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Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

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<strong>Mehrsprachigkeit</strong>: das Lernpotential von Grenzregionen<br />

Weiter s<strong>in</strong>d hierzu die <strong>in</strong> Arbeit befi ndliche Etablierung e<strong>in</strong>es europäischen Indikators für<br />

Sprachkompetenz zu nennen und weitere Initiativen mehr (Programme wie Sokrates, Leonardo,<br />

Marcator-Universitäten, Städte-Partnerschaften, das Education and Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g Program, etc.).<br />

Dieser Diskurs bewegt sich weg von e<strong>in</strong>er als e<strong>in</strong>sprachig angenommen Gesellschaft mit<br />

e<strong>in</strong>sprachigen Individuen und führt h<strong>in</strong> <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er pluriell verstandenen Gesellschaft<br />

mit E<strong>in</strong>bezug von differenziert verstandenen Kommunikationsfähigkeiten von Individuen und<br />

Gruppen; Kommunikationsfähigkeiten, die sich über mehrere Sprachen/Regionalsprachen/<br />

Dialekte/Varietäten h<strong>in</strong> erstrecken.<br />

E<strong>in</strong> Selbstverständnis gegenüber mehrsprachigen Kompetenzen ist deshalb <strong>in</strong> Reichweite:<br />

Zweisprachige und mehrsprachige Kompetenzen werden differenzierter und positiver gesehen<br />

als bspw. <strong>in</strong> der Nachkriegszeit, und der Perfektheitsanspruch wird zusehends relativiert<br />

zugunsten e<strong>in</strong>er funktional verstandenen <strong>Mehrsprachigkeit</strong>, die sich an Fähigkeiten (am Können,<br />

den ‚abilities’) und nicht alle<strong>in</strong> an Kenntnissen (am ‚Wissen’ um Regeln, bspw.) orientiert (s.<br />

Europäischer Referenzrahmen und die Portfolio-Bewegung). Doch machen wir uns nichts vor,<br />

andere Gebiete der Welt haben zu mehrsprachigen Kompetenzen e<strong>in</strong> unverkrampfteres, oftmals<br />

weniger normatives Verhältnis.<br />

In diesem Prozess des E<strong>in</strong>bezugs von Diversität können historische Sprachm<strong>in</strong>derheiten wie<br />

auch neuzeitliche Migrationsgruppen – also alle Heteroglossien <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebiet – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

europäischen Konzept der <strong>Mehrsprachigkeit</strong> e<strong>in</strong> konstruktives Feld fi nden, <strong>in</strong> das ihre Fähigkeiten<br />

e<strong>in</strong>gebracht und <strong>in</strong>tegriert werden können. Das kreative Potential mehrsprachiger Personen<br />

und Gruppen liegt im differenzierteren Umgang mit Diversität: mit kultureller, religiöser und<br />

kommunikativer Diversität. Dabei könnte die Beobachtung zugrunde gelegt werden, dass es<br />

oftmals gerade periphere Gruppen e<strong>in</strong>er Gesellschaft s<strong>in</strong>d, die kreatives Potential e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen<br />

(gemäß Serge Moskovici).<br />

Mehrsprachige Individuen und Gruppen, früher als periphere M<strong>in</strong>derheitengruppen, als<br />

Randgruppen oder Ausnahmefälle angesehen, kommen somit <strong>in</strong> positiver Weise und zentral<br />

<strong>in</strong>s Blickfeld. Sie werden zu Trägern europäischer Kommunikationsfähigkeit und können<br />

Brückenbauer e<strong>in</strong>er europäischen pluriellen Identität se<strong>in</strong>, welche regional verankert ist und<br />

sich <strong>in</strong>ternational ausrichtet.<br />

E<strong>in</strong>e Spezifi k europäischer Kulturräume ist deren Handlungsfähigkeit im Umgang mit<br />

Diversität. Dieser Umgang wird zudem leicht mit e<strong>in</strong>er Verankerung <strong>in</strong> der Tradition verbunden.<br />

Der europäische Kulturraum kommt durch historisch tradierte Kulturhandlungen mündlicher<br />

(naturgemäß fl üchtiger) Natur, sowie dauerhafteren Kulturhandlungen zustande (Schrift,<br />

Medien, Institutionen, geronnene Diskurse etc.) und ist deshalb e<strong>in</strong> beschriebener, überschichtet<br />

<strong>in</strong>skribierter und emotionalisierter Raum, der durch vielfältige Beziehungen <strong>in</strong> Zeit und Raum<br />

e<strong>in</strong> Kont<strong>in</strong>uum bildet.<br />

George Ste<strong>in</strong>ers Ideen aufgreifend, kann man <strong>Europa</strong> als e<strong>in</strong>en personalisierten, begehbaren<br />

Raum sehen, <strong>in</strong> dem Kommunikation, Kreativität und Eigenverantwortung im Vordergrund<br />

stehen.<br />

Wenn zusehends erkannt wird, dass das Potential europäischer Fähigkeiten der Umgang<br />

mit Diversität darstellt und angesichts der Tatsache, dass man <strong>in</strong> komplexen Gesellschaften<br />

immer weniger mit Homogenität operieren kann, wird der Umgang mit Diversität e<strong>in</strong>e der<br />

Schlüsselqualifi kationen für zukünftige Entwicklungen bilden. Mehrsprachige Kompetenzen<br />

Multil<strong>in</strong>gualism.<strong>in</strong>db 37 4-12-2006 12:25:03<br />

37

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