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Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

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<strong>Mehrsprachigkeit</strong> als europäische Aufgabe<br />

bereits e<strong>in</strong>gegangen werden. Diese großen Potentiale gilt es, für die weitere Entwicklung der<br />

Sprachensituation <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> systematisch e<strong>in</strong>zuschätzen und zu nutzen.<br />

C<br />

8. Dimensionen der Sprachlichkeit<br />

Die Sprachkonzeptionen, von denen oben die Rede war, weisen neben den Verkürzungen und<br />

Homogenisierungen, mit denen sie Sprache im Kontext der konsolidierten E<strong>in</strong>sprachigkeit<br />

modellieren, e<strong>in</strong>e weitere Gruppe von Verkürzungen auf. Sie lassen nämlich aus der Breite<br />

dessen, was Sprache ist, nur e<strong>in</strong>en Ausschnitt <strong>in</strong> die konzeptionelle Arbeit e<strong>in</strong>fl ießen. Deshalb<br />

ist es angebracht, e<strong>in</strong>en Blick auf die Dimensionen von Sprachlichkeit zu werfen. M<strong>in</strong>destens<br />

drei solche Dimensionen s<strong>in</strong>d zu unterscheiden (Ehlich 1998):<br />

(1) Die teleologische Dimension<br />

Mit dem Ausdruck „teleologisch“, also „zweckbezogen“, werden die Aspekte von Sprache<br />

charakterisiert, die sich aus der Zweckbestimmtheit unseres gesellschaftlichen Handelns<br />

ergeben. Die Sprechenden setzen Sprache gezielt e<strong>in</strong>, um Wirklichkeit zu verändern. Diese<br />

teleologische Dimension ist im Zusammenhang der l<strong>in</strong>guistischen Pragmatik <strong>in</strong> den letzten 30<br />

Jahren vergleichsweise <strong>in</strong>tensiv untersucht worden, nachdem sie zuvor fast überhaupt nicht<br />

Thema l<strong>in</strong>guistischer Arbeit gewesen war. Zum Teil hat das neu erwachte Forschungs<strong>in</strong>teresse<br />

sogar dazu geführt, andere Dimensionen von Sprachlichkeit <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund treten zu lassen.<br />

Dies geschah etwa bei der Entwicklung von Lehrwerken <strong>in</strong> der so genannten „kommunikativen<br />

Wende“ (vgl. Brill 2005).<br />

(2) Die gnoseologische Dimension<br />

Die zweite zentrale Dimension von Sprachlichkeit ist die gnoseologische, die Dimension<br />

des Wissens und des gesellschaftlichen Wissenstransfers, des Wissenserwerbs und der<br />

Wissensvermittlung. Dieses Verhältnis von Sprache und Wissen und von Sprache und Denken hat<br />

vor allen D<strong>in</strong>gen Bearbeitungen durch Nicht-L<strong>in</strong>guisten erfahren, zum Beispiel <strong>in</strong> der Psychologie<br />

und der KI-Forschung. Die „kognitive L<strong>in</strong>guistik“ greift <strong>in</strong> jüngster Zeit die Fragestellungen auf.<br />

Zu e<strong>in</strong>er systematischen Verhältnisbestimmung ist es freilich bisher nicht gekommen.<br />

(3) Die kommunitäre Dimension<br />

Die dritte Dimension ist die kommunitäre. In ihr setzen wir Sprache e<strong>in</strong>, um unsere Identitäten<br />

zu bestimmen. Es ist dies die Dimension, von der im Teil A des Papiers bereits die Rede war.<br />

Erst die drei Dimensionen <strong>in</strong> ihrer Geme<strong>in</strong>samkeit machen das aus, was Sprachlichkeit<br />

charakterisiert. Gerade <strong>in</strong> der L<strong>in</strong>guistik der vergangenen hundert Jahre zeigen sich<br />

immer neue Tendenzen, diese Vielfalt der Dimensionen zu reduzieren und weitgehende<br />

Abstraktionen vorzunehmen, um zu möglichst „re<strong>in</strong>en“ Strukturbestimmungen zu kommen.<br />

Dieser Reduktionismus reicht aber ke<strong>in</strong>eswegs aus, um e<strong>in</strong> angemessenes Sprachkonzept<br />

zu entwickeln. Vielmehr gilt es, gerade die Vielfalt der Dimensionen <strong>in</strong> die l<strong>in</strong>guistische<br />

Arbeit mit e<strong>in</strong>zubeziehen und so nicht zuletzt die Aufgabenbestimmung für e<strong>in</strong>e zukünftige<br />

<strong>Mehrsprachigkeit</strong> zu konkretisieren.<br />

Erst bei Beachtung m<strong>in</strong>destens der drei genannten Dimensionen von Sprachlichkeit wird<br />

auch die zusätzliche Aufgabe deutlich, das wechselseitige Verhältnis von Faktoren aus diesen<br />

Multil<strong>in</strong>gualism.<strong>in</strong>db 23 4-12-2006 12:24:55<br />

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