Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

Erfahrungen der Mehrsprachigkeit im Kontext Kalabriens: Das “Germanese” aus Carfi zzi
(Abate 1993: 33), “Altona” (Abate 1993: 97), “Aster” (Abate 1993: 21)
• Länder- und Städtenamen:
(10) „DDR“ (Abate 1993: 100); (12) „Malaka“ (germ.) → Malaga (dt.)
Viele der genannten deutschen Substantiva werden auf morphologischer Ebene durch
den bestimmten oder unbestimmten Artikel an das italienische Sprachsystem angepasst, wie
folgende Fälle zeigen:
(11) “Ma il Kerl vuole farci capire che sa scrivere, ragazzi!” disse il biondo con il
grosso neo. (Abate 1993: 153).
(12) “Voglio i soldi, subito, fi no all’ultimo Pfennig. (Abate 2004:1)
(13) „Come i giovani che si stavano dirigendo al Platz der Republik.“ (Abate 1993:
200)
Das deutsche Substantiv Platz gefolgt von der Republik wird mit Hilfe der italienischen
Präposition a und dem Artikel il ins Italienische integriert, das Genus vom Deutschen
bestimmt.
4.2 Morphologisch-phonetisch und morphologisch-syntaktische Transferphänomene
Darüber hinaus gibt es Sprachenmischungsphänomene, in denen innerhalb eines Wortes oder
einer Wortverbindung beide Sprachen (Dt./It. oder Dt./Arbr.) vermischt werden. Interessante
Beispiele liefern hierfür einige Verben, die Abate gebraucht, wie z.B.:
(14) anmeldare 26
Die sprachliche Anpassung des deutschen Verbs an das italienische Sprachsystem geschieht
hier auf morphologischer Ebene (vgl. Riehl 2004: 81) durch das einfache Anhängen des
italienischen Flexionsaffi xes -are an das entlehnte deutsche Verb, bzw. an den Verbstamm.
Sprachenmischungen dieser Art belegt für die Ortschaft Carfi zzi auch Antonio Costantino (1987:
82 ff.). Hierbei handelt es sich um deutsche Lehnwörter, die durch Flexionsaffi xe an entlehnte
Wörter auf morphologischer und phonetischer Ebene an das Arbëresh Carfi zzis angepasst
wurden, wie folgende Beispiele beweisen:
(15) Kôm bon Anmeldungin. (arbëresh) → [(Ich) habe gemacht die Anmeldung.] (dt.)
(16) Kôm bon dumôndin e Finanzômes. (arbëresh) → [(Ich)habe gemacht die
Erklärung des Finanzamtes (=) Einkommenssteuererklärung.]
(17) Kôm qôn te sparkassi. (arbëresh) → [(Ich) bin gewesen in der Sparkasse.]
(dt.)
(18) Kôm morrë kindergeldrat. (arbëresh) → [(Ich) habe genommen (=bekommen)
die Kindergelder.] (dt.)
(19) Kôm bon Versicherungin me Vollkashkun. (arbëresh)→
[(Ich) habe gemacht (=abgeschlossen) die Vollkaskoversicherung.] (dt.)
Bei diesen Beispielen - (15), (16) - steht jeweils das Suffi x -in für einen maskulinen,
determinierten Akkusativ Singular; das deutsche -amt im Wort Finanzamt, wird in Beispiel (18)
durch die den Genitiv bedingende Präposition e, und durch die arbëreshe Aussprache zu
Finanzômes. In Beispiel (17) erhält das Wort Sparkasse die Endung –i, zur Kennzeichnung des
maskulinen, determinierten Nominativs. Das Beispiel (18) erhält das Suffi x –rat zum Ausdruck
des determinierten Plurals.
26 Ebenda.
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