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Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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dern in Form sehr allgemeiner Zugänge drei charakteristische <strong>und</strong> bis heute aktuelle<br />

Aspekte der brasilianischen Kultur betrachten. Die Einheit dieser drei frühen<br />

Essays wird belegt <strong>und</strong> bekräftigt von der Entscheidung Jacó Guinsburgs <strong>und</strong><br />

Abílio Tavares’, sie in portugiesischer Übersetzung in einem eigenen Band zu veröffentlichen:<br />

Negro, macumba e futebol (Rosenfeld 1993a) 6 . Somit besitzen diese in<br />

den 50er Jahren des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts für ein deutschsprachiges Publikum im<br />

deutsch-brasilianischen Kulturdialog verfassten Texte noch knapp vier Jahrzehnte<br />

nach ihrer Entstehung ein mehr denn rein dokumentarisches Interesse für eine<br />

allgemeine brasilianische Leserschaft:<br />

Die Zusammenstellung dieser drei Studien in einem Band bietet dem<br />

Leser einerseits treffende – weniger als wissenschaftliche Ausführungen<br />

denn als Gesamtbetrachtungen abgefasste – Analysen der in den<br />

Blick genommenen Gegenstände, sie vermitteln ihm darüber hinaus<br />

eine Vorstellung von der guten soziologischen <strong>und</strong> politischen Ausrüstung,<br />

mit der Anatol H. Rosenfeld seine kritisch-ästhetischen Erk<strong>und</strong>ungen<br />

im Territorium der brasilianischen Kultur unternahm.<br />

(GUINSBURG/TAVARES 1993, S. 15-16) 7<br />

Diese in der Geste der interkulturellen Vermittlung <strong>und</strong> aus der transkulturellen<br />

Erfahrung von Exil <strong>und</strong> Emigration heraus entstandenen Essays „Die Situation<br />

der Farbigen in Brasilien“, „Macumba“ <strong>und</strong> „Das Fußballspiel in Brasilien“ sollen<br />

aus diesem Gr<strong>und</strong> im Folgenden einzeln vorgestellt <strong>und</strong> abschließend aus der<br />

Perspektive aktueller kulturwissenschaftlicher Ansätze kontextualisiert werden.<br />

II. „Die Situation der Farbigen in Brasilien“<br />

In diesem ersten, im Staden-Jahrbuch 1954 erschienenen Essay vergleicht Anatol<br />

Rosenfeld die Mechanismen <strong>und</strong> Konstellationen des Rassismus bzw. der<br />

Ausgrenzung der farbigen Bevölkerung in der brasilianischen <strong>und</strong> der US-amerikanischen<br />

Gesellschaft. Während in letzterer ein rigides Kastensystem mit einer<br />

eigentlich unüberwindlichen Farblinie herrsche, sei in Brasilien die Grenzziehung<br />

zwischen Schwarz <strong>und</strong> Weiß in die Schichtung der sozialen Klassen eingebettet<br />

<strong>und</strong> bedeutend durchlässiger. Dies spiegele sich historisch im Kontrast der unblutig<br />

durchgesetzten Abschaffung der Sklaverei in Brasilien durch die Lei Áurea von<br />

1888 gegenüber deren Ende durch den 1865 errungenen Sieg der Nordstaaten<br />

im US-amerikanischen Bürgerkrieg:<br />

Aus vielen Gründen verlief die Auflösung der Sklaverei in Brasilien auf<br />

friedliche Weise im Rahmen einer graduellen Entwicklung, die durch<br />

6. Die Essays tragen in dieser Ausgabe folgende Titel: „A situação <strong>das</strong> pessoas de cor no Brasil“<br />

(übersetzt von Erika Elisabeth Patsch), „Macumba“ (übersetzt von Jacó Guinsburg) <strong>und</strong> „O<br />

futebol no Brasil“ (übersetzt von Modesto Carone).<br />

7. „A conjugação destes três estudos em um único volume oferecerá ao leitor não só análises<br />

pertinentes dos assuntos focalizados – escritas menos à guisa de desenvolvimentos científicos<br />

do que de apanhados de conjunto – como uma idéia da sólida bagagem sociológica e<br />

política que sustentava as incursões crítico-estéticas de Anatol H. Rosenfeld no território<br />

cultural brasileiro.“<br />

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