29.01.2013 Aufrufe

Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Selbstbestimmung, Selbste<strong>in</strong>schätzung und Selbsterfahrung – Autonomie im DaF-Unterricht<br />

Die ersten Selbste<strong>in</strong>schätzungen waren relativ oberfl ächlich, die Kommentare sehr vage und<br />

allgeme<strong>in</strong> formuliert. Manchmal sche<strong>in</strong>en diese zu „Jammereien“ zu werden.<br />

„Studio il tedesco dalle elementari, lo studiato cioè per 12 anni eppure errori, errori,<br />

errori,…“*<br />

In den nachfolgenden Selbste<strong>in</strong>schätzungen hat sich die Perspektive geändert und aus<br />

destruktiver Kritik s<strong>in</strong>d meist konkrete Überlegungen zu weiteren Lernschritten geworden.<br />

Generell sche<strong>in</strong>t positive SE schwer zu fallen. Sich selbst zu kritisieren ist normal, Positives<br />

über sich selbst zu sagen wird als „Angeberei“* gesehen. Es muss vielleicht dazugesagt werden,<br />

dass die Gruppen zu 90% aus Frauen bestehen; bekanntlicherweise haben Frauen eher die<br />

Tendenz vom eigenen Unvermögen zu sprechen als von den eigenen Stärken und Qualitäten.<br />

Trotz der Offenheit oder vielleicht eben deshalb kamen verschiedene, <strong>in</strong>teressante<br />

Aspekte ans Licht. E<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressanter Punkt war die Haltung eigenen Fehlern gegenüber: es<br />

kommt sozusagen zu e<strong>in</strong>em Perspektivenwechsel, was die Korrektheit der Arbeiten betrifft,<br />

<strong>in</strong>wieweit gewisse Fehler die Kommunikation beh<strong>in</strong>dern oder nicht. Grammatische Korrektheit<br />

ist landläufi g das erste und wichtigste Kriterium, hier h<strong>in</strong>gegen werden erste Schritte gemacht,<br />

h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em etwas entspannterem Verhältnis zu Endungs- und Syntaxfehlern <strong>in</strong> der mündlichen<br />

Kommunikation. Wie sehr dies die spontane Ausdrucksfähigkeit bee<strong>in</strong>fl usst, zeigt uns folgender<br />

Kommentar:<br />

„Ich kann korrekt sprechen, aber nur unter der Bed<strong>in</strong>gung, dass ich auf die Flüssigkeit und<br />

Spontaneität verzichte; ich habe das immer so gemacht, aber vielleicht manchmal sollte<br />

man e<strong>in</strong>fach sprechen!“*<br />

In fast allen Selbste<strong>in</strong>schätzungen wird die Qualität der eigenen Aussprache und Intonation<br />

negativ kommentiert, als „zu italienisch“* und „e<strong>in</strong>e Katastrophe“* bezeichnet, doch gibt es<br />

auch vere<strong>in</strong>zelte positive Bemerkungen: „Ich dachte nicht, e<strong>in</strong>e so gute Aussprache zu haben.“*<br />

Wie konkret und genau die nächsten Lernschritte erkannt werden können, zeigt uns folgendes<br />

Zitat:<br />

“Ich muss me<strong>in</strong>e Aussprache noch verbessern, besonders die Buchstaben D, B, und G am<br />

Ende der Wörter.“*<br />

Die Selbste<strong>in</strong>schätzungen geben mitunter auch E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die ver<strong>in</strong>nerlichten und tiefen<br />

Überzeugungen, die unser Sprachlernen bee<strong>in</strong>fl ussen. Die deutsche Aussprache mag schwierig<br />

se<strong>in</strong>, doch ist die Überzeugung „Aussprache ist e<strong>in</strong>e der letzten Fähigkeiten, die man erwerben<br />

kann“* sicherlich nicht besonders motivierend. Ziel ist es nicht wie Muttersprachler zu sprechen,<br />

sondern mit diesen zu sprechen und von diesen verstanden zu werden.<br />

4. Was passiert, wenn sich Sprachlernen verselbständigt?<br />

Überraschungen! Positive und negative. Das konkrete Planen des Lernens sche<strong>in</strong>t vorwiegend<br />

„automatisch“ zu geschehen, es ‚passiert’ sozusagen, und das Nachdenken darüber wird als<br />

Zeitverschwendung gesehen. Erst e<strong>in</strong>e Refl exion <strong>in</strong> der Gruppe führt zu mehr Teilnahme und<br />

folglich zu <strong>in</strong>teressanten Überlegungen. Die Kannbeschreibungen der ESP s<strong>in</strong>d für die Mehrzahl<br />

der StudentInnen zu abstrakt und gewöhnungsbedürftig; auch hier zeigt sich, dass erste Arbeiten<br />

<strong>in</strong> der Gruppe produktiver s<strong>in</strong>d.<br />

Multil<strong>in</strong>gualism.<strong>in</strong>db 189 4-12-2006 12:27:02<br />

189

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!