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Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

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Andrea Abel, Mathias Stufl esser<br />

4. Transkriptionsmethode und –werkzeuge<br />

Für die Verschriftlichung der Interviews wurde das Gesprächsanalytische Transkriptionssystem<br />

(GAT) verwendet. Die Wahl fi el auf GAT, da es den folgenden Anforderungskriterien<br />

entspricht: e<strong>in</strong>fache Lesbarkeit, schnelle Erlernbarkeit, aber zugleich Präzision und möglichst<br />

<strong>in</strong>terpretationsarme Wiedergabe von akustischem Geschehen (Deppermann 2001).<br />

Außerdem spricht das so genannte „Zwiebelpr<strong>in</strong>zip“ für GAT, da es erlaubt, die Sprachdaten<br />

zunächst nach e<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>deststandard (Basistranskript) zu transkribieren, die Notation aber je<br />

nach Analyse- und Darstellungs<strong>in</strong>teressen weiter auszubauen und zu verfe<strong>in</strong>ern (Selt<strong>in</strong>g et al.<br />

1998) bzw. zweckgebundene unterschiedliche Transkriptversionen zu erstellen (Deppermann<br />

2001).<br />

Für die Zwecke der vorliegenden Untersuchung, bei der die Inhalte der Äußerungen und<br />

nicht etwa die Interaktion im Vordergrund standen, wurden Basistranskripte erstellt. Solche<br />

Transkripte enthalten besonders „die Wiedergabe des Wortlautes der Sprecherbeiträge, e<strong>in</strong>e<br />

m<strong>in</strong>imale prosodische Transkription, […] die Notation von […] Pausen, Dehnungen, Abbrüchen<br />

[…] (Selt<strong>in</strong>g et al. 1998).<br />

E<strong>in</strong>e besondere Herausforderung an die Transkribierenden stellte die Tatsache, dass<br />

e<strong>in</strong>ige Interviews im Südtiroler Dialekt 6 geführt wurden. Deren Verschriftlichung erfolgte <strong>in</strong><br />

durchgehender Kle<strong>in</strong>schreibung <strong>in</strong> Anlehnung an die „literarische Umschrift“, mit der e<strong>in</strong>e<br />

„phonetisch orientierte Notation nicht-standardkonformer Merkmale der gesprochenen Sprache<br />

<strong>in</strong> der Standardorthographie angestrebt“ (Selt<strong>in</strong>g et al. 1998) wird. Umgangssprachliche und<br />

dialektale Lautungen können damit erfasst werden (Deppermann 2001), während e<strong>in</strong>e exakte<br />

lautgetreue Wiedergabe der Sprachdaten weder möglich noch wünschenswert ist.<br />

Im konkreten Fall erfolgte die Umschrift des Dialekts z.T. relativ <strong>in</strong>tuitiv; d.h. die Daten<br />

wurden so verschriftlicht, wie sie „gehört“ wurden. „Hyperkorrekte“ Schreibweisen wurden<br />

vermieden; so wurden beispielsweise „st“ <strong>in</strong> der Aussprache als „scht“ oder unbetonte Endsilben<br />

nach der orthographischen Standardnorm transkribiert. Dennoch ist es möglich, dass e<strong>in</strong> und<br />

dasselbe Wort von unterschiedlichen Transkribierenden unterschiedlich verschriftlicht und<br />

die Konsistenz der Transkripte dadurch etwas verr<strong>in</strong>gert wurde, was jedoch der Datenanalyse<br />

ke<strong>in</strong>en Abbruch tat. Denn phonetische Details waren für die Untersuchungsfragestellung nicht<br />

relevant. Auf jeden Fall aber muss man sich der Tatsache bewusst se<strong>in</strong>, dass „Transkribieren<br />

<strong>in</strong> vielfältigen H<strong>in</strong>sichten e<strong>in</strong> selektiver und konstruktiver Prozess ist“ (Deppermann 2001).<br />

Wichtig ist es daher, Transkriptionsentscheidungen zu dokumentieren.<br />

Als Transkriptionswerkzeug diente das von Thomas Schmidt und Kai Wörner entwickelte<br />

Programm EXMARaLDA 7 , das die computergestützte Transkription und Annotation von<br />

gesprochenen Sprachdaten ermöglicht. Folgende Gründe sprachen für diese Entscheidung:<br />

1. EXMARaLDA erlaubt e<strong>in</strong>e Partitur-Schreibweise mit der Möglichkeit, beliebig viele<br />

Transkriptions-, Annotations- und Kommentarzeilen – auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweiten Arbeitsschritt<br />

– h<strong>in</strong>zuzufügen.<br />

2. Das Programm bietet vielfältige Möglichkeiten, die Daten zu formatieren und<br />

weiterzuverarbeiten. Dabei ist die Formatierung bzw. die Darstellung der Daten unabhängig<br />

6 Die Bezeichnung „Dialekt“ wird an dieser Stelle stellvertretend für die verschiedenen <strong>in</strong> Südtirol verwendeten, vom<br />

Standarddeutschen abweichenden, Varietäten verwendet.<br />

7 Schmidt & Wörner: http://www1.uni-hamburg.de/exmaralda/<br />

68<br />

Multil<strong>in</strong>gualism.<strong>in</strong>db 68 4-12-2006 12:25:21

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