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Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

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Ann-Birte Krüger<br />

Bevölkerung den größten Ausländeranteil 4 . Bei der türkischen Bevölkerung handelt es sich um<br />

e<strong>in</strong>e relativ neue E<strong>in</strong>wanderergruppe, die seit den 60er Jahren zunächst zur Arbeitsmigration<br />

kam und deren Zahl trotz Anwerbestopp und Rückführmaßnahmen seit den 70er Jahren durch<br />

Familienzusammenführungen weiter zunahm. Auffallend ist, dass türkische Migranten nicht nur<br />

<strong>in</strong> städtischen Gebieten, sondern auch im ländlichen Raum wie z.B. im Nordelsass e<strong>in</strong>e starke<br />

Präsenz aufweisen.<br />

Ausgehend von dieser demographischen Gegebenheit gliedert sich die folgende Untersuchung<br />

<strong>in</strong> zwei soziol<strong>in</strong>guistische Teilgebiete:<br />

Zunächst soll die Schulsprachenpolitik im H<strong>in</strong>blick auf den Türkischunterricht <strong>in</strong> Baden-<br />

Württemberg und im Elsass analysiert und verglichen werden, um die Frage zu beantworten,<br />

welchen Platz diese Migrantensprache im Schulcurriculum e<strong>in</strong>nimmt. Es hat sich gezeigt, dass<br />

bei guter Beherrschung der Erstsprache und gezielter Förderung des Zweitsprachenerwerbs<br />

die Sprachkompetenz höher ist als bei ausschließlicher Förderung der Zweitsprache (Bell et<br />

al. 1981: 73-104). Gerade die mangelhafte Ausbildung der Erstsprache kann bei K<strong>in</strong>dern mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund zu kognitiven Nachteilen und schulischem Versagen führen (Baur 2001:<br />

47). Nach Expertene<strong>in</strong>schätzung trägt aber auch die Art und Weise, wie die Schule mit der<br />

Zweisprachigkeit der Schüler umgeht, wesentlich zur sprachlichen Entwicklung bzw. zu e<strong>in</strong>er<br />

Schiefl age bei (Gogol<strong>in</strong> 2003: 22-24).<br />

In e<strong>in</strong>em zweiten Teil stehen die K<strong>in</strong>der türkischer Herkunft dann selbst im Mittelpunkt,<br />

<strong>in</strong>dem ihre Sprache<strong>in</strong>stellungen mit Hilfe von Interviews genauer untersucht werden. Bestätigen<br />

die Schüler, was wissenschaftlich bewiesen ist? Welche Rolle teilen sie dem Türkischunterricht<br />

zu? In der öffentlichen Wahrnehmung werden Migrantensprachen oft als Quelle von Problemen<br />

und Defi ziten angesehen, wogegen z.B. die Sprachen der vergrößerten EU als Quelle der<br />

Bereicherung gelten (Extra 2001: 20). Lassen sich ähnliche Tendenzen auch <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>stellungen<br />

der Schüler wiederfi nden? Um diese Fragen <strong>in</strong> ihrer Komplexität zu fassen, kann Türkisch<br />

nicht isoliert betrachtet werden, sondern es müssen die Sprachen im Kontakt mit e<strong>in</strong>bezogen<br />

werden. Welche E<strong>in</strong>stellungen haben die Schüler gegenüber ihrer Erstsprache Türkisch, ihrer<br />

Zweitsprache, der Schul- und Landessprache Deutsch bzw. Französisch, sowie gegenüber der<br />

Sprache des Nachbarn, die <strong>in</strong> der Grundschule als erste Fremdsprache gelernt wird?<br />

2. Türkischunterricht – e<strong>in</strong>e schulsprachenpolitische Maßnahme<br />

Bildungssysteme s<strong>in</strong>d stark national geprägt; zudem gibt es <strong>in</strong>sbesondere im föderalen deutschen<br />

System regionale Besonderheiten; das trifft auch auf die Schulsprachenpolitik zu. Aus diesem<br />

Grund s<strong>in</strong>d die Ergebnisse aus Baden-Württemberg nicht ohne weiteres auf andere Bundesländer<br />

zu übertragen 5 .<br />

Das Schulcurriculum unterscheidet - neben dem Unterricht <strong>in</strong> den Schulsprachen Deutsch<br />

respektive Französisch - zwischen fremdsprachlichem und muttersprachlichem Unterricht,<br />

wobei letzterer ausschließlich Migrantensprachen umfasst und <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Grundschulen<br />

als Ergänzungsunterricht auf freiwilliger Basis angeboten wird. E<strong>in</strong>ige dieser Sprachen gehören<br />

<strong>in</strong> den weiterführenden Schulen zu den zur Wahl stehenden modernen Fremdsprachen wie<br />

z.B. Spanisch, das sich sowohl im Elsass als auch <strong>in</strong> Baden-Württemberg als zweite moderne<br />

4 Vgl. z.B. Document ORIV / février 2003.<br />

5 Für e<strong>in</strong>en Vergleich der Schulsprachenpolitik <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf Migrantensprachen zwischen den Bundesländern siehe<br />

Baumann 2001.<br />

142<br />

Multil<strong>in</strong>gualism.<strong>in</strong>db 142 4-12-2006 12:26:32

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