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Vom Ende der Zeiten

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3. <strong>Vom</strong> <strong>Ende</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeiten</strong><br />

Hitchens Anklage gegen Kissinger:<br />

Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die<br />

Menschlichkeit, Verstöße gegen<br />

internationales Recht, Vietnam,<br />

Bangladesch, die illegale Bombardierung<br />

von Kambodscha 160 Tage ohne Pause,<br />

persönliche Planung <strong>der</strong> Exekution von<br />

General Schnei<strong>der</strong> (Chile, Allende),<br />

Beteiligung an einem Mordplan gegen<br />

Erzbischof Makarios auf Zypern, grünes<br />

Licht für Diktator Suharto für die Invasion<br />

Osttimors, die Liste ist endlos.<br />

Bild 247: „Was ist aber mit den Volksversammlungen bzw. <strong>der</strong> Herrschaft des einfachen Volkes,<br />

wie es im antiken Griechenland geübt wurde? Letztlich findet sich das auch in den Thing-<br />

Versammlungen, also den Ratsschluß, <strong>der</strong> Volksmitbestimmung, <strong>der</strong> Befragung. Das hat mit dem,<br />

was man heute Demokratie nennt, nur dem Namen nach etwas zu tun, aber <strong>der</strong> Sache nach gar<br />

nichts. Der Verweis auf die griechische Antike dürfte ein roter Hering sein, eine falsche Spur, um<br />

die Leute vom Erkennen des richtigen Zusammenhangs abzuhalten.“ 1244<br />

Der angesehene US-Journalist Symour Hersh sagte über Kissinger: ‚Während die meisten von<br />

uns, wenn sie schlafen können, Schäfchen zählen, muß dieser Kerl bis zum <strong>Ende</strong> seiner Tage<br />

verbrannte und verstümmelte kambodschanische und vietnamesische Babys zählen.‘ 1245<br />

Die Ehrenmedaillen und Preise, die Kissinger, auch in Deutschland, eingeheimst hat, sind<br />

Indikator für geistig-moralischen Verfall. Wie so viele an<strong>der</strong>e deutsche Politiker hat auch<br />

Guttenberg ihn nicht bestanden. [21, Seite 34-36]<br />

Im Kapitel „Elitenetzwerke und Demokratie“ heißt es: „Guttenberg charakterisiert die Atlantik-<br />

Brücke und das Aspen-Institut treffend als ‚Gremien‘ mit ‚bewußt begrenzter Mitgliedzahl‘ und<br />

als ‚durch viele Jahrzehnte verantwortungsvoller Arbeit gewebte Netzwerke‘.<br />

Daß sie, zumal als ‚außerparlamentarische Führungsgremien‘, nicht demokratisch bestellt und<br />

ihre Treffen keiner demokratischen Kontrolle unterliegen, haben wir schon problematisiert. In<br />

demokratischen Rechtstaaten ist es aber, zumindest <strong>der</strong> Theorie nach so, daß Entscheidungen<br />

bzw. Entscheidungsfindungsprozesse einer bestimmten öffentlichen Kontrolle und Nachvollziehbarkeit<br />

unterworfen sein müssen. Voraussetzung dafür ist Transparenz.<br />

Allein Transparenz sichert ein möglichst korrektes Abbild <strong>der</strong> Wirklichkeit, also z. B. von<br />

Entscheidungsfindungen für den öffentlichen Diskurs. Letzterer macht eine Gesellschaft<br />

überhaupt erst demokratiefähig. Transparenz ist also eine Grundvoraussetzung für den Bürger,<br />

seine demokratischen Rechte wirksam wahrnehmen zu können. Das ist in einer Demokratie<br />

unverzichtbares Herzstück <strong>der</strong> demokratischen Willensbildung. Sind diese Voraussetzungen<br />

nicht gegeben, herrscht also bei Entscheidungen Intransparenz und sind sie dem öffentlichen<br />

Diskurs entzogen, wird die Demokratie ihrer Grundlage beraubt. Es ist mit den Bedürfnissen <strong>der</strong><br />

Demokratie nicht vereinbar, daß Elitenetzwerke keinerlei Platz in <strong>der</strong> öffentlichen Wahrnehmung<br />

haben. Dies hängt, wie gezeigt, damit zusammen, daß führende Medienverantwortliche<br />

Mitglie<strong>der</strong> dieser Zirkel sind und offensichtlich keinerlei Interesse am Bekanntwerden ihres<br />

Wirkens haben; damit ist <strong>der</strong> Teufelskreis perfekt. [21, Seite 181]<br />

Wir haben im Zuge dieser Abhandlung gesehen, daß ein Großteil <strong>der</strong> politischen Elite in<br />

Deutschland Teil <strong>der</strong> transatlantischen Netzwerke ist. Desweiteren wurde anhand von<br />

Beispielen aufgezeigt, daß die Elitenetzwerke bestimmten Interessen dienen, welche mit dem<br />

Wohl Deutschlands wenig zu tun haben. Aufgrund <strong>der</strong> Tatsache, daß die Bundesregierung<br />

sowie <strong>der</strong>en Umfeld eine hohe Konzentration an Young Lea<strong>der</strong>s und Sympathisanten aufweist<br />

(Merkel, Westerwelle, Guttenberg, de Maizière u. a.), liegt es nahe zu schlußfolgern, daß es in<br />

Deutschland so gut wie keine autochthone Eliten mehr gibt, die primär die Interessen<br />

Deutschlands und das Wohlergehen dieses Landes im Auge hätten. Die transatlantischen<br />

Netzwerke för<strong>der</strong>n seit <strong>Ende</strong> des Zweiten Weltkrieges ‚Eliten‘ in Deutschland, die sich ihren<br />

Interessen unterordnen, relativ leicht zu lenken sind und bestimmte charakterliche<br />

Eigenschaften aufweisen, die das bedingen. Gering ausgeprägter Selbstwert, Min<strong>der</strong>wertigkeitsgefühle,<br />

bei gleichzeitigem Geltungsdrang und/o<strong>der</strong> problematischen Vorleben, das durch<br />

1244 ‚A<strong>der</strong>yn‘, ‚Brutus‘, POLITIKARENA.NET, „Demokratie in <strong>der</strong> EU?“, 13.04.2015<br />

1245 Seymour M. Hersh, „The Price of Power: Kissinger and the Nixon White House“, NY 1984<br />

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