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Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

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Andrea Abel, Mathias Stufl esser<br />

Die tatsächliche Verwendung des Deutschen durch italienische Muttersprachler wird besonders<br />

durch das Spannungsfeld bzw. die Diglossiesituation zwischen den deutschen Dialekten und der<br />

Hochsprache bee<strong>in</strong>fl usst (Südtiroler Sprachbarometer - ASTAT 2006a, Egger 2004).<br />

Die Sprachkontaktsituation ist auch davon geprägt, dass physische Nähe paradoxerweise<br />

nicht unbed<strong>in</strong>gt mit Dialogbereitschaft e<strong>in</strong>hergeht. Das wird z.T. aus historischen Situationen<br />

erzwungener Nähe heraus erklärt (vgl. Baur 2000). Demnach bedeutet Nähe nicht automatisch,<br />

dass das Sprachenlernen dadurch leichter wird. Auch Freundschaften werden großteils <strong>in</strong>nerhalb<br />

der eigenen Sprachgruppe geschlossen (Südtiroler Sprachbarometer - ASTAT 2006a).<br />

Diese Fakten aus der Südtiroler Sprachrealität führen direkt zu der Frage nach den Faktoren,<br />

die das Sprachenlernen und das Interesse an Sprache - und besonders an der des Nachbarn -<br />

bee<strong>in</strong>fl ussen. Genau auf diese Faktoren geht die <strong>in</strong> den folgenden Abschnitten vorgestellte<br />

Studie e<strong>in</strong>.<br />

1.1 Zielgruppe: BerufsschülerInnen<br />

Als Zielgruppe für die Studie wurden Jugendliche gewählt, die e<strong>in</strong>e deutsch- oder<br />

italienischsprachige Berufsschule besuchen. Denn zum e<strong>in</strong>en haben diese SchülerInnen e<strong>in</strong>en<br />

speziellen, besonders fachlich orientierten Sprachenbedarf, der sich durch das sprachliche,<br />

besonders zielsprachliche, Agieren und Reagieren im berufl ichen Umfeld ergibt. Zum anderen<br />

wird dieser Sprachenbedarf vielfach unterschätzt, was sich unter anderem <strong>in</strong> der ger<strong>in</strong>gen<br />

Stundenanzahl an Sprachfächern äußert.<br />

Positiv hervorzuheben ist, dass <strong>in</strong> den letzten Jahren verschiedene Initiativen zum<br />

Zweitsprachunterricht an Südtiroler Berufsschulen durchgeführt wurden, so z.B. jüngst das<br />

Projekt „L2 <strong>in</strong> der Werkstatt“ der Ämter für Berufsbildung 4 .<br />

E<strong>in</strong> weiterer Grund für die Wahl dieser Zielgruppe war die parallel an denselben Berufsschulen<br />

durchgeführte Fragebogenerhebung des Schweizer Partners im Projekt „Language Bridges“.<br />

2. Fragestellungen und Erkenntnis<strong>in</strong>teresse<br />

Wie rekonstruieren jugendliche Lernende ihre sprachliche Erfahrungswelt? Wie können wir<br />

Erkenntnisse über <strong>in</strong>dividuelle Lernstrategien gew<strong>in</strong>nen? Was motiviert zum Sprachenlernen<br />

– oder eben nicht? Welche Rolle spielt dabei das mehrsprachige Umfeld? Können längerfristig,<br />

über das Individuelle h<strong>in</strong>aus, generalisierbare Tendenzen festgestellt werden? Und außerdem:<br />

Welches Bild bietet sich uns <strong>in</strong> vergleichbaren Situationen, d.h. <strong>in</strong> anderen mehrsprachigen<br />

Grenzregionen? Dies s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong>ige der Fragen, auf die Studien wie diese Antworten zu<br />

geben versuchen. Ergebnisse könnten s<strong>in</strong>nvoll e<strong>in</strong>fl ießen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e umfassende Dokumentation<br />

mehrsprachiger Realitäten im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er „Ethnographie der mehrsprachigen Kommunikation <strong>in</strong><br />

Sprachgrenzregionen“ (siehe Francesch<strong>in</strong>i <strong>in</strong> diesem Band). Zudem lassen sich die Erkenntnisse<br />

bei der Entwicklung <strong>in</strong>dividueller Sprachförderkonzepte nutzen.<br />

Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es primär, neue E<strong>in</strong>sichten darüber zu gew<strong>in</strong>nen, wie<br />

Lernende ihr sprachliches Umfeld und ihr Lernfeld wahrnehmen und strukturieren sowie, daran<br />

anschließend, über Faktoren, die das Sprachenlernen fördern oder hemmen bzw. das Interesse<br />

an und für Sprachen wecken können.<br />

4 Pilotprojekt, durchgeführt unter der Federführung von Evelyn Andergassen und Antonella Pagliani von der deutschen<br />

und lad<strong>in</strong>ischen Berufsbildung und unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dietmar Larcher.<br />

66<br />

Multil<strong>in</strong>gualism.<strong>in</strong>db 66 4-12-2006 12:25:20

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