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Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

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Bestands- und Bedarfsanalyse von Lernmaterialien für den deutschen Südtiroler Dialekt<br />

wissenschaftlichen Anspruch, kann jedoch, so die Me<strong>in</strong>ung der Autor<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>en wertvollen Beitrag<br />

zur wissenschaftlichen Untersuchung der Südtiroler Sprachrealität liefern.<br />

Stellvertretend für e<strong>in</strong>e Reihe von Wörterbüchern, die sich nur auf e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Raum<br />

beziehen, soll das „Wörterbuch der Sarntaler Mundart“ kurz vorgestellt werden (Gruber 2005).<br />

Das Wörterbuch enthält „vor allem Wörter aus der der bäuerlichen Alltagskultur vor fünfzig bis<br />

hundert Jahren“ und die Dokumentation des „Dialekts führt den sprachlichen Wandel vor Augen<br />

und zeigt die gesellschaftliche Veränderung auf, welche <strong>in</strong> den Dialektwörtern gespeichert<br />

ist“ (Gruber 2005: 5). Im Gegensatz zu den oben beschriebenen Wörtersammlungen ist der<br />

Zweck dieser Arbeit e<strong>in</strong>e Erfassung des Dialekts im Rahmen e<strong>in</strong>er gewissen Zeitspanne und<br />

nicht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong> Hilfsmittel für Dialektlernende oder e<strong>in</strong>e aktuelle Bestandsaufnahme<br />

des Dialekts.<br />

4. Missverhältnis<br />

Aus dem zweiten und dritten Abschnitt ist hervorgegangen, dass <strong>in</strong> Südtirol die Notwendigkeit<br />

des Lehrens und Lernens von e<strong>in</strong>zelnen Kompetenzen (vor allem die Hörkompetenz) diskutiert<br />

wurde, woraufh<strong>in</strong> 1995 Lernmaterialien („Hoi Hanni“) und e<strong>in</strong>e Initiative („Tua mit“) entstanden<br />

s<strong>in</strong>d, die diesem Bedürfnis entgegenkommen sollten. In empirischen Untersuchungen aus dem<br />

Jahre 2004 (Sprachbarometer 2006) ist zu erkennen, dass bei der italienischen Sprachgruppe der<br />

Südtiroler Bevölkerung Mangel an e<strong>in</strong>er passiven Kompetenz des Dialekts herrscht („E<strong>in</strong>er von<br />

zwei Italienern (48,7%) versteht den deutschen Dialekt überhaupt nicht, fast drei Viertel haben<br />

erhebliche Schwierigkeiten.“ (Südtiroler Sprachbarometer 2006: 141), obwohl die Wichtigkeit<br />

derselben erkannt wird: „Über 60% der Italiener halten das Beherrschen des deutschen Dialekts<br />

zum<strong>in</strong>dest für ziemlich wichtig“ (Südtiroler Sprachbarometer 2006: 137).<br />

Diese Erkenntnisse zeigen, dass hier e<strong>in</strong> Missverhältnis vorliegt: E<strong>in</strong> Großteil der<br />

italienischsprachigen Bevölkerung äußert im Jahr 2004, dass er sich passive Dialektkompetenzen<br />

wünscht und im Tätigkeitsbericht der Landesverwaltung 2000 wird Interesse dafür festgestellt.<br />

Die bisher e<strong>in</strong>zigen Lernmaterialien werden jedoch zusammen mit der Initiative „Tua mit“ nur<br />

begrenzt e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Gründe dafür, warum die Materialien trotz des ansche<strong>in</strong>end vorhandenen Interesses nicht<br />

<strong>in</strong> größerem Ausmaß verwendet wurden, könnten se<strong>in</strong>, dass das Kursangebot nicht genügend<br />

wahrgenommen wurde (z.B. aus Gründen der Motivation oder der E<strong>in</strong>stellung 4 ), oder, dass die<br />

Lernmaterialien nicht genügend Lernende ansprechen, bzw. nicht die spezifi schen Bedürfnisse<br />

besonderer Zielgruppen ansprechen.<br />

5. Bedarfsanalyse<br />

Aus persönlichen Gesprächen 5 der Autor<strong>in</strong> im Sommer 2006 ist hervorgegangen, dass <strong>in</strong> Südtirol e<strong>in</strong><br />

großer Bedarf an e<strong>in</strong>er passiven Dialektkompetenz im Bereich des Gesundheitswesens herrscht:<br />

Südtiroler ÄrztInnen italienischer Muttersprache bekennen trotz guter Deutschkenntnisse<br />

Verständnisschwierigkeiten bei ihrer Arbeit mit Dialekt sprechenden PatientInnen 6 . Doch nicht<br />

4 Genannte Gründe für e<strong>in</strong> mögliches Nicht-<strong>in</strong>-Anspruch-nehmen der Lehrwerke werden im Südtiroler Sprachbarometer<br />

(2006: 135) aufgegriffen: „[D]ie Italiener zeigen ger<strong>in</strong>ge Akzeptanz und fast e<strong>in</strong> Viertel der italienischsprachigen<br />

Befragten stört es, dass Anderssprachige Dialekt sprechen.“<br />

5 Gespräche im Juli 2006 mit e<strong>in</strong>em bundesdeutschen <strong>in</strong> Südtirol praktizierenden Arzt und Frau Birgit Reden, der Leiter<strong>in</strong><br />

des Kurses „Hoi Hanni“.<br />

6 persönliche Kommunikation mit Frau Birgit Reden, Leiter<strong>in</strong> des Kurses „Hoi Hanni“ über TeilnehmerInnen an dem<br />

Kurs<br />

Multil<strong>in</strong>gualism.<strong>in</strong>db 395 4-12-2006 12:29:09<br />

395

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