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Vom Ende der Zeiten

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5. VÖLKERWELT. Schönheit des Lebens<br />

Eine <strong>der</strong> einflußreichsten ‚rechten‘<br />

Organisationen zum Erhalt völkischen<br />

Brauchtums ist die Artgemeinschaft<br />

Germanische Glaubens-Gemeinschaft, <strong>der</strong><br />

einige <strong>der</strong> völkischen Siedler/innen angehören.<br />

Der Verein sieht sich als Glaubensgemeinschaft<br />

für nordisch-germanische<br />

Menschen und bezeichnet sich selbst als<br />

größte heidnische Gemeinschaft in<br />

Deutschland. Die Mitgliedschaft in <strong>der</strong><br />

Organisation hängt von einem Nachweis <strong>der</strong><br />

‚nordischen Abstammung‘ ab. …<br />

Die Artgemeinschaft sieht ihr Handeln selbst<br />

als Befolgung <strong>der</strong> Naturgesetze an, das dem<br />

Bild 354: Friedman lehnte den Vorschlag einer „nationalen Bevölkerungspolitik“ für Deutschland<br />

ab. „(Die Deutschen haben) immer noch nicht verstanden, daß Deutschlands Zukunft (heute) nicht<br />

(mehr) davon abhängt, ob deutsche Eltern deutsche Kin<strong>der</strong> bekommen,“ 1818 so <strong>der</strong> Christdemokrat<br />

Michel Friedman. Der völlig gegensätzliche Ansatz zum Volke zwischen <strong>der</strong> rechtsextremenzionistischen<br />

CDU/CSU und des linken NS wollen wir in diesem Kapitel deutlich machen.<br />

Erhalt <strong>der</strong> ‚Rassenreinheit‘ dienen soll. Sie beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Erhalt und<br />

<strong>der</strong> Anwendung germanischen Brauchtums. So richtet sie mehrmals im Jahr zu germanischen<br />

Feiertagen Veranstaltungen aus, die in <strong>der</strong> ‚rechten‘ Szene sehr gefragt sind. ‚An den<br />

zahlreichen großen Treffen mit Hun<strong>der</strong>ten Anhängern nehmen Familien oft geschlossen Teil‘,<br />

berichtet die ‚Rechtsextremismusexpertin‘ Andrea Röpke. [64, Seite 13, 14]<br />

Je mehr sich das Thema Umweltschutz in <strong>der</strong> Gesellschaft etabliert, desto leichter haben es die<br />

völkischen Siedler/innen, mit ihrem ökologischen Auftreten Anschluß bei Menschen in ihrem<br />

Umfeld zu finden. Ihnen geht es aber nicht um ein gutes Leben für alle Menschen und Tiere,<br />

son<strong>der</strong>n um den Erhalt des deutschen Volkes und seines ‚Lebensraumes‘. In dieser Denkweise<br />

folgen die Siedler/innen <strong>der</strong> Gleichung ‚Umweltschutz gleich Heimatschutz gleich Volksschutz‘,<br />

die in <strong>der</strong> ‚rechten‘ Szene weitverbreitet ist und die sich schon zu Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

entwickelte. Konsequenterweise sorgten dann auch die Nationalsozialisten mit dem<br />

‚Reichsnaturschutzgesetz‘ für die erste juristisch fixierte Grundlage des Umweltschutzes. …<br />

Auch in Sachsen-Anhalt sind die völkischen Siedler/innen im Umweltschutzbereich aktiv.<br />

Andrea Prist siedelt mit ihrem Mann und drei Kin<strong>der</strong>n auf einem Hof im Nordwesten Sachsen-<br />

Anhalts. Sie engagiert sich in <strong>der</strong> Bürgerinitiative ‚Gegen das Steinkohlekraftwerk‘, im Bund für<br />

Umwelt und Naturschutz und pflegt gute Kontakte zu den Biobauern in ihrem Umkreis. In den<br />

Jahren 2011 und 2014 scheiterte sie als Einzelkandidatin bei den Wahlen für das Amt als<br />

Bürgermeisterin einer kleinen Gemeinde in Sachsen-Anhalt, doch sie blieb sonst lokalpolitisch<br />

aktiv: Im Frühling 2013 setzte sie sich bei einer öffentlichkeitswirksamen Aktion von<br />

Anwohner/innen für den Bau einer Umgehungsstraße in ihrem Wohnort ein. Und <strong>der</strong> Besitzer<br />

des Schlosses in Sachsen setzte mit seiner mittlerweile verstorbenen Frau insgesamt zwölf<br />

Kin<strong>der</strong> in die Welt. Er ist in <strong>der</strong> ‚rechten‘ Szene gut vernetzt: Auf seinem Besitz sollen mehrfach<br />

Treffen <strong>der</strong> mittlerweile verbotenen extrem ‚rechten‘ Heimattreuen Deutschen Jugend und <strong>der</strong><br />

Artgemeinschaft Germanische Glaubensgemeinschaft stattgefunden haben.<br />

Und auch im Bereich Umweltschutz ist er aktiv: So soll er in Sachsen immer wie<strong>der</strong> auf<br />

Veranstaltungen zu ökologischen Themen anzutreffen sein. Schon in seinem Herkunftsland<br />

Österreich besaß er mit seiner Frau einen Naturkostladen und hielt Vorträge zum gesunden<br />

Leben. In einem Interview darüber berichtete die Ehefrau: ‚Wir waren schon irgendwie Pioniere‘<br />

und beschrieb damit sehr treffend die missionarische Geisteshaltung, mit <strong>der</strong> die völkischen<br />

Siedler/innen ihr Lebenskonzept verfolgen. [64, Seite 19, 20]<br />

Mitten in den grünen Hügeln <strong>der</strong> Mecklenburgischen Schweiz liegt ein unscheinbares Dörfchen.<br />

Zwischen Bäumen und Gräsern stehen versprengt einige Backsteinhäuser, eine Kirche bildet<br />

die Mitte des Ortes. Kaum ein Mensch ist auf den wenigen Straße <strong>der</strong> 70-Seelen-Gemeinde<br />

anzutreffen. Ruhe bestimmt das Dorf, das mit seinem nahen See <strong>der</strong> perfekte Ort ist, um aus<br />

<strong>der</strong> Stadt zu flüchten und für ein paar Tage die Natur zu genießen.<br />

1818 DER TAGESSPIEGEL, „Politik - Bevölkerungspolitik: Stoibers For<strong>der</strong>ung provoziert Wi<strong>der</strong>spruch“, 09.08.2000<br />

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