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Mehrsprachigkeit in Europa: Plurilinguismo in Europa ... - EURAC

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Bestands- und Bedarfsanalyse von Lernmaterialien für den deutschen Südtiroler Dialekt<br />

Dass das Nicht-Beherrschen des Dialekts von Seiten der italienischsprachigen Bevölkerung<br />

nicht nur e<strong>in</strong> Mangel se<strong>in</strong> kann, sondern gar als ausschließendes Element trennende Auswirkungen<br />

auf das Zusammenleben der Bevölkerungsgruppen haben kann, diskutieren Sitta (1994) und<br />

Lanthaler (1990): „Dialekt hat mit Heimat zu tun“, „Dialekt hat mit Identität zu tun“, „Dialekt<br />

schließt aus“ Sitta (1994: 16f). „Die Haltung der deutschsprachigen Bevölkerung erschwere<br />

außerdem Anderssprachigen auch noch das Deutschlernen, da die Südtiroler untere<strong>in</strong>ander<br />

ja nicht ‚deutsch’ redeten, sondern eben nur Dialekt“ (Lanthaler 1990: 72) so klagen die<br />

italienischsprachigen Mitbürger <strong>in</strong> Südtirol.<br />

Die Tatsache, dass der Dialekt die italienischsprachige Bevölkerung beim Erlernen der<br />

deutschen Sprache h<strong>in</strong>dere, gibt auch der Südtiroler Sprachbarometer (2006) an:<br />

„Bei den Italienern s<strong>in</strong>d es drei Gründe, die vorwiegend den Misserfolg [beim<br />

Zweitsprachenlernen] erklären: Der fehlende Wille (43,0%), aber nicht weniger wichtige<br />

Ursachen s<strong>in</strong>d der Dialekt (40,1%) und das Schulsystem (38,5%).“ (Sprachbarometer 2006:<br />

177)<br />

Die gegebenen Umstände veranlassen Lanthaler (1990: 71) zu folgender Frage „Kann man<br />

den Dialekt lernen?“ und er kommt zum Schluss, dass „so etwas […] <strong>in</strong> Südtirol nützlich und<br />

möglich se<strong>in</strong> müsste“ (Lanthaler 1990: 72). Lanthaler spricht das M<strong>in</strong>imalprogramm für die<br />

<strong>Mehrsprachigkeit</strong> <strong>in</strong> Südtirol an, unter der die „passive Beherrschung der Sprache des anderen“<br />

(Lanthaler 1990: 77) zu verstehen ist.<br />

Egger (1995) ist darüber h<strong>in</strong>aus der Überzeugung, dass „es für die italienische Bevölkerung<br />

<strong>in</strong> Südtirol notwendig ist, <strong>in</strong> irgend e<strong>in</strong>er Form den Dialekt und die Umgangssprache der<br />

deutschsprachigen Bevölkerung zu verstehen“ (Egger 1995: 109). Er ist jedoch nicht der<br />

Auffassung, dass „die italienische Bevölkerung den Dialekt auch sprechen sollte“ (Egger 1995:<br />

109). Es sollten verschiedene Kompetenzen geschult werden, denn „[d]ie Kompetenzen <strong>in</strong> den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Varietäten s<strong>in</strong>d für verschiedene D<strong>in</strong>ge gut: für Beruf und Karriere ist die Hochsprache<br />

Voraussetzung, für die alltägliche Kommunikation die (wenigstens passive) Kompetenz des<br />

Dialekts“ (Egger 1995: 111).<br />

3. Lehr- und Lernmaterialien für den Südtiroler Dialekt<br />

In diesem Kapitel wird auf die bisher bestehenden Lernmaterialien und e<strong>in</strong>e Initiative<br />

e<strong>in</strong>gegangen, die aufgrund der im zweiten Abschnitt beschriebenen Voraussetzungen und<br />

Überzeugungen entstanden s<strong>in</strong>d, sowie auf Wörterbücher, die ihr Entstehen e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren erfolgten Aufwertung des Dialekts (vlg. Lanthaler <strong>in</strong> diesem Band) verdanken.<br />

3.1 Lernmaterialien/Projekt<br />

Als Reaktion auf die Erkenntnis, dass das Nebene<strong>in</strong>ander von Hochdeutsch und deutschem<br />

Dialekt <strong>in</strong> Südtirol zu e<strong>in</strong>er Blockade beim Erlernen und Verwenden der deutschen Sprache<br />

(„blocchi all’apprendimento e all’uso della l<strong>in</strong>gua tedesca”; Knapp et al. 1996: 11) von<br />

Seiten der italienischsprachigen Bevölkerung führen kann, ist 1995 das Lehrwerk Hoi Hanni.<br />

Hörverständnisübungen zum Südtiroler Deutsch erschienen. Dieses Lehrwerk verfolgt das Ziel,<br />

Deutschlernende <strong>in</strong> Südtirol an die gesprochene Sprache heranzuführen.<br />

Aus der Überzeugung heraus, dass Sprachvermittlung nicht im luftleeren Raum stattfi ndet,<br />

wurde das landeskundliche Projekt „Tua mit“ von der Sprachenschule AlphaBeta zusammen<br />

mit dem Amt für Zweisprachigkeit und Fremdsprachen der Abteilung der Italienischen Kultur<br />

Multil<strong>in</strong>gualism.<strong>in</strong>db 393 4-12-2006 12:29:08<br />

393

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