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Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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Ein froher Gast ist niemandes Last.<br />

Wer guten Glaubens ist, herein,<br />

soll lieb hier <strong>und</strong> willkommen sein.<br />

Fünf sind geladen, zehn sind gekommen.<br />

Gieß Wasser zur Suppe, heiß alle willkommen.<br />

Besondere Aufmerksamkeit verdient meines Erachtens ein offensichtlich in<br />

Brasilien entstandener Spruch, in dem von Chimarrão gesprochen wird, <strong>das</strong> Trinken<br />

von Mate-Tee, eine ursprünglich indianische Sitte, die zuerst von den Gaúchos<br />

<strong>und</strong> dann von den Einwanderern übernommen wurde:<br />

Grüß Gott, du lieber Erdensohn<br />

Trink mit mir ein Chimarrão,<br />

erzähl mir Freud <strong>und</strong> Herzeleid<br />

<strong>und</strong> bleib mein Fre<strong>und</strong> in Ewigkeit.<br />

Neben der Gastfre<strong>und</strong>lichkeit werden hier treue Fre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> vertrauensvolle<br />

Anteilnahme thematisiert. Stilistisch fällt <strong>das</strong> etwas hochtrabende Erdensohn<br />

auf. In der Minoritätssituation der Einwanderer in einer mehrkulturellen<br />

Gesellschaft könnte man <strong>das</strong> Lexem Erdensohn als eine allgemeinmenschliche,<br />

über Rassen <strong>und</strong> Nationalitäten stehende Bezeichnung deuten, die außerdem<br />

religiöse Assoziationen hervorruft.<br />

Einstellung zum „Schicksal“/Geschehen (Bereich 7)<br />

Tatkraft, Problemlösungsbereitschaft (02) Hinnahme, Geduld (08)<br />

Ungeduldiges Auflehnen, Hinterlist (01) Passivität, Resignation (02)<br />

Abb. 6<br />

In diesem Bereich werden in den Wandsprüchen vor allem die mehr nach<br />

innen gerichteten Eigenschaften Hinnahme, Geduld, Duldsamkeit <strong>und</strong> Langmut<br />

thematisiert. Es handelt sich dabei ausdrücklich um die Einstellung zum ‚Schicksal‘,<br />

zu einer übergeordneten Macht mit stark religiöser Prägung, was auch oft<br />

direkt ausgesagt wird, wie in Der Mensch denkt <strong>und</strong> Gott lenkt oder<br />

Alles auf Erden hat seine Zeit,<br />

Frühling <strong>und</strong> Winter, Freude <strong>und</strong> Leid.<br />

Im Glück nicht jubeln, im Leid nicht klagen,<br />

<strong>das</strong> Unvermeidliche mit Würde tragen.<br />

Glück <strong>und</strong> Glas – wie leicht bricht <strong>das</strong>!<br />

Einstellung zu Gesetz <strong>und</strong> Normen (Bereich 10)<br />

Redlichkeit, ‚Kontextabhängiges<br />

Ehrlichkeit (09) Befolgen von Gesetzen‘ (0)<br />

‚Starres Befolgen von Unehrlichkeit,<br />

Gesetzen‘ Prinzipienreiterei (0) Kriminalität (01)<br />

Abb. 7

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