Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

silianischen Monarchie konnte er nicht mehr hochhalten und eine neue Fahne
stand ihm zu diesem Zeitpunkt, am frühen Vormittag des 15. November 1889,
nicht zur Verfügung.
Die Anhänger der ersten brasilianischen Republik holten eher aus Verlegenheit
die Fahne hervor, die eigentlich als Fahne des „Clubs der Republikaner“, der
„Liberalen“ unter Führung des Arztes, Diplomaten und späteren Senators Lopes
Trovão, gedacht war: ein längliches Rechteck mit breiten grün-gelben Streifen im
Querformat und oben links in einem schwarzen Quadrat 20 weiße Sterne, entworfen
nach dem Vorbild der Fahne der USA, „stars and stripes“. Mit dieser ersten
Fahne marschierten sie durch die Straßen von Rio de Janeiro, bis José do
Patrocinio, einer der Kämpfer für die Abschaffung der Sklaverei, sie in der Câmara
Municipal, im Rathaus der brasilianischen Hauptstadt Rio de Janeiro, aufstellte.
Ein anderes Exemplar der neuen Fahne, jedoch mit blauem Quadrat für die
weißen, aufgereihten Sterne, wehte auf dem Marine-Schiff Alagoas, mit dem der
entthronte Kaiser Pedro II. und seine Familie am Morgen des 17. November 1889
ins Exil nach ‚Europa‘ (Lissabon, Paris) gebracht wurden. Die erste Fahne befindet
sich heute im Historischen Stadt-Museum, die zweite wurde von dem Schiff entfernt,
als es auf der Höhe von São Vicente Brasilien verließ. Sie wurde zunächst im
Marine-Museum aufbewahrt, bevor sie ins Museu da República in Rio de Janeiro
gelangte (CARVALHO 2006, S. 110-111, 105).
Die zwanzig Sterne auf dieser Fahne sollten den damaligen zwanzig Provinzen
der neuen Republik entsprechen, wie beim Vorbild der nordamerikanischen Fahne.
Diese Flagge galt jedoch nur vom 15. bis 19. November 1889. (Nach dem
Verlust der Provinz Uruguay im Jahre 1828 unter Pedro I. hätte die Fahne von
1822 mit den 19 Sternen einen Stern verlieren sollen, aber statt dessen erhöhte
1870 sein Sohn Pedro II. die Zahl der Sterne auf 20, indem er die beiden durch
Teilung der Provinz Grão-Pará neu geschaffenen Provinzen Amazonas und Pará
als zwei weitere Sterne in den blauen Ring um das Kreuz des Christusordens in
seinem monarchischen Emblem aufnahm; cf. Bandeira do Brasil, Wikipedia,
„Curiosidades“, Stand: 19.06.2007; siehe Farbtafel 2 nach S. 320).
Zeitweise hatte man auch daran gedacht, die französische Fahne zu übernehmen,
es wurde anfangs auch die Marseillaise gesungen, das Lied der französischen
Revolutionäre von 1789, das Rouget de Lisle im April als Kampflied für die Rheinarmee
komponiert hatte und das am 10. August 1792 bei der Ausrufung der Republik
gesungen und 1794 offiziell anerkannt wurde (CARVALHO 2006, S. 122-123).
Dieses Lied ist heute immer noch die französische Nationalhymne (gesungen auch
am 6. Mai 2007 von Anhängern des neu gewählten französischen Präsidenten,
Nicolas Sarkozy, der seine erste Rede am Wahlabend mit „Vive la République!“ beendete.
Die unterlegene Sozialistin, Madame Royal, hätte dies ebenso getan).
Auch „A República“ wurde nach französischem Vorbild als hübsche junge Frau mit
rosa Wangen und „phrygischer Mütze“ (cf. die kuriose weiße Mütze der blauen Comic-Zwerge,
der „Schlümpfe“) wie eine griechische Göttin von Décio Vilares gemalt
(Museu da República, Rio de Janeiro), fand jedoch beim brasilianischen Volk keinen
Anklang (ibd., S. 100). Ebensowenig fand eine neue positivistische Zeitrechnung oder
die Anrede „cidadão“ nach dem Vorbild des „citoyen“ Anklang.
Vor allem vermochten die neuen Republikaner auch nicht eine eigene brasilia-
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