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Vom Ende der Zeiten

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5. VÖLKERWELT. Schönheit des Lebens<br />

„Nimmt man aus den genannten Gründen<br />

kritisch zu Fragen <strong>der</strong> Einwan<strong>der</strong>ung und<br />

Einbürgerung Stellung, mahnt man etwa<br />

davor, europäische Län<strong>der</strong> zu<br />

Einwan<strong>der</strong>ungslän<strong>der</strong>n zu erklären, dann<br />

gilt man oft als auslän<strong>der</strong>feindlich.<br />

Ich möchte in diesem Zusammenhang wie<br />

in vielen vorangegangenen Publikationen<br />

noch einmal betonen, daß Fremdenscheu<br />

nicht gleichzusetzen ist mit Fremdenhaß.<br />

Die ambivalente Haltung Fremden<br />

gegenüber gehört zu den Universalien.<br />

Stammesgeschichtliche Anpassungen<br />

liegen dieser Verhaltensdisposition<br />

zugrunde. Sie können jedoch kulturell verschieden ausgestaltet werden. Fremdenhaß ist ein<br />

Produkt <strong>der</strong> Erziehung. Die Bereitschaft zur Fremdenablehnung ist vorhanden, und sie wächst,<br />

wenn eine Gruppe ihre Identität durch eine an<strong>der</strong>e gefährdet glaubt. In <strong>der</strong> Regel sind es beide<br />

Seiten, die sich im Bemühen um die Bewahrung ihrer Identität von <strong>der</strong> jeweils an<strong>der</strong>en<br />

abgrenzen. Jede einseitige Schuldzuweisung ist bei <strong>der</strong> Bewertung solcher Entwicklungen völlig<br />

unangebracht. Daß heute in Armutslän<strong>der</strong>n Wohnende in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n ihr Glück suchen,<br />

aber ihre Identität nach Möglichkeit nicht aufgeben wollen, ist ebensowenig als Fehlverhalten<br />

einzustufen wie das abweisende Verhalten einer autochthonen Bevölkerung, das ja dem<br />

Selbstschutz dient.<br />

Um für die Absicherung des inneren und äußeren Friedens humane Überlebensstrategien<br />

auszubilden, ist es vernünftig, bisherige Entwicklungen im Verlauf <strong>der</strong> Menschengeschichte hier<br />

und an<strong>der</strong>swo bis in die Gegenwart zur Kenntnis zu nehmen. Man wird dabei feststellen, daß so<br />

manches Volk im Laufe <strong>der</strong> Geschichte von einem an<strong>der</strong>en verdrängt wurde. Keine Vorsehung<br />

irgendwelcher Art schützt Völker o<strong>der</strong> die Menschheit. Wir allein sind für unsere Zukunft<br />

verantwortlich und wie die Europäer gegenwärtig in Australien, den Vereinigten Staaten und in<br />

Europa ihre eigene Selbstverdrängung durch Aufnahme nichteuropäischer Einwan<strong>der</strong>er för<strong>der</strong>n,<br />

das dürfte wohl in <strong>der</strong> Menschheits-geschichte einmalig sein.“ [8, Seite 154-156]<br />

„Die aggressive Ablehnung von Immigranten aus uns fernerstehenden Kulturen, die bis zur<br />

Gewalt gegen Fremde eskalieren kann, erwächst ferner aus <strong>der</strong> Tatsache, daß die Fremden oft<br />

als Eindringlinge in das eigene Territorium wahrgenommen werden und damit archaische<br />

territoriale Abwehrmechanismen zum Ansprechen bringen. Schließlich ergeben sich<br />

Konkurrenzsituationen verschiedener Art, und dazu kommt noch die Angst vor Identitätsbedrohung<br />

(‚Überfremdung‘). Der Fremdenhaß speist sich also aus vielen Wurzeln.<br />

Die Fremdenscheu dagegen ist ein Mechanismus <strong>der</strong> Abgrenzung. Man gibt sich dem Fremden<br />

gegenüber reserviert, zurückhaltend, aber nicht feindlich, son<strong>der</strong>n abwartend. …<br />

Eine gewisse Abgrenzung zur Bewahrung <strong>der</strong> Identität und damit zur Selbsterhaltung ist eine<br />

Voraussetzung zur Erhaltung und Weiterentwicklung ethnischer Vielfalt, die als Wert heute ja<br />

international anerkannt wird. Das bedeutet keineswegs grundsätzliche Ablehnung des Fremden.<br />

Kulturen standen stets in einem gegenseitigen Austausch, von denen jede dann profitierte,<br />

wenn er so ausgewogen war, daß keine Kultur über die an<strong>der</strong>e dominierte und einen<br />

ethnozidalen Kulturabriß herbeiführte. Ethnien mit gestörtem Selbstbewußtsein ließen sich in<br />

<strong>der</strong> Geschichte wie<strong>der</strong>holt, durch fundamentalistische Missionen, zur kulturellen Selbstaufgabe<br />

überreden, und das führte im weiteren Verlauf gelegentlich auch zu einem genetischen<br />

Bevölkerungswandel, ja zur genetischen Verdrängung, und zwar auf ‚friedliche‘ Weise.<br />

So gewannen die auf die Fidschinseln eingewan<strong>der</strong>ten In<strong>der</strong> vor einigen Jahren die<br />

zahlenmäßige Oberhand über die ortsansässige Bevölkerung und beanspruchen nun<br />

Landrechte, die ihnen bisher vorenthalten waren. Die Abdrängung <strong>der</strong> Polynesier in die Minorität<br />

erfolgte im übrigen durchaus friedlich.“ [47, Seite 131]<br />

Robert Ardrey schreibt zum Thema Nationalismus: „Aber <strong>der</strong> Nationalismus ist nichts an<strong>der</strong>es<br />

als <strong>der</strong> menschliche Ausdruck für den tierischen Trieb, ein Territorium zu besitzen und es gegen<br />

Fremde bzw. Eindringlinge zu verteidigen.“ [49, Seite 211]<br />

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