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Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

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Mart<strong>in</strong> Stegu, Holger Wochele<br />

kann, aber aufgrund se<strong>in</strong>er sprachlichen Unvollkommenheit beim betreffenden native speaker<br />

nichtdestoweniger Unmut auszulösen vermag.<br />

Die Sätze enthielten z.B. für das Italienische jeweils e<strong>in</strong>en Fehler aus den folgenden elf<br />

Bereichen: Verbalmorphologie, Gebrauch des Adjektivs anstatt des Adverbs, Auxiliarselektion,<br />

Lexik, Demonstrativpronomen, Artikelgebrauch, Form des Artikels, Präpositionen, Orthografi e,<br />

Kongruenz Nomen – nom<strong>in</strong>aler Begleiter sowie Genus der Substantive. Die Fehlerkategorien<br />

im Französischen entsprechen bis auf zwei Ausnahmen den italienischen. Jeder Fehlertyp<br />

wurde durch drei Sätze repräsentiert, zur Kontrolle wurden außerdem zwei fehlerlose Sätze<br />

<strong>in</strong> den Fragebogen mit aufgenommen, was <strong>in</strong>sgesamt 35 Sätze ergibt. Im Vergleich zu der<br />

Untersuchung von Piazza 1980 ist hier die Ausgangsbasis vergleichsweise ger<strong>in</strong>g. Andererseits<br />

war der Fragebogen nur e<strong>in</strong>er von vier Teilen e<strong>in</strong>er Untersuchung, die nicht zuletzt auch<br />

qualitativ ausgerichtet war, und stellt <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>en Kompromiss dar, um die Geduld der<br />

Befragten nicht.<br />

Der vierte Teil der Untersuchung war abermals e<strong>in</strong> Leitfaden<strong>in</strong>terview, das auf Tonband<br />

aufgezeichnet und transkribiert wurde. Es wurde bewusst an das Ende der Untersuchung gestellt,<br />

um nicht das Verhalten der ProbandInnen <strong>in</strong> den explorativen Teilen 2 und 3 zu bee<strong>in</strong>fl ussen.<br />

Dieser Teil des Interviews umfasste e<strong>in</strong>ige Fragen zur „language awareness“ (= LA) der befragten<br />

Laien. Es sollte nämlich untersucht werden, ob e<strong>in</strong> Zusammenhang zwischen der allgeme<strong>in</strong>en LA<br />

e<strong>in</strong>er Person und ihrer Fehlertoleranz besteht. Es sche<strong>in</strong>t nämlich plausibel, dass Personen mit<br />

e<strong>in</strong>er höheren LA nicht-native Fehler <strong>in</strong> ihrer Muttersprache anders bewerten als Personen mit<br />

e<strong>in</strong>er nicht so hoch entwickelten LA. Ob (und bei welchen Fehlern) sich aber e<strong>in</strong>e hohe LA <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er niedrigeren oder höheren Fehlertoleranz niederschlägt, wird noch genauer zu untersuchen<br />

se<strong>in</strong> – e<strong>in</strong>fach ist aufgrund der Vielzahl von Variablen die Korrelation LA : Fehlertoleranz nicht.<br />

Um den Begriff LA für die Untersuchung zu operationalisieren, wurden den ProbandInnen Fragen<br />

zu den drei Bereichen gestellt, die der Begriff LA be<strong>in</strong>haltet (Rampillon 1997, Gnutzmann 2003:<br />

337), nämlich: 1. „l<strong>in</strong>guistic awareness“, also explizite Kenntnisse bezüglich des Sprachsystems,<br />

2. „communicative awareness“, also Kenntnisse <strong>in</strong> Bezug auf das Funktionieren von Sprache und<br />

Kenntnisse kommunikativer Strategien sowie 3. „language learn<strong>in</strong>g awareness“, die Kenntnisse<br />

über das Lernen von Sprachen wie Lernstrategien, Problemlösestrategien u.ä. umfasst. In Bezug<br />

auf die „l<strong>in</strong>guistic awareness“ wurden u.a. Fragen zur Etymologie e<strong>in</strong>zelner Wörter und Namen<br />

sowie zur Sprachgenealogie gestellt. Weiters sollte die Sensibilität der Befragten zu bestimmten<br />

problematischen nativen Äußerungen getestet werden, wobei hier bewusst Sätze aus e<strong>in</strong>em<br />

Kont<strong>in</strong>uum von <strong>in</strong> der Sprachgeme<strong>in</strong>schaft schon sehr weitgehend akzeptierten Formen (frz.:<br />

„Des fois, j’écoute la radio“) bis h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>deutig als unakzeptabel markierten Formen (z.B.<br />

it. Imperativ 3. Pers. Sg.: „Venghi“) gewählt wurden. Zu den kommunikativen Aspekten von<br />

LA wurden die Interviewten gebeten, kurz zu erklären, welche Faktoren für den Erfolg e<strong>in</strong>er<br />

politischen Rede konstitutiv s<strong>in</strong>d, während <strong>in</strong> den Fragen zur „language learn<strong>in</strong>g awareness“<br />

herausgefunden werden sollte, ob die Interviewten bewusst Fremdsprachen lernen, und ob sie<br />

ihren Lernstil, ihre Stärken und Schwächen kennen.<br />

Ziel dieses Teils des Interviews war es weder festzustellen, ob die Interviewten die<br />

Fragen zur „l<strong>in</strong>guistic awareness“ „richtig“ beantworten, noch ihre „subjektiven Theorien“<br />

zur Sprache oder zum Sprachlernen nachzuzeichnen (wie Kallenbach 1996 und Morkötter<br />

2005 <strong>in</strong> anderen Kontexten). Es g<strong>in</strong>g lediglich darum herauszufi nden, ob sie für bestimmte<br />

408<br />

Multil<strong>in</strong>gualism.<strong>in</strong>db 408 4-12-2006 12:29:16

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