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Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

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Sab<strong>in</strong>e Hoffmann<br />

zur Hybridsprache (vgl. Riemer 2004b: 198) werden lässt - mit den damit verbundenen<br />

bildungspolitischen Konsequenzen. 4<br />

2. Tertiärsprachen: Anders geartete Lernprozesse?<br />

Schließen wir nun <strong>in</strong> diesem Kontext die Zweisprachigkeit aus und schieben auch die<br />

Zweitsprachigkeit e<strong>in</strong> wenig beiseite, so lässt sich für den <strong>in</strong>stitutionell gesteuerten Erwerb von<br />

Tertiärsprachen festhalten, dass dieser <strong>in</strong> Bezug sowohl auf das Lebensalter als auch auf die<br />

Schul- bzw. Universitätslaufbahn zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt e<strong>in</strong>setzt (vgl. Hufeisen 1999: 5,<br />

Bausch 2003: 442). Damit kann L3 auf e<strong>in</strong> Mehr an sprachlichem und fremdsprachlichem Wissen<br />

im Vergleich zu L1 und L2 aufbauen, woraus Dagmar Abendroth-Timmer und Stephan Breidbach<br />

schließen:<br />

Der Erwerb e<strong>in</strong>er zweiten Sprache erfolgt aber auf der Basis der zuerst erworbenen<br />

Sprache und der jeweiligen kognitiven Reife, d.h. e<strong>in</strong>zelne Phasen werden verkürzt oder<br />

übersprungen. Es kann ferner angenommen werden, dass Assoziationsgesetze wirken. (…)<br />

Jeder Erwerb e<strong>in</strong>er weiteren Sprache wird bee<strong>in</strong>fl usst durch die vorhandenen Sprachbestände<br />

und bee<strong>in</strong>fl usst diese se<strong>in</strong>erseits. Es ist sogar festzustellen, dass gerade die Fähigkeit zum<br />

Sprachtransfer bei Mehrsprachigen höher ist. (Abendroth-Timmer/Breidbach 2000: 14)<br />

Dass sich Lernvorgänge im Laufe e<strong>in</strong>es Lebens verändern und damit der Erwerb der<br />

Tertiärsprache anders geartet ist als der der 1. Fremdsprache, bildet die Grundlage, von der e<strong>in</strong><br />

Großteil der bereits vorliegenden empirischen Untersuchungen im Bereich der <strong>Mehrsprachigkeit</strong><br />

ausgeht. Allerd<strong>in</strong>gs fi nden die oben formulierten Annahmen dar<strong>in</strong> nur bed<strong>in</strong>gt Bestätigung, denn<br />

die Ergebnisse zeichnen e<strong>in</strong> recht widersprüchliches Bild:<br />

Zur Frage, <strong>in</strong>wiefern vorher erworbene Fremdsprachenkenntnisse e<strong>in</strong>e Hilfe beim Erwerb<br />

e<strong>in</strong>er Tertiärsprache darstellen, s<strong>in</strong>d die Me<strong>in</strong>ungen geteilt. Das dürfte mit unterschiedlichen<br />

Lernstilen zusammenhängen. Man kann aus der Befragung schließen, dass vorhandene<br />

Fremdsprachenkenntnisse nur von e<strong>in</strong>er knappen Mehrheit als hilfreich e<strong>in</strong>gestuft, aber<br />

allgeme<strong>in</strong> nicht als störend empfunden werden. Sie werden nicht ignoriert, es wird<br />

bewusst verglichen und man lernt Tertiärsprachen anders als e<strong>in</strong>e erste Fremdsprache.<br />

Weiterer Fremdsprachenerwerb erhöht also die Sprachbewusstheit. (…) Trotzdem gab<br />

nur gut die Hälfte der Studierenden <strong>in</strong> der Befragung an, dass ihnen die Erklärung mit<br />

Hilfe der Fremdsprachen geholfen habe. Dieses Ergebnis könnte bedeuten, dass diese<br />

Erklärung zwar für das Verstehen und für die bewusste Verwendung der Präposition (z.B.<br />

Übungen, Test u.ä.) hilft, aber nicht unbed<strong>in</strong>gt zur normgerechten spontanen Produktion <strong>in</strong><br />

Anwendungssituationen führt. (Lutjeharms 1999: 9)<br />

Fremd- oder erstsprachliche Entlehnungen, Assoziationen oder Sprachvergleiche werden<br />

qualitativ und quantitativ höchst unterschiedlich bewertet und e<strong>in</strong>gesetzt (vgl. Dentler<br />

et al. 2000, Cenoz et al. 2001, Colombo 2005), was deren Anhängigkeit von e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />

von Variablen verdeutlicht, wie z.B. die Ähnlichkeit/Ferne zur Erst- und Zweitsprache oder<br />

differenzierte Rückgriffe bei Lexik, grammatischen Strukturen oder Aussprache, aber auch<br />

die Schwierigkeiten bei der Ermittlung dieser fremdsprachlichen Interaktion offenlegt. Britta<br />

Hufeisen stellte e<strong>in</strong>e evidente Diskrepanz von selbst wahrgenommener und beobachtbarer<br />

fremdsprachlicher Produktion fest (vgl. Hufeisen 2000: 36). Der Facettenreichtum dieser<br />

4 Er<strong>in</strong>nert sei an die heftigen Diskussionen, die zurzeit <strong>in</strong> Deutschland die Förderung der Muttersprache im Rahmen der<br />

Integrationskurse - parallel oder noch vor der Zielsprache - begleiten.<br />

116<br />

Multil<strong>in</strong>gualism.<strong>in</strong>db 116 4-12-2006 12:26:11

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