29.01.2013 Aufrufe

Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Schulsprachenpolitik und E<strong>in</strong>stellungen gegenüber Migrantensprachen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er deutsch-französischen Grenzregion<br />

In allen Familien war e<strong>in</strong> Elternteil bereits während der K<strong>in</strong>dheit nach Frankreich bzw.<br />

Deutschland gekommen und beherrscht – nach E<strong>in</strong>schätzung der K<strong>in</strong>der – entsprechend gut die<br />

Landessprache. Mit diesem Elternteil sprechen die K<strong>in</strong>der häufi g die Landessprache bzw. sowohl<br />

die Landessprache als auch Türkisch. Die mangelnden Sprachkenntnisse des anderen Elternteils,<br />

der <strong>in</strong> allen Fällen erst nach der Heirat der Eltern e<strong>in</strong>gereist ist, werden als Grund für die<br />

Aufrechterhaltung von Türkisch als Familiensprache dargestellt. Doch nicht nur mit den Eltern<br />

und zum Teil auch mit den Geschwistern wird regelmäßig Türkisch gesprochen. Von e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d<br />

abgesehen, haben alle Interviewpartner noch weitere Verwandte wie z.B. Großeltern, Tanten<br />

und Onkel <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe. Die Verb<strong>in</strong>dung zur Türkei ist zudem durch Ferienaufenthalte<br />

(oft während der gesamten Sommerferien) bestimmt. Außerdem s<strong>in</strong>d alle Schüler durch ihre<br />

Religion, d.h. durch den Koranunterricht, der am Wochenende oder <strong>in</strong> den Ferien besucht wird,<br />

mit der türkischen Sprache <strong>in</strong> Kontakt. Wie stark zudem die Sprache auch mit Freunden gepfl egt<br />

wird, variiert zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Schülern.<br />

Wie sieht es mit den E<strong>in</strong>stellungen der Schüler gegenüber der türkischen Sprache aus,<br />

die, wie gerade beschrieben, e<strong>in</strong>en festen Bestandteil im Alltag der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>nimmt? Und<br />

wie äußern sie sich <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf den MU Türkisch? Die Schüler besuchen seit e<strong>in</strong> bis vier<br />

Jahren den MU und s<strong>in</strong>d sich e<strong>in</strong>ig darüber, dass sie dort Türkisch lesen und schreiben gelernt<br />

haben. Von e<strong>in</strong>em Mädchen abgesehen, das mit ihrem momentanen Türkischlehrer unzufrieden<br />

ist, kommen ausschließlich positive Rückmeldungen. So antwortet Neslihan, 11 Jahre, auf die<br />

Frage, warum sie weiter Türkisch <strong>in</strong> der Schule lernen will: „[…] j’aime bien et ça sert beaucoup<br />

[…]“[Ich mag es gern und es ist echt nützlich.]<br />

E<strong>in</strong>e andere Schüler<strong>in</strong>, Ays<strong>in</strong>, 11 Jahre, erklärt auf die Frage, warum sie denn gerne <strong>in</strong><br />

den Französischunterricht gehe: „Parce que c’est très amusant et j’apprends des trucs et ça<br />

m’<strong>in</strong>téresse.“ [Weil es sehr unterhaltsam ist und ich Sachen lerne und mich das <strong>in</strong>teressiert.]<br />

Neslihan beschreibt an e<strong>in</strong>er anderen Stelle des Gesprächs, wie sie sich die ganze Woche auf<br />

den Türkischunterricht freut, da sie sonst <strong>in</strong> der Schule ihr Türkisch nicht verwenden kann.<br />

Die Schüler bezeichnen die türkische Sprache durchgehend mit positiven Charakteristika<br />

und empfi nden sie als „fröhlich“, „nützlich“, „leicht“ oder „weich“. Wenn man den breiten<br />

Raum betrachtet, den die Sprache im täglichen Leben der Schüler e<strong>in</strong>nimmt, überrascht es,<br />

dass sich der Nutzen der türkischen Sprache für die K<strong>in</strong>der allgeme<strong>in</strong> auf die Türkei beschränkt.<br />

Es kommen wiederholt Aussage wie von Oguz, 10 Jahre: „Die (die türkische Sprache) nützt halt<br />

auch nicht viel.“<br />

Auf die Frage, welche Sprache wichtiger sei, werden Bemerkungen wie von Yasem<strong>in</strong>, 10<br />

Jahre, gemacht: „Also <strong>in</strong> Deutschland Deutsch und <strong>in</strong> der Türkei Türkisch.“<br />

Da es sich bei den Interviewpartnern um Schüler <strong>in</strong> zwei unterschiedlichen Ländern handelt,<br />

ist es durchaus bemerkenswert, dass sich sowohl die Me<strong>in</strong>ungen zum MU-Unterricht als auch die<br />

E<strong>in</strong>stellungen gegenüber der türkischen Sprache bei den bisher vorliegenden Interviews nicht<br />

grundlegend unterscheiden.<br />

Dagegen fällt e<strong>in</strong> Unterschied auf, was die E<strong>in</strong>stellungen gegenüber der Sprache des Nachbarn<br />

und die Motivation, diese zu erlernen, anbelangt. Die Interviewpartner im Elsass bewerten<br />

die deutsche Sprache überaus positiv. Die Interviewergebnisse lassen dies mit Verwandten <strong>in</strong><br />

Multil<strong>in</strong>gualism.<strong>in</strong>db 145 4-12-2006 12:26:34<br />

145

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!