29.01.2013 Aufrufe

Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Abstract<br />

Staat – Nation - Sprache<br />

Oskar Putzer, Universität Innsbruck, oskar.putzer@uibk.ac.at<br />

Die <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> seit zwei Jahrhunderten dom<strong>in</strong>ierende Ideologie des Nationalstaates hat dazu geführt,<br />

dass die Übere<strong>in</strong>stimmung von Staats- und Sprachgrenzen und die E<strong>in</strong>sprachigkeit des Individuums im<br />

Bewusstse<strong>in</strong> des e<strong>in</strong>zelnen Bürgers den Normalfall darstellt, die Staatsmacht diese Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

von Staats- und Sprachgrenzen und die absolute Dom<strong>in</strong>anz e<strong>in</strong>er Staatssprache als e<strong>in</strong>forderbares Recht<br />

betrachtet. Die zunehmende Mobilität und Migration sowie die politischen Maßnahmen der EU schaffen aber<br />

gesellschaftliche Bed<strong>in</strong>gungen, die uns zw<strong>in</strong>gen mit <strong>Mehrsprachigkeit</strong> und Sprach kontakt anders umzugehen<br />

als das im alten <strong>Europa</strong> der Nationalstaaten der Fall war. Diesen Wandel können wir aber nur vollziehen,<br />

wenn wir uns von der Ideologie des Nationalismus und der damit verbundenen Vorstellung befreien, dass<br />

nur e<strong>in</strong>e Sprache - und somit E<strong>in</strong>sprachigkeit - konstitutives Identitätsmerkmal se<strong>in</strong> könne. Im zweiten Teil<br />

des vorliegenden Beitrages wird erörtert, welche Voraussetzungen und somit Aussichten wir haben, diese<br />

Aufgabe erfolgreich zu bewältigen.<br />

1. Erläuterung der erörterten Thematik - Fragestellung<br />

In der wissenschaftlichen Diskussion über Sprachkontakt und <strong>Mehrsprachigkeit</strong> gilt zurzeit<br />

den Fragen des Spracherwerbs und der Integration des E<strong>in</strong>zelnen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en bestimmten<br />

soziokulturellen Kontext das größte Interesse. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht das<br />

lernende Individuum mit se<strong>in</strong>en mentalen, sozialen und kulturellen Merkmalen. Trotz der<br />

Berechtigung und Bedeutung dieser Forschungs<strong>in</strong>teressen darf nicht vergessen werden, dass<br />

<strong>Mehrsprachigkeit</strong> und Sprachkontakt stets auch soziologisch und soziopolitisch relevante Fragen<br />

aufgeben. Es geht dabei <strong>in</strong>sgesamt um die Fragen, welche Rolle die Sprache für die (auch<br />

politische) Organisation der Gesellschaft und für die Gestaltung des gesellschaftlichen Lebens<br />

spielt. In unserem Fall stellt sich zusätzlich die Frage, wie E<strong>in</strong>- und <strong>Mehrsprachigkeit</strong> <strong>in</strong> diesen<br />

gesellschaftspolitischen Funktionen positioniert s<strong>in</strong>d.<br />

Aus soziologischer und politischer Sicht wären unter anderem folgende Fragestellungen<br />

relevant:<br />

• Betreiben die e<strong>in</strong>zelnen (europäischen) Staaten e<strong>in</strong>e bewusste Sprachpolitik und von<br />

welchen Pr<strong>in</strong>zipien, gesellschaftspolitischen Wertvorstellungen und politischen Zielen ist<br />

diese geleitet?<br />

• Betreibt die EU e<strong>in</strong>e bewusste Sprachpolitik und von welchen Pr<strong>in</strong>zipien, Wert vorstellungen<br />

und politischen Zielen ist diese geleitet?<br />

• Welches Bewusstse<strong>in</strong> haben die Bürger der e<strong>in</strong>zelnen Staaten (die ja gleichzeitig auch Bürger<br />

der EU s<strong>in</strong>d) gegenüber der Rolle und den Funktionen der Sprache bzw. der Sprachen <strong>in</strong> der<br />

Gestaltung des öffentlichen Lebens, aber vor allem wie verhalten sich die Bürger sprachlich<br />

unter den jeweils gegebenen (wirtschaft lichen, politischen...) Bed<strong>in</strong>gungen? Diese Frage<br />

erachte ich für besonders wichtig, weil Sprachwandel, und somit auch Veränderungen der<br />

Funktionen, der Distribu tionen, des Prestiges der Sprachen im gesellschaftlichen Leben <strong>in</strong><br />

viel höherem Maße durch das (<strong>in</strong> der Regel unbewusste, <strong>in</strong>tuitive) Verhalten der Sprecher<br />

erfolgen und nicht so sehr durch staatliche Sprachlenkung.<br />

Multil<strong>in</strong>gualism.<strong>in</strong>db 49 4-12-2006 12:25:10<br />

49

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!