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Vom Ende der Zeiten

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3. <strong>Vom</strong> <strong>Ende</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeiten</strong><br />

Präsident des ACG ist, Henry Kissinger!<br />

Die Liste <strong>der</strong> ‚Lecturers‘ (Dozenten)<br />

einer Konferenz vom 12./13.01.2006 in<br />

Washington D. C., unter dem Motto ‚A<br />

High-Level Conference – The United<br />

States, Germany and Europe: Building a<br />

Global Agenda‘ zeigt einen typischen<br />

Teilnehmermix: Alan Greenspan,<br />

Vertreter von JP Morgan und Goldman<br />

Sachs, Madeleine Albright, Angela<br />

Merkel usw.<br />

Merkel betonte, daß sie an einer engen<br />

Kooperation mit George W. Bush<br />

interessiert sei. Jedwedem Thema<br />

werde sie mit einer pragmatischen<br />

Haltung begegnen, versprach sie. Anliegen <strong>der</strong> Veranstaltung das gemeinsame Bauen an einer<br />

globalen Agenda und die För<strong>der</strong>ung eines wesentlich höheren Beitrags Deutschlands daran,<br />

sowie an zukünftigen militärischen ‚Anstrengungen‘ (Unternehmen, Krieg).<br />

Der damalige US-Botschafter Robert Kimmitt hielt bei nächtlichem Politevent eine Rede, in <strong>der</strong><br />

er seine Besorgnis über die deutsche Debatte um Hedgefonds (hochspekulative<br />

Finanzprodukte) äußerte. Diese halte er für gefährlich, eine interessante Einlassung zwei Jahre<br />

vor <strong>der</strong> internationalen Finanzkrise, eingeleitet durch den Crash <strong>der</strong> Lehman Brothers<br />

Investmentbank. Der häufig verwendete Begriff ‚amerikanisch‘ ist natürlich ungenau, denn<br />

eigentlich steht er lediglich als Deckname für bestimmte Gruppeninteressen, die mit dem<br />

amerikanischen Volk und dessen Interessen wenig gemein haben. Daher sind<br />

Diskussionsthemen des CFR o<strong>der</strong> des ACG über vermeintlichen ‚Antiamerikanismus‘ nur<br />

sprachliche Verwirrspiele, in denen <strong>der</strong> Außenpolitik-Lea<strong>der</strong> Henry Kissinger wie immer Meister<br />

ist: ‚Globalisierung ist nur ein an<strong>der</strong>es Wort für US-Herrschaft.‘ 1215 [21, Seite 38, 39]<br />

Das beinahe hun<strong>der</strong>t Jahre alte, äußerst einflußreiche Gremium COUNCIL ON FOREIGN<br />

RELATION (CFR) mit Sitz in New York wird als Denkfabrik, engl. Think-Tank, apostrophiert. …<br />

Laut eigenen Angaben ‚dienten die Diskussions- und Studiengruppen mehr als zwei Jahrzehnte<br />

als Brutstätte für die Doktrin <strong>der</strong> strategischen Stabilität, <strong>der</strong> gegenseitigen Abschreckung, <strong>der</strong><br />

Waffenkontrolle und <strong>der</strong> nuklearen Nichtverbreitung, die Amerikas Außenpolitik während <strong>der</strong><br />

Jahre des Kalten Krieges geleitet haben.‘ Der CFR beansprucht darüberhinaus die Vaterschaft<br />

für die Idee des Marshallplans nach dem Zweiten Weltkrieg und das Konzept <strong>der</strong> NATO.<br />

Der <strong>der</strong>zeitige Präsident des CFR seit 2003 ist Richard Nathan Haass. Er liefert ein lebhaftes<br />

Beispiel für die Aktivitäten <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> des Außenpolitikgremiums: Haass war ab 2001 unter<br />

George W. Bush im Außenministerium für politische Planung zuständig und wurde für seine<br />

Konzipierung des Golfkriegs (1990; die Operationen Desert Storm und Desert Shield)<br />

ausgezeichnet. Seine Mitgliedschaften u. a. in <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>berg-Gruppe, dem ASPEN-INSTITUT<br />

und dem Institut für Strategische Studien zeigen an, daß wir es mit einem gewichtigen Insi<strong>der</strong> zu<br />

tun haben. Im Führungsgremium finden sich viele weitere bekannte Namen aus <strong>der</strong> Politik, z. B.<br />

Ex-Außenministerin Madeleine Albright o<strong>der</strong> Ex-Verteidigungsminister Colin Powell, aber auch<br />

aus Industrie und Bankensektor, die nicht so sehr im Rampenlicht stehen. [21, Seite 24, 25]<br />

… Im übrigen weist die Ankündigung <strong>der</strong> Carnegie Hall eine merkwürdige Asymmetrie auf:<br />

das Programm kombiniert politische Personalien <strong>der</strong> XXXL-Klasse, z. B. Holbrooke und<br />

Kissinger, mit dem politischen Leichtgewicht Guttenberg, ein sicheres Anzeichen dafür, daß<br />

man damals mit ihm in transatlantischen Kreisen noch viel vorhatte. Freiherr zu Guttenberg<br />

(CSU) durfte bei ‚Political Berlin‘ zudem mit ZEIT/SZ-Herausgeber Josef Joffe, dem Vorstand<br />

<strong>der</strong> Investmentbank Lazard Germany und früheren US-Botschafter John C. Kornblum, sowie<br />

Richard Holbrooke, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Berliner American Academy, reden. Die Themen solcher<br />

Veranstaltungen spielen eine untergeordnete Rolle. Es geht letztlich stets um den Zustand <strong>der</strong><br />

deutsch-amerikanischen Beziehungen und etwaige Turbulenzen o<strong>der</strong> Mißverständnisse. Viel<br />

wichtiger als alle Äußerungen ist die Signalwirkung, die vom Teilnehmermix solch inszenierter<br />

Podiumsdiskussionen ausgeht. [21, Seite 30]<br />

1215 Werner Biermann, „Globale Spiele. Imperialismus heute - Das letzte Stadium des Kapitalismus?“, Köln 2001<br />

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