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Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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Souza, der Direktor des Arquivo Nacional Vilhena de Moraes, der Direktor des<br />

Instituto Nacional do Livro Augusto Meyer (ebenfalls ein Mitglied der ABL) <strong>und</strong><br />

die Journalisten Samuel Wainer (Diretrizes), Candido Campos (A Notícia),<br />

Raim<strong>und</strong>o de Magalhães (A Noite), Luís Guimarães Filho (A Gazeta; ebenfalls ein<br />

Mitglied der ABL), Oswaldo Souza e Silva (Ilustração Brasileira), Cassiano Ricardo<br />

(ebenfalls ein Mitglied der ABL) sowie Mucio Leão (A Manhã), José Pires do Rio<br />

<strong>und</strong> João Macdowell (Jornal do Brasil).<br />

Diese Bekanntschaften ebneten ihm den Weg in <strong>das</strong> brasilianische Pressewesen;<br />

doch <strong>das</strong>s Feder nach nur zwei Monaten in Brasilien, genauer am 07. September,<br />

mit Hilfe eines Artikels über Columbus im Jornal do Brasil den, wie er es nannte,<br />

„Einzug in die große brasilianische Presse“ (TB Bd. 15, 07.09.1941) vollziehen<br />

konnte, ist auch seiner Hartnäckigkeit zuzuschreiben. Denn andere Emigranten<br />

wiesen Feder schon in den ersten Tagen darauf hin, <strong>das</strong>s man in Brasilien sehr viel<br />

Geduld haben, beharrlich sein <strong>und</strong> mehrmals zu den Leuten hingehen müsse.<br />

Und Feder machte in der Tat diese Erfahrung; besonders mit Herbert Moses, der<br />

sich zwar hilfsbereit zeigte, ihn jedoch oft vertröstete. Nicht umsonst schrieb Frank<br />

Arnau, der österreichische Schriftsteller <strong>und</strong> Journalist, dem es dank Moses’ Unterstützung<br />

gelang, bald nach seiner Ankunft in Rio in den Zeitungen zu publizieren,<br />

in seinem Brasilienbuch über den brasilianischen Pressezaren: „Sein Hauptwort:<br />

‚Sem falta – amanhã‘ – Also: ‚Gewiß – morgen!‘ “ (ARNAU 1956, S. 189)<br />

Es war ein viel versprechender Anfang für Feder, auf den regelmäßige Veröffentlichungen<br />

in mehreren anderen Zeitungen folgten. Bald war er erneut voll<br />

journalistisch tätig. Obwohl er sofort anfing, Portugiesisch zu erlernen, sollte es<br />

noch ein Jahr dauern, bis er es sich zutraute, selbst die eigenen Artikel in der<br />

fremden Sprache zu verfassen. Aufgr<strong>und</strong> der geringen Entlohnung – Frank Arnau<br />

gibt in seinem Buch an, <strong>das</strong>s die Bezahlung für einen Artikel meist nur zwischen 5<br />

bis 10 U$ betrug – war es jedoch sehr mühsam, den Lebensunterhalt als Journalist<br />

zu verdienen. Der folgende Auszug aus der Eintragung vom 13.01.1942 steht stellvertretend<br />

für viele andere Tage <strong>und</strong> veranschaulicht die Odyssee, die Feder<br />

oftmals durch die verschiedenen Redaktionen bewältigen musste:<br />

1. Noite [gemeint ist die Zeitung], Raim<strong>und</strong>o Magalhães, dem ich den<br />

Principe Galante zurückbringe, gibt mir mit Widmung seinen „Judeu“<br />

<strong>und</strong> „Carlota“ […].<br />

2. Livraria mit Nelson gibt mir 2 Übersetzungen [von Feders Artikeln],<br />

die ich mit ihm durchgehe (doch immer allerlei zu verbessern,<br />

manchmal versteht er <strong>das</strong> Französische nicht, manchmal nicht<br />

den Gedanken) 2 neue übergeben.<br />

3. bei Vogel [der Zahnarzt, bei dem sich Feder einer langwierigen Behandlung<br />

unterzog], gibt mir <strong>das</strong> neue [Gebiss] […].<br />

4. DIP [Departamento de Imprensa e Propaganda]: der Mulatte Dr.<br />

Pedro Timoteo verspricht mir die Korrespondentenkarte für heute<br />

um 5. Als ich wiederkomme, macht er erst formelle Einwendungen<br />

[...], telefoniert dann aber doch mit dem Chef, ich gehe hinunter,<br />

soll sie morgen bekommen, bitte Magalhães, sie an sich zu nehmen.<br />

5. Biblioteca Nacional: 3 Bücher über Gérard de Nerval durchgesehen<br />

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