29.01.2013 Aufrufe

Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Offene Probleme <strong>in</strong> CLIL mit Deutsch als Fremdsprache<br />

Ohne die große pädagogische Bedeutung der motorischen und ikonischen Bereiche zu<br />

vernachlässigen, sollte man aber beachten, dass CLIL <strong>in</strong> diesen Fächern oft auf e<strong>in</strong>zelne und<br />

isolierte Aktivitäten beschränkt ist, die an sich nicht viel bedeuten und ke<strong>in</strong>e oder wenige<br />

Spuren h<strong>in</strong>terlassen. Manchmal e<strong>in</strong> Lied <strong>in</strong> der Fremdsprache zu s<strong>in</strong>gen oder auf Anweisungen <strong>in</strong><br />

der Turnhalle zu reagieren oder noch die Namen der Farben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fremdsprache während der<br />

Kunststunde zu benutzen s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong> ausreichender Beweis dafür, dass man CLIL anwendet. Wenn<br />

diese Aktivitäten episodisch oder sporadisch vorkommen, s<strong>in</strong>d sie ke<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegriertes Lernen,<br />

sondern nur e<strong>in</strong>e Erholungspause.<br />

Im Unterschied dazu s<strong>in</strong>d S<strong>in</strong>gen, Zeichnen und Bewegung <strong>in</strong>tegrative Bestandteile des CLIL-<br />

Curriculums, wobei sie nicht bloß als isolierte E<strong>in</strong>heiten, sondern als zu e<strong>in</strong>em ganzheitlichen<br />

Projekt gehörende Phasen betrachtet werden. Wenn CLIL Fach- und Sprachunterricht ist, sollte<br />

man ke<strong>in</strong>e Angst vor der Sprache haben. Das heißt, dass man nicht die so genannten „verbalen“<br />

Fächer automatisch ausschließen muss, um sich für die „leichten“ und praktischen Fächer zu<br />

entscheiden. Kunst, Sport und Musik können genau so sprachlich wie Geschichte und Mathematik<br />

genau so ikonisch wie Kunst se<strong>in</strong>. Wieder ist das Hauptkriterium für die Wahl der CLIL-Themen<br />

nicht die (angenommene) Fachtypologie der Inhalte, sondern der methodische Ausgangspunkt.<br />

Deshalb ist die pädagogisch-didaktische Ausbildung der CLIL-Lehrkräfte wichtiger als ihre<br />

<strong>in</strong>stitutionelle Rolle. Ob es sich um externe oder <strong>in</strong>terne Lehrkräfte handeln sollte, ist im<br />

Gegensatz zur methodisch-didaktischen Vorbereitung relativ unwichtig. Die lebendige Debatte<br />

über den idealen CLIL-Lehrer ist also <strong>in</strong> Bezug auf die methodologischen Voraussetzungen<br />

weniger wichtig.<br />

Auch die muttersprachliche Kompetenzspielt <strong>in</strong> CLIL ke<strong>in</strong>e entscheidende Rolle. An diesem<br />

umstrittenen Punkt setzt die nächste und letzte Forschungsfrage an.<br />

4. CLIL und <strong>Mehrsprachigkeit</strong><br />

Betrachtet man die deutsche Defi nition, bevor CLIL als Projektmethode <strong>in</strong> der <strong>in</strong>ternationalen<br />

fachdidaktischen Landschaft erschien, wurde der Sach- und Fachunterricht als bil<strong>in</strong>gualer<br />

Unterricht bezeichnet. Das Wort bil<strong>in</strong>gual sollte heißen, dass m<strong>in</strong>destens zwei Sprachen präsent<br />

s<strong>in</strong>d. Aus den ersten und ältesten Immersionsprojekten - wie es <strong>in</strong> der Fachliteratur beschrieben<br />

wird, z. B. Artigal und Laurén 1995 - handelt es sich eben um e<strong>in</strong>e Immersion, also e<strong>in</strong> „Sprachbad2,<br />

dessen Toleranzgrenze gegenüber der ersten Sprache nicht über 50% des gesamten Curriculums<br />

reichte. Bekannt ist auch der Kontext, aus dem die Immersionsprojekte ursprünglich kamen:<br />

effektiv bil<strong>in</strong>guale Länder, <strong>in</strong> denen die <strong>Mehrsprachigkeit</strong> offi ziell anerkannt und garantiert<br />

wurde. Mit anderen Worten: Diese Länder s<strong>in</strong>d durch das Zusammenleben von ethnischen,<br />

sprachlichen und kulturell unterschiedlichen Gruppen gekennzeichnet, deren Sprachen als<br />

Amtssprachen anerkannt s<strong>in</strong>d (auch <strong>in</strong> der Variante der regionalen Amtssprache oder unter der<br />

Bezeichnung e<strong>in</strong>er gesetzlich geschützten M<strong>in</strong>derheitensprache). In diesen Fällen spielt die<br />

anfängliche Unterscheidung zwischen CLIL <strong>in</strong> der Fremdsprache und CLIL <strong>in</strong> der Zweitsprache<br />

e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle. Abgesehen davon, dass Immersionsprogramme und -projekte oft e<strong>in</strong><br />

unterschwelliges - berechtigtes - politisches Ziel haben, ist die Trennung zwischen Didaktik der<br />

Fremdsprache und der Zweitsprache - auch für CLIL - absolut notwendig.<br />

So ist die Frage über die Rolle der ersten Sprache völlig unterschiedlich <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>en oder <strong>in</strong><br />

dem anderen Kontext zu beantworten. Was CLIL <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fremdsprache betrifft (das heißt den<br />

Multil<strong>in</strong>gualism.<strong>in</strong>db 329 4-12-2006 12:28:31<br />

329

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!