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Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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von Paul Frischauer <strong>und</strong> Leopold Stern, die neben Zweigs Verleger Koogan <strong>und</strong><br />

weiteren Bekannten wie Claudio de Souza <strong>und</strong> Gabriela Mistral sowie der Presse<br />

zu Zweigs kleinem Bungalow geeilt waren. Selten findet man in Feders Tagebuch<br />

eine solch scharfe Verurteilung seiner Mitmenschen:<br />

Widerwärtig wie sich dann Frischauer <strong>und</strong> Stern, zwei ekelhafte Schmeißfliegen<br />

an einer schönen Blume, der anliegenden Abschrift des New Yorker<br />

Testaments bemächtigen <strong>und</strong> dies durchstöbern […] Und Frischauer,<br />

<strong>das</strong> rauchende Schwein, der […] nur darüber nachsinnt, welchen Nutzen<br />

er zweckmäßigerweise aus der Affaire [sic] ziehen könne […] „Ich war<br />

immer gegen die falsche Bescheidenheit“, meint F., in Bezug auf <strong>das</strong> Häuschen,<br />

da er ja persönlich für Hochstapelei ist. (TB Bd. 15, 23.02.1942)<br />

Das Staatsbegräbnis, mit dem die brasilianische Regierung dem berühmten<br />

Schriftsteller die letzte Ehre erweisen wollte, bewegte ihn ebenfalls sehr, da die<br />

Feierlichkeiten offenbarten, <strong>das</strong>s dieser Tod keinen unberührt ließ <strong>und</strong> die Trauer<br />

um den großen Verlust alle einte:<br />

[…] die ganze Stadt unter dem Eindruck der Feierlichkeit. […] Während<br />

die Wagen durch die Stadt rollen […], schließen spontan alle Geschäfte.<br />

Auf dem Friedhof die Fülle so stark, <strong>das</strong>s wenig zu sehen <strong>und</strong> zu hören,<br />

ein ergreifendes Bild, diese Menge, die alle Schichten, Rassen <strong>und</strong> Klassen<br />

umfasst <strong>und</strong> sichtlich ergriffen ist. (TB Bd. 15, 24.02.1942)<br />

Das Thema Stefan Zweig begleitete den Journalisten Feder noch viele Jahre.<br />

Da er als seriöse Stimme <strong>und</strong> integre Persönlichkeit galt, wurde er vielfach gebeten,<br />

sich zu Stefan Zweig <strong>und</strong> insbesondere dessen Zeit in Brasilien zu äußern.<br />

Über die Jahre hinweg veröffentlichte er zahlreiche Artikel in Brasilien, Argentinien,<br />

den USA <strong>und</strong> nach dem Krieg auch in Deutschland <strong>und</strong> Österreich. Schon<br />

1947 zählte er 32 Artikel in seiner Sammlung (TB Bd. 17, 27.03.1947). Die Erinnerung<br />

an diesen Schriftsteller aufrechtzuerhalten, war ihm ein wichtiges Anliegen.<br />

Daher schrieb er nicht nur zu einschlägigen Gedenkdaten wie Zweigs Geburtstag<br />

oder Todestag Artikel. Als Samuel Wainer Feder, der einmal wieder einen Zweig-<br />

Beitrag in der Redaktion abgab, einen ewigen Fre<strong>und</strong> Zweigs nannte, erwiderte<br />

Feder, <strong>das</strong>s er eben „nicht zu denjenigen [gehöre], die vergessen“ (TB Bd. 15,<br />

21.05.1943). 14 In diesem Sinn setzte er sich 1953/1954 für eine Neu-Auflage von<br />

Zweigs Brasilien – Ein Land der Zukunft in Brasilien ein, jedoch ohne Erfolg.<br />

Auch privat blieb Stefan Zweig in seinem Leben stets präsent, da er gleich von<br />

drei Seiten aufgesucht wurde. Zweigs Verleger weihte ihn in seine Meinungsverschiedenheiten<br />

mit dem Erben Manfred Altmann, Lottes Bruder, ein. Victor<br />

Wittkowski, ein junger mittelloser Schriftsteller, den Zweig in Rio getroffen hatte,<br />

nachdem die beiden bereits in Europa miteinander korrespondiert hatten, <strong>und</strong><br />

dem Zweig die Sichtung seines literarischen Nachlasses testamentarisch übertragen<br />

hatte, bat Feder wiederholt um juristischen Rat. Denn sowohl Koogan als<br />

auch Altmann wussten ihm diese Arbeit zu erschweren, weil sie mit Zweigs Entscheidungen<br />

nicht einverstanden waren. Und schließlich wollte Friderike Zweig,<br />

14. „Não so [sic] daqueles que esquecem“.<br />

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