Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

Violina Andreeva
mit dem bevorstehenden EU-Beitritt Bulgariens. Die Übernahme des EU-Besitzstandes mit allen
Dokumenten ist eine riesige Aufgabe, die gleichermaßen Organisation, Koordination und einen
Aufwand von Fachübersetzern erfordert, die in relativ kurzen Fristen Dokumente des EU-
Rechts übersetzen mussten und müssen. In der Vergangenheit und insbesondere am Anfang der
Beitrittsverhandlungen wurden Übersetzungen von EU-Dokumenten in besonderen Abteilungen
der einzelnen Ministerien angefertigt. Später hat man jedoch eingesehen, dass diese Arbeit
größere Maßstäbe und eine bessere Koordination erfordert und es wurde das Zentrum für
Übersetzung und Redaktion eingerichtet, das der Regierung direkt unterstellt ist und zu ihrer
Verwaltungsstruktur gehört. An diesem Zentrum sind zurzeit 22 hauptamtliche Angestellte
tätig, die sich aber meines Wissens nur mit Redaktionstätigkeit und der Terminologiedatenbank
beschäftigen. Die Übersetzungen werden von etwa 120 Übersetzern auf Honorarbasis angefertigt.
Diese werden nach einem Auswahlverfahren herangezogen, das aus einer schriftlichen Prüfung
und einem Interview besteht, wobei ausgezeichnete Sprachkenntnisse und auch ein fundiertes
Fachwissen Auswahlkriterien sind. Die Verteilung zwischen Philologen mit gutem Fachwissen
und Fachleuten mit guten Sprachkenntnissen ist ungefähr gleichmäßig. Die Übersetzer sind
in 10 Arbeitsgruppen nach Fachbereichen aufgeteilt. Es gibt 31 Fachbereiche, die mit den
Verhandlungskapiteln zusammenfallen. In den Arbeitsgruppen wurden also jeweils verwandte
Fachbereiche zusammengefasst.
Die angefertigten Übersetzungen durchlaufen drei Phasen der Nachbearbeitung:
• eine terminologische Redaktion: unter den fest angestellten Redakteuren sind einige nur
für die Terminologie zuständig und untersuchen die abgegebenen Übersetzungen auf den
richtigen Gebrauch der Europarechtlichen Terminologie. Dabei werden besonders geglückte
Neuprägungen der Übersetzer in die terminologische Datenbank aufgenommen.
• eine sprachliche Redaktion: der Text wird rein sprachlich “geglättet”, aus der Sicht des
Bulgarischen also auf den jeweiligen Stil abgestimmt.
• eine juristische Redaktion: eine Arbeitsgruppe von Juristen bringt den Text in die jeweilige
juristische Form, die das Dokument annehmen soll.
Zum Teil werden einige Übersetzungen fi nalisiert, d.h. sie werden in eine Fassung gebracht,
die als abgeschlossen und endgültig gelten kann. Andere werden zur Nachbearbeitung
vorgesehen.
Danach werden die Übersetzungen auf der EU-Internetseite für Dokumente www.ccvista.
taiex.be veröffentlicht, wo das jeweilige Dokument einen Vermerk über den Status der
Übersetzung erhält:
N = Not revised | R = Revised | P = Under proof-reading | C = Corrected | U = Under fi nalisation| F = Finalised
+ = Priority measure | A+ = Repealed priority measure | E+ = Excluded priority measure |V+ =
Validity ended priority measure.
2. Entwicklung
2.1. Beobachtungen zur Qualität der Übersetzungen zu einem früheren Zeitpunkt
So einfach und effektiv dieses System erscheint, sind die Ergebnisse – die revidierten oder
fi nalisierten Übersetzungen also – nicht immer fehlerfrei oder sogar nicht immer übersetzerisch
korrekt. Oft treten in ihnen auch terminologische Fehler oder Ungenauigkeiten auf, die es bei
einer solch eingehenden Redaktionsprozedur eigentlich nicht geben müsste.
498
Multilingualism.indb 498 4-12-2006 12:30:12