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Vom Ende der Zeiten

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2. Demokratische Täter-Opfer-Umkehr<br />

Ein Streit, <strong>der</strong> alles verän<strong>der</strong>te<br />

Möllemann schreibt: „Daß <strong>der</strong> Sprecher <strong>der</strong><br />

Deutschen jüdischen Glaubens vieles, wenn nicht<br />

alles im Bezugsrahmen des Holocaust sehen,<br />

akzeptieren und verstehen die meisten Menschen<br />

hierzulande. Aber wie Michel Friedman sich äußert,<br />

fällt aus diesem Rahmen oft heraus. Schon das zu<br />

sagen, werden mir diejenigen verbieten wollen, die<br />

meine Kritik an <strong>der</strong> Politik Scharons und an Friedmans<br />

fast uneingeschränkter Unterstützung dieser Politik als<br />

unzulässig zurückgewiesen und als Tabubruch<br />

bezeichnet haben. Natürlich ist es einzig und allein<br />

Friedmans Sache, zu entscheiden, wie aggressiv er<br />

auftritt. Ich bin <strong>der</strong> Letzte, <strong>der</strong> ihm o<strong>der</strong> sonst wem<br />

dieses selbstverständliche Recht abspräche.<br />

Bild 125: Die CDU droht dem Vieh: „Nicht nur Zugewan<strong>der</strong>te müssen integriert werden, son<strong>der</strong>n<br />

auch Deutsche, die sich am ‚rassistischen‘ antidemokratischen Rand befinden. Angela Merkel ist<br />

die Garantin, daß die CDU sich in diese Richtung anstrengen wird.“ 683<br />

Aber warum darf man ihn dann nicht scharf kritisieren und die Wirkung seiner aggressiven<br />

Auftritte klar bewerten? … Nach dem ‚Antisemitismusstreit‘ kam es zu einem Gespräch<br />

zwischen dem Zentralrat <strong>der</strong> Juden und dem FDP-Präsidium. Präsident Paul Spiegel trat<br />

anschließend versöhnlich und mo<strong>der</strong>at vor die Presse, Friedman dagegen stieß aggressiv ins<br />

Horn. Spiegel spricht vom Lebensrecht Israels, Friedman verlangt die Unterstützung <strong>der</strong> Politik<br />

Scharons, die er zum Tabu erklärt, damit die Kritiker schweigen. Wo war <strong>der</strong> Aufschrei, als<br />

Joschka Fischer den (völkerrechtswidrigen) militärischen Einsatz (<strong>der</strong> NATO) im Kosovo mit<br />

Auschwitz begründete? …<br />

Am 8. Dezember 2002 meldete BILD am SONNTAG, Michel Friedman habe Dr. Westerwelle<br />

aufgefor<strong>der</strong>t, sich nicht aus <strong>der</strong> Affäre zu ziehen: Er sei doch mit allem einverstanden gewesen,<br />

was ich getan hätte. Welcher Friedman sprach da eigentlich? Der Journalist? Der CDU-<br />

Politiker? O<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vizepräsident des Zentralrats <strong>der</strong> Juden in Deutschland? Und weshalb hatte<br />

Friedman das nicht viel früher gesagt? Was geht da vor? Und zwischen wem eigentlich? Hat<br />

Friedman die Aufgabe, dort weiterzumachen, wo Professor Wolffsohn in <strong>der</strong> JÜDISCHEN<br />

ALLGEMEINE im April 2002 begonnen hatte, als er die Deutschen jüdischen Glaubens aufrief,<br />

wegen <strong>der</strong> ‚pro-arabischen‘ Haltung von Dr. Westerwelle und mir einen Wahlboykott <strong>der</strong> FDP zu<br />

erwägen? [28, Seite 170, 172, 173]<br />

In den Wochen meiner Gefechte mit Vertretern des Zentralrats <strong>der</strong> Juden traf ich immer nur auf<br />

zwei Arten von Journalisten. Die einen sagten: Natürlich haben Sie Recht, Herr Möllemann,<br />

aber öffentlich s a g e n durften Sie das nicht. Die an<strong>der</strong>en meinten: Natürlich haben Sie Recht,<br />

Herr Möllemann, aber S i e durften das nicht sagen. …<br />

Was sind das für Kräfte, die mich deshalb ausschalten wollen, weil sonst die ‚Gefahr‘ wachsen<br />

könnte, daß sich Europa für zwei selbständige Staaten Israel und Palästina nicht nur mit<br />

Worten, son<strong>der</strong>n auch mit Taten einsetzen würde? Was wollen diejenigen Kräfte hier im Westen<br />

und dort im Nahen Osten selbst, wenn mein Vorschlag <strong>der</strong> Verhandlungslösung einer KSZE<br />

ihnen so sehr in die Quere hätte kommen können? [28, Seite 117, 121]<br />

Etwa 50.000 Briefe hatten mich von Mai bis Juli erreicht, darunter nur wenige, an <strong>der</strong>en<br />

Zustimmung mir nicht lag. Und sie alle sagten: Bleiben Sie bei Ihrer Haltung. Lassen Sie sich<br />

nicht einschüchtern. Setzen Sie sich in den eigenen Reihen durch. Dann wählen wir Sie. Aber<br />

nur dann. Kein Haß sprach aus ihren Zeilen, keine Beschimpfung, son<strong>der</strong>n einfach nur<br />

Verzweiflung über die mutlose und verlogene Politik so vieler Politiker in allen Parteien. …<br />

Warum habe ich mich nach den Erfahrungen mit dem ‚Antisemitismusstreit‘ trotzdem zu diesem<br />

Flugblatt entschlossen? Weil ich die drohende Nie<strong>der</strong>lage <strong>der</strong> FDP wenigstens zum Teil noch<br />

abwenden wollte. Eine Nie<strong>der</strong>lage, die wegen persönlicher Eifersucht, Feigheit, Dummheit und<br />

Trägheit großer Teile <strong>der</strong> Parteiführung von jedem Kundigen erwartet werden mußte. Weshalb<br />

ich das Flugblatt im Alleingang gemacht habe, ist damit schon erklärt. Warum ich es selbst<br />

finanziert habe, auch.“ [28, Seite 123, 125]<br />

683 DIE WELT, „Auch Deutsche müssen integriert werden“, 03.12.2016, Artikel v. Michel Friedman<br />

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