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Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

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Christof He<strong>in</strong>z<br />

Am Ende des Artikels werden schließlich e<strong>in</strong>ige Vorschläge für konkrete Aufgaben- und<br />

Übungstypen vorgestellt.<br />

1. Für wen? – Zielgruppe und Voraussetzungen<br />

1.1 Wer lernt slawische Sprachen?<br />

Slawische Sprachen haben schon lange und erst recht nach dem EU-Beitritt von 4 slawischsprachigen<br />

Ländern im Jahr 2004 ke<strong>in</strong>en „Exotenstatus“ mehr. Zudem rücken vermehrt auch die<br />

„kle<strong>in</strong>eren“ slawischen Sprachen <strong>in</strong> den Mittelpunkt des Interesses. Das hat auch Auswirkungen<br />

auf den Kreis von Lernenden slawischer Sprachen: waren frühere Motivationen für das Erlernen<br />

hauptsächlich touristischer oder philologischer Art (vgl. hierzu ausführlich Hoffmann: 2006), so<br />

treten heute v.a. wirtschaftliche Motivationen <strong>in</strong> den Vordergrund: slawischsprachige Länder als<br />

Zielpunkt vielfältiger wirtschaftliche Interessen, sei es als Produktionsstandort, Absatzgebiet,<br />

Kooperationspartner, Ziel für wirtschafl iche Expansion uvm.<br />

Welche Rolle spielen dabei Sprachkenntnisse? Vielfach wird die Kenntnis lokaler Sprachen als<br />

für diesen Prozess weitgehend überfl üssig erachtet: Konzernsprache ist ohneh<strong>in</strong> das Englische<br />

(seltener das Deutsche), von lokalen Mitarbeiter werden Fremdsprachenkenntnisse erwartet,<br />

die Landessprache ist vornehmlich auf niedere Ebenen <strong>in</strong> der Unternehmenshierarchie<br />

beschränkt (vgl. etwa Nekula / Nekvapil / Šichová: 30ff. am Tschechischen). Dazu kommt der<br />

Ruf slawischer Sprachen, „schwierig“ zu se<strong>in</strong>, sowie e<strong>in</strong> häufi g niedriges Prestige der Länder,<br />

gerade im wirtschaftlichen Bereich.<br />

Dem steht e<strong>in</strong>e Konzeption von Unternehmenskommunikation gegenüber, die die<br />

Notwendigkeit von Kenntnissen der Landessprache als zunehmend wichtig ansieht. Als wichtigste<br />

Gründe hierfür werden u.a. genannt:<br />

• Der symbolische Wert der Landessprache: Sprache dient als nationales Identifi kationsmittel<br />

(vgl. etwa für das Tschechische Nekula 2002: 73). Dies trifft gerade <strong>in</strong> vielen mittel- und<br />

osteuropäischen Ländern <strong>in</strong> besonderer Weise zu.<br />

• Der soziale Wert der Landessprache: Sprachkenntnisse signalisieren dem Partner gegenüber<br />

Kommunikations- und Gesprächsbereitschaft und „wirkliches“ persönliches Interesse und<br />

können zu e<strong>in</strong>er deutlichen Verbesserung der Gesprächs- und Verhandlungsatmosphäre<br />

e<strong>in</strong>en nicht unbedeutenden Beitrag leisten.<br />

• Der kulturelle Wert: Sprachkenntnisse erleichtern den Zugang zum Verständnis kultureller<br />

Unterschiede, die bei der Expansion <strong>in</strong> neue Märkte, der E<strong>in</strong>führung neuer Produkte von<br />

großer Wichtigkeit s<strong>in</strong>d.<br />

• Der psychologische praktische und ökonomische Wert: Sprachkenntnissen führen zu e<strong>in</strong>em<br />

Prozess der „Vertrauensbildung“ ermöglichen Orientierung im Zielland helfen und br<strong>in</strong>gen<br />

ökonomische E<strong>in</strong>sparungseffekte<br />

Die berufl iche Realität für im Mittel- und Osteuropa–Management Tätige br<strong>in</strong>gt es nun mit<br />

sich, dass sie sich häufi g nicht mit Kenntnissen e<strong>in</strong>er Landessprache zufrieden geben können:<br />

Wirtschaftliche Kooperation und Expansion überschreiten oftmals nationale und sprachliche<br />

Grenzen. MOE-Spezialisten s<strong>in</strong>d dabei für die gesamte Makroregion zuständig und von häufi gen<br />

Wechseln des E<strong>in</strong>satzortes (job rotation) betroffen. Notwendig ist also e<strong>in</strong> multil<strong>in</strong>gualer<br />

Zugang: das – zum<strong>in</strong>dest grundlegende – Beherrschen von mehr als e<strong>in</strong>er Sprache, daneben aber<br />

v.a. die Fähigkeit, sich mit möglichst ger<strong>in</strong>gem zeitlichen und mentalen Aufwand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue<br />

286<br />

Multil<strong>in</strong>gualism.<strong>in</strong>db 286 4-12-2006 12:28:06

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