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Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

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Multil<strong>in</strong>gualität im Mittel- und Osteuropamanagement<br />

Dies ist zum e<strong>in</strong>en die Verwendung von Russisch als geme<strong>in</strong>samer Brückensprache. In vielen<br />

MOE-Ländern kann heute nicht mehr automatisch von weit verbreiteten Russischkenntnissen<br />

ausgegangen werden, auch ist es <strong>in</strong> nichtslawischen Ländern längst nicht mehr obligatorisch,<br />

Russisch als erste slawische Fremdsprache zu wählen. Es ist jedoch Lernenden mit Vorkenntnissen<br />

des Tschechischen oder Polnischen nicht zu vermitteln, beim Erwerb e<strong>in</strong>er anderen late<strong>in</strong>isch<br />

schreibenden Slaw<strong>in</strong>e den Umweg über das Russische vorzuschreiben. Besters-Dilger (2002:<br />

392) weist zudem darauf h<strong>in</strong>, dass Russisch aufgrund e<strong>in</strong>iger e<strong>in</strong>zelsprachlicher Besonderheiten<br />

auch unter typologischen Gesichtspunkten nicht als die „typischste“ unter den slawischen<br />

Sprachen zu gelten hat (vgl. dazu auch He<strong>in</strong>z (im Druck: 9). In der von mir beschriebenen<br />

Zielgruppe ist die Kenntnis e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Slaw<strong>in</strong>e, die alle Teilnehmer gleichermaßen<br />

beherrschen schlicht nicht gegeben. E<strong>in</strong> weiterer Nachteil des EuroCom-Modells ist daneben die<br />

Beschränkung auf schriftliche rezeptive Kompetenzen (Leseverständnis).<br />

Andere Modelle greifen daher, um e<strong>in</strong>e Fixierung auf e<strong>in</strong>e moderne Slaw<strong>in</strong>e zu vermeiden,<br />

auf historische Brückensprachen zurück. Im Ansatz von Townsend & Janda (2002) übernimmt<br />

das Spätgeme<strong>in</strong>slawische die Rolle der Brückensprache. Der Vorteil ist, dass Vergleiche und<br />

Parallelen <strong>in</strong> jede Richtung gezogen werden können (multidirektional), und dass die historische<br />

Perspektive e<strong>in</strong>en vertieften E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Entwicklung v.a. von lautlichen Gegebenheiten<br />

erlaubt. Der Nachteil ist die nur äußerst partielle E<strong>in</strong>setzbarkeit des Konzepts für Studierende<br />

nichtphilologischer Studienrichtungen, da der stark sprachhistorisch orientierte Ansatz relativ<br />

viel an l<strong>in</strong>guistischem Vorwissen voraussetzt.<br />

In unserem eigenen Ansatz versuchen wir, die oben skizzierten Modelle mit e<strong>in</strong>zubeziehen<br />

und dabei die jeweiligen Nachteile soweit wie möglich zu vermeiden. Der Ansatz stützt sich auf<br />

e<strong>in</strong>en re<strong>in</strong> synchronen, nach sprachlichen E<strong>in</strong>zelphänomenen gegliederten Sprachvergleich (wie<br />

er etwa <strong>in</strong> Běličová 1998 vorliegt), der zum e<strong>in</strong>en möglichst wenig an metal<strong>in</strong>guistischem Wissen<br />

voraussetzt, zum anderen ke<strong>in</strong>e Richtung von e<strong>in</strong>er Sprache zu allen anderen vorschreibt. Das<br />

zur Verfügung gestellte Material ist somit nicht auf das Erlernen e<strong>in</strong>er bestimmten Zielsprache<br />

h<strong>in</strong> aufbereitet. Vielmehr “liest“ jeder Lernende das Material entsprechend se<strong>in</strong>er Interessen<br />

und sucht die für ihn relevanten Inhalte heraus. Die hierzu notwendigen Fähigkeiten zur<br />

vergleichenden Analyse und zum Umgang mit dem Lernmaterial und weiteren Hilfsmitteln<br />

stellen übere<strong>in</strong>zelsprachlich relevante Strategien dar, und s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> den sprachlichen Fakten<br />

gleichwertiges Lernziel. (Zum lerntheoretischen Strategiebegriff im Fremdsprachenunterricht<br />

allgeme<strong>in</strong> siehe etwa Bialystok, Mißler, Wendt, Zimmermann, zu Strategien im Fokus des L3-<br />

Erwerbs siehe ausführlich Hufeisen, Lisiecka-Czop sowie Müller et al.)<br />

3.3 Verb<strong>in</strong>dung von theorieorientierter Wissensvermittlung und Praxisbezug<br />

In der praktischen Umsetzung des Lernkonzepts wurden drei Schritte e<strong>in</strong>geführt, die <strong>in</strong> jeder<br />

e<strong>in</strong>zelnen Unterrichtse<strong>in</strong>heit vorhanden s<strong>in</strong>d. Jede E<strong>in</strong>heit beg<strong>in</strong>nt mit e<strong>in</strong>em Praxisteil, auf den<br />

e<strong>in</strong> eher theorisch orientierter Input-Teil folgt. An diesen schließt sich wiederum e<strong>in</strong> zweiter<br />

Praxisteil an.<br />

Im ersten Praxisteil I, dem „Sprachführerteil“, werden die wichtigsten für kommunikative<br />

Grundsituationen „überlebenswichtigen“ kommunikativen E<strong>in</strong>heiten erworben. Der praktische<br />

Wert dieses Teils ist unmittelbar e<strong>in</strong>sehbar: er dient zur Bewältigung grundlegender<br />

kommunikativer Situationen. Gleichzeitig bildet das hier erlernte sprachliche Material jedoch<br />

Multil<strong>in</strong>gualism.<strong>in</strong>db 291 4-12-2006 12:28:09<br />

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