitneß <strong>der</strong>er, die an sie glauben, führen würden.<br />

[50, Seite 134, 135]<br />

Beispiele für Ideologien, die die genetische Fitneß erhöhen, sind religiöse Überzeugungen,<br />

welche die Ernährungsgewohnheiten, die sexuelle Praxis, die Ehesitten, die Säuglingspflege<br />

und die Kin<strong>der</strong>aufzucht regeln (Lumsden & Wilson, 1981; Reynild & Tanner, 1983). …<br />

Da <strong>der</strong> ethnische Konflikt sich einer Erklärung durch die sozialwissenschaftlichen<br />

Standarddisziplinen wi<strong>der</strong>setzt, kann die Theorie <strong>der</strong> genetischen Ähnlichkeit einen Fortschritt<br />

im Hinblick auf das Verständnis <strong>der</strong> Ursachen dieser Konflikte darstellen, genauso wie von<br />

ethnozentristischen Einstellungen im Allgemeinen. Eibl-Eibesfeldt (1989) war ebenfalls <strong>der</strong><br />

Meinung, daß wenn das Hingezogensein zur Ähnlichkeit (<strong>der</strong> Gruppe) eine genetische<br />

Komponente besitze, dies dann die Basis für Xenophobie als eine dem Menschen angeborene<br />

Eigenschaft liefern würde.<br />

Dieses Phänomen habe sich nach Eibl-Eibesfeldt in allen bis jetzt untersuchten Kulturen<br />

(Völkern) manifestiert. Auch Van den Berghe (1989) stimmte <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> genetischen<br />

Ähnlichkeit in Bezug auf den Ethnozentrismus zu und meinte, daß die Ethnizität eine<br />

‚Urdimension‘ habe. In seinem 1981 publiziertem Werk ‚The Ethnic Phenomenon‘ machte er den<br />

Vorschlag, Ethnozentrismus und Rassismus als Fälle eines erweiterten Nepotismus<br />

(Vetternwirtschaft) zu erklären. Er hatte gezeigt, daß sogar relativ offene und assimilierte<br />

ethnische Gruppen ihre ethnischen Grenzen gegen das Eindringen von Fremden kontrollieren.<br />

Eine genbasierte Evolutionsperspektive für den ethnischen Konflikt anzunehmen, könnte sich<br />

als aufschlußreich erweisen, speziell im Lichte des offensichtlichen Scheiterns <strong>der</strong><br />

Umwelttheorien. Mit dem Aufbrechen des Sowjetblocks wurden viele westliche Analysten von<br />

dem Ausbruch des heftigen ethnischen Antagonismus überrascht, den man für längst beendet<br />

betrachtet hatte. Richard Lynn (1989, S. 534) drückte es deutlich aus:<br />

‚Rassische und ethnische Konflikte ereignen sich zwischen Schwarzen und Weißen in den<br />

Vereinigten Staaten, in Südafrika und Großbritannien, und in <strong>der</strong> ganzen Welt; so z. B. zwischen<br />

Basken und Spaniern in Spanien und Iren und Briten in Nordirland. Diese Konflikte trotzen allen<br />

Erklärungen durch Disziplinen wie <strong>der</strong> Soziologie, Psychologie und Ökonomie. Die Theorie <strong>der</strong><br />

genetischen Ähnlichkeit (strebt nach ‚Reinheit‘ des Genpools und demnach nach Abgrenzung<br />

gegenüber Fremden auf eigenem Territorium) stellt einen großen Fortschritt im Verständnis<br />

dieser Konflikte dar.‘<br />

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