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Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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rakteristisch für <strong>das</strong> Araukarienplateau. Heutzutage dient dieses Grasland vor<br />

allem der Rinderzucht, <strong>und</strong> menschliche Einflüsse, insbesondere großflächige<br />

Abholzungen im letzten Jahrh<strong>und</strong>ert, haben die Relation der beiden Großlebensräume<br />

zugunsten der Campos verschoben. Über die ursprüngliche Ausbreitung<br />

des Araukarienwalds sind sich Wissenschaftler bis heute nicht ganz<br />

einig, doch ist anzunehmen, <strong>das</strong>s über 90% der ehemaligen Waldfläche bereits<br />

vernichtet sind. Heute trifft man stattdessen auf Monokulturen <strong>und</strong> Aufforstungen<br />

mit eingeführten schnellwüchsigen <strong>und</strong> ökonomisch interessanteren<br />

Baumarten wie Eukalyptus oder die Mittelamerikanische Kiefer, Pinus elliottii.<br />

Dennoch bilden auch die Campos seit vielen Jahrtausenden eine natürliche<br />

Vegetationsform der Hochfläche, was allein die Tatsache beweist, <strong>das</strong>s mehrere<br />

an diesen offenen Landschaftstyp angepasste Froscharten ausschließlich<br />

dort vorkommen (Endemiten).<br />

Am südlichen Ende des Araukarienplateaus erreichen schließlich die subtropischen<br />

wechselgrünen Wälder <strong>und</strong> die offenen Graslandschaften der tiefer gelegenen<br />

Pampagebiete ihre nördliche Verbreitungsgrenze, während sich in der<br />

schmalen, dem Atlantischen Regenwald vorgelagerten Küstenregion noch eine<br />

eigenständige, sandliebende Restinga-Vegetation findet. Eine solche Vielfalt an<br />

unterschiedlichen Vegetationsgroßräumen auf engem Raum ist selbst in Südamerika<br />

nur selten, <strong>und</strong> so bildet der Nordosten von Rio Grande do Sul zusammen mit<br />

dem angrenzenden Santa Catarina die Kernzone einer äußerst vielfältigen, subtropisch<br />

geprägten Fauna <strong>und</strong> Flora.<br />

Einige eher für <strong>das</strong> tropische Brasilien charakteristische Froschlurche haben<br />

hier ihre südlichsten Vorkommen, beispielsweise mehrere Arten aus der Familie<br />

Leptodactylidae, also Pfeiffrösche der Gattungen Adenomera, Cycloramphus,<br />

Eleutherodactylus, Hylodes, Proceratophrys <strong>und</strong> Thoropa (Anmerkung: da der neue<br />

Amphibienstammbaum von FROST et al. (2006) noch sehr umstritten ist, kommt<br />

an dieser Stelle die bisherige Systematik zur Anwendung). Auch viele Laubfrösche<br />

(Familie Hylidae) wie Scinax catharinae (s. Farbtafel Foto Nr. 2), Hypsiboas bischoffi,<br />

H. prasinus (s. Farbtafel Foto Nr. 10) <strong>und</strong> Dendropsophus microps oder die Makifrösche<br />

Phyllomedusa distincta <strong>und</strong> P. tetraploidea (s. Farbtafel Foto Nr. 5) haben<br />

hier ihre südliche Verbreitungsgrenze. Umgekehrt erreichen einige Arten der kühleren<br />

Pamparegion ihre nördliche Verbreitung, zum Beispiel Scinax uruguayus oder<br />

Pseudis minutus, <strong>und</strong> nicht zuletzt gibt es eine Reihe endemischer Arten, die entweder<br />

nur auf dem Hochplateau (z. B. der neu beschriebene Harlekinfrosch Pseudis<br />

cardosoi; KWET 2000; s. Farbtafel Foto Nr. 3) oder nur in der Küstenregion (z. B.<br />

die Rückenstreifenschwarzkröte Melanophryniscus dorsalis; KWET et al. 2005; s.<br />

Farbtafel Foto Nr. 4) vorkommen. Beide Lebensräume sind nur wenige Kilometer<br />

Luftlinie, aber durch einen Höhenunterschied von 1.000 m <strong>und</strong> kaum zugängliche<br />

Berghänge voneinander getrennt, was für wenig ausbreitungsfähige Tiere<br />

wie Amphibien eine unüberwindliche ökologische Barriere darstellt. Insbesondere<br />

bodenlebende Offenlandarten können die meist dicht bewachsenen Steilwände<br />

kaum überwinden. Die klimatischen Unterschiede – auf dem Araukarienplateau,<br />

mit jährlich bis zu 30 Frosttagen <strong>und</strong> manchmal sogar Schneefällen die kälteste<br />

Region Brasiliens, herrschen im Jahresdurchschnitt um fast 10°C geringere Temperaturen<br />

als im Tiefland – sind im Zusammenspiel mit der zoogeographischen

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