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Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

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Fremdsprachenerwerb und Sprachlernberatung<br />

<strong>in</strong>strumentell ausgerichteten Motivation; das bestandene ZD ist dagegen als Erfolgserlebnis zu<br />

verstehen, das sich ebenfalls positiv auf die Motivation auswirkt. 6<br />

5.4.3 Mart<strong>in</strong>a<br />

Anhand des letzten Fallbeispiels soll gezeigt werden, wie problematisch es ist, die<br />

Sprachlernberatung h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Ergebnisse zu beurteilen.<br />

Mart<strong>in</strong>a war e<strong>in</strong>e Studierende, die bereits arbeitete und älter als ihre Kommilitonen war. Sie<br />

nahm die Beratung <strong>in</strong> Anspruch, um ihr Studium der Fremdsprachen wieder aufzunehmen und<br />

e<strong>in</strong>e schriftliche Prüfung vorzubereiten. Sie sah unter anderem als Schwierigkeiten für sich selber,<br />

dass sie „aus dem Lernen heraus“ und daher weniger effi zient sei und dass sie sich auf Grund des<br />

Altersunterschieds zu den Kommilitonen teilweise „reifer“, aber auch „lächerlich“ fühlte.<br />

Nachdem die Studierende die Prüfung mit 30/30 bestanden hatte, kam sie zum<br />

abschließenden Gespräch. Dabei teilte sie mit, sie sei froh gesehen zu haben, dass sie doch<br />

noch lernen könne. Durch die Sprachlernberatung habe sie sich unterstützt und als ganze Person<br />

wahrgenommen gefühlt, sie setze aber vorläufi g ihr Studium nicht fort. Aus ihrer Sicht war<br />

die Lernberatung e<strong>in</strong> Erfolg. Für die Verwaltung der Bildungsorganisation (<strong>in</strong> diesem Fall der<br />

UC), die auch kosteneffektiv denkt, stellt e<strong>in</strong> solcher Fall eher e<strong>in</strong>en Verlust dar. Die Berater<strong>in</strong><br />

selbst war mit dem Ergebnis nicht vollkommen zufrieden, denn dazu gehörte eben nicht nur<br />

die bestandene Prüfung, sondern auch die erneute Unterbrechung des Studiums. Andererseits<br />

ist wohl das gestärkte Selbstvertrauen <strong>in</strong> die eigene Fähigkeit lernen zu können, als Erfolg zu<br />

werten, der für die Entwicklung weiterer Lernerautonomie – das Ziel der Beratung – sicherlich<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung ist.<br />

6. Beurteilung der Sprachlernberatung<br />

In den Fällen Alice und Flavio lässt sich die Frage, ob die Sprachlernberatung langfristig erfolgreich<br />

war, <strong>in</strong>tuitiv wohl positiv beantworten. Doch zeigt das Beispiel Mart<strong>in</strong>a, dass bei der Bewertung<br />

von Sprachlernberatung nicht nur objektive Kriterien – wie Prüfungsergebnis, Anzahl und Länge<br />

der Beratungsgespräche, Übertragung der erworbenen Fähigkeiten auf andere Lern<strong>in</strong>halte und<br />

Kontexte, Überw<strong>in</strong>dung der Schwierigkeiten, die Anlass zum Aufsuchen der Sprachlernberatung<br />

gewesen s<strong>in</strong>d – e<strong>in</strong>e Rolle spielen. Die verschiedenen Beteiligten – Institution, Beratungsperson,<br />

Lernender – können bei der Beurteilung derselben Beratung zu unterschiedlichen Ergebnissen<br />

kommen, die von dem Zusammenspiel objektiver und subjektiver Kriterien sowie deren<br />

unterschiedlicher Gewichtung abhängen. 7 Die Beurteilung der Sprachlernberatung sollte daher<br />

nicht nur auf der Basis von erreichten messbaren Zielen vorgenommen werden, sondern auch<br />

durch die Befragung der e<strong>in</strong>zelnen Lernenden und der Beratungsperson ergänzt werden, ohne<br />

den Anspruch, zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>deutigen bzw. e<strong>in</strong>heitlichen Ergebnis zu kommen.<br />

6 Zu den verschiedenen Motivationstypologien vgl. Riemer (2005: 53-58).<br />

7 Claußen et al. (2005: 2) erklären die unterschiedliche Beurteilung der Wirksamkeit von Lernberatungen durch<br />

BeraterInnen und Lernende mit deren unterschiedlichen Erwartungen und Zielen: BeraterInnen wollen die<br />

Lernerautonomie fördern, <strong>in</strong>dem sie die „Handlungssicherheit der Lernenden stärken und damit Hilfe zur Selbsthilfe<br />

leisten.“ Lernende dagegen wollen durch die Beratung „konkrete sprachliche und lern- oder studienorganisatorische<br />

Probleme lösen“.<br />

Doch zeigt der Fall von Mart<strong>in</strong>a, dass die Problematik der Bewertung nicht alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den unterschiedlichen Erwartungen<br />

der Gesprächspartner <strong>in</strong> der Beratung begründet liegt, sondern auch <strong>in</strong> dem Spannungsverhältnis der Bildungsziele der<br />

Universität: Zur Ausbildung gehört e<strong>in</strong>erseits die Förderung der Lernerautonomie, andererseits auch die Vermittlung<br />

von speziellem faktischen Wissen.<br />

Multil<strong>in</strong>gualism.<strong>in</strong>db 201 4-12-2006 12:27:09<br />

201

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