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Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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telständische Betriebsgründung eines deutschen Unternehmens sowie eine<br />

Betriebsverlagerung eines weiteren aus São Paulo sind Beispiele für den Aufschwung<br />

der Stadt, deren deutschstämmige Tradition – auch bei der deutschen<br />

Sprache – bewusst erhalten wird <strong>und</strong> mit ihrer landschaftlich reizvollen<br />

Umgebung für den nationalen sowie auch für den Tourismus aus Deutschland<br />

ein attraktives Ziel ist. Für betriebliche Neugründungen spielen die Arbeitskräfte<br />

‚aus lokaler Wurzel‘, die gute Verkehrsanbindung, <strong>das</strong> gute Betriebsklima<br />

ohne soziale Spannungen <strong>und</strong> die hohe Lebensqualität, vor allem die sehr<br />

geringe Kriminalität, eine große Rolle.<br />

Das zur Mikroregion Blumenau zählende Brusque (2005: 82.000 Ew.) besitzt<br />

eine lange Textiltradition <strong>und</strong> hat sich neben Blumenau als Zentrum der Textil<strong>und</strong><br />

Bekleidungsindustrie gehalten. Trotz aller Strukturprobleme dieses Industriezweigs<br />

sind heute dort noch über 72% der industriellen Arbeitskräfte in dieser<br />

Branche tätig. Brusque hat erfolgreich versucht, seine wirtschaftliche Stellung<br />

<strong>und</strong> den Absatz von Textilien als „capital da pronta entrega 3 “ zu verstärken <strong>und</strong> für<br />

auswärtige Käufer interessant zu machen. Der Kauftourismus mit zahlreichen Busreisenden,<br />

die zum Kauf bzw. zum späteren Wiederverkauf von Bekleidung nach<br />

Brusque kommen, gehört zum Stadtbild. Angesichts der latenten Branchenprobleme<br />

sind in Brusque in jüngerer Zeit auch Diversifizierungstendenzen zu<br />

erkennen, z. B. im Bereich der Metallverarbeitung.<br />

Als drittgrößter Standort in Santa Catarina hat sich inzwischen aber Jaraguá<br />

do Sul etabliert, dessen 29.000 Beschäftigte sich insbesondere auf die Bekleidungs-,<br />

Elektromotoren- <strong>und</strong> Nahrungs- <strong>und</strong> Genussmittelproduktion verteilen. Die industrielle<br />

Entwicklung der Stadt ist eine absolute Erfolgsgeschichte. Jaraguá, <strong>das</strong><br />

1960 erst 4.400 Ew. zählte, präsentiert sich heute als eine Mittelstadt von 120.000<br />

Einwohnern. Aufgr<strong>und</strong> der Abwanderung zu den nahen Zentren Joinville <strong>und</strong><br />

Blumenau hatte Jaraguá erst seit der zweiten Hälfte der 1960er Jahre, aber dann<br />

sehr schnell, ein eigenständiges industrielles Profil entwickelt. Bereits vor 40 Jahren<br />

konnte konstatiert werden, <strong>das</strong>s Jaraguá in Klein- <strong>und</strong> kleinen Mittelbetrieben<br />

„mit die größte industrielle Vielseitigkeit“ der Region besitzt, die „die breite, leistungsstarke<br />

Gr<strong>und</strong>lage für eine zukünftige Weiterentwicklung“ bietet (KOHLHEPP<br />

1968, S. 320). Dies hat sich bis heute in besonderem Maße verwirklicht.<br />

Die Industriebetriebe, so der größte Elektromotoren-Hersteller Lateinamerikas<br />

(siehe Foto 3) mit sieben Betrieben in Brasilien <strong>und</strong> fünf im Ausland, darunter<br />

einem in der Volksrepublik China, insgesamt 14.000 Beschäftigten <strong>und</strong> einem Umsatz<br />

von ca. 1 Mrd. , sowie leistungsstarke Großbetriebe des Bekleidungssektors, sind<br />

in der Stadt fest verwurzelt. Zahlreiche soziale <strong>und</strong> kulturelle Einrichtungen werden<br />

von der Industrie getragen oder gesponsert. Der Aufbau einer kleinen dynamischen<br />

Universität hat neue Impulse auf dem Ausbildungssektor gebracht. Die<br />

Lebensqualität in Jaraguá do Sul ist für Brasilien vorbildlich, der HDI (Human<br />

Development Index) ist der höchste im Staate Santa Catarina. Das in Jaraguá do<br />

Sul erwirtschaftete BIP pro Kopf der Bevölkerung ist mit 20.500 R$ (2003) bei weitem<br />

höher als in Joinville (13.150 R$) <strong>und</strong> Bumenau (12.500 R$) <strong>und</strong> übertrifft den<br />

Durchschnittswert von Santa Catarina, <strong>das</strong> in Brasilien an fünfter Stelle aller Bun-<br />

3. „Hauptstadt der prompten Lieferung“.<br />

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