Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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Nordostens in der Rekonstruktion ihrer im Laufe der Kolonisierung verloren gegangenen
und dem Indianerbild in der brasilianischen Öffentlichkeit nahe kommenden
Kulturmerkmale genau auf diese Stereotypen zurückgegriffen, um negativen
Vorurteilen entgegenzuwirken und positive fortzuschreiben – dies allerdings
nicht nur nach außen, sondern ebenso nach innen, für die eigene Gruppe.
Das Projekt
Das Projekt Índios na Visão dos Índios wurde 2001 begonnen; in Workshops für
kreatives Schreiben, Fotografie und kulturelle Identität sammelte der ehemalige
Werbefachmann Sebastián Gerlic in sieben indigenen Dörfern in Nordostbrasilien
Materialien, die später in aufwendigen, 60-seitigen Farbbroschüren als Selbstporträts
der jeweiligen Dorfgemeinschaft veröffentlicht wurden. 4 Während des Projektverlaufs
gründete Gerlic 2003 die NRO Thydêwá, die von diesem Zeitpunkt an der
offizielle Träger des Projektes sein sollte.
Ein Teil der gedruckten Broschüren ging an die verschiedenen Sponsoren, ein
weiterer blieb bei Thydêwá, und der dritte und größte Teil wurde den teilnehmenden
Dorfgemeinschaften zur freien Verfügung gestellt. Dabei war von Veröffentlichung
zu Veröffentlichung das Bestreben Gerlics, die indigene Teilhabe am
und Verantwortung für das Projekt stetig zu vergrößern, und er hoffte, mit der
Einführung von Computern und Internettechnologie in den Dörfern den Höhepunkt
dieser Entwicklung zum eigenständig indianischen Projekt herbeizuführen.
Das Pilotprojekt Índios Online, das 2004 seinen Anfang nahm, war als
Verlängerung von Índios na Visão dos Índios konzipiert. Sieben Reservate 5 wurden
mit je einem PC, digitalen Fotokameras und schnellem Internetzugang über
Satellit ausgestattet. Ein zweiwöchiger Workshop in Salvador sollte zwei Repräsentanten
aus jeder Dorfgemeinschaft mit den Grundlagen der elektronischen
Datenverarbeitung vertraut machen; zurück in den Dörfern sollten diese Personen
als Multiplikatoren dieses Wissens fungieren und so die Technologie dort
möglichst für jeden zugänglich machen.
Herz des Projektes ist die Website (THYDÊWÁ 2004), auf der zum einen ein
Chatbereich die Kommunikation der teilnehmenden Ethnien untereinander wie
auch theoretisch mit dem Rest der Welt ermöglicht, zum anderen ein inhaltlicher,
dokumentarischer Teil geboten wird. Für jede teilnehmende Gruppe existiert eine
einzeln aufrufbare Abteilung; für die Dörfer, deren Broschüren bereits in Print-
Form vorlagen, wurden in ihren jeweiligen Abteilungen zu Beginn des Projektes
digitale Versionen ihrer Veröffentlichungen eingestellt. Mit einem einfachen Interface
ist es von den Dörfern aus möglich, Texte und Fotos zu Beiträgen zusammenzustellen
und in die entsprechende Abteilung der Website zu übertragen. Diese
Möglichkeit sollten die beteiligten Gruppen nutzen, um für ein potenziell weltweites
Publikum Alltag, Probleme, Kultur und Geschichte zu dokumentieren. Für die-
4. Comunidade Tupinambá 2003, Comunidade Kariri-Xocó 1999, Comunidade Pankararu 2001,
Comunidade Kiriri 2003, Comunidade Truká 2003, Comunidade Fulni-ô 2003, Comunidade
Tumbalalá 2003.
5. Kariri-Xocó, Kiriri, Pankararu, Pataxó-Hãhãhãe, Tumbalalá, Tupinambá, Xukuru-Kariri.