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Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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aufgabe, da der Wissenshorizont dieser Gelehrten sich noch im enzyklopädischen<br />

Rahmen bewegte. Ihr Forschungsspektrum erstreckte sich somit über zoologische,<br />

botanische, mineralogische, physikalische, astronomische <strong>und</strong> klimatische<br />

Fachbereiche. Darüber hinaus, dank der historischen <strong>und</strong> philosophisch-philologischen<br />

Vorbereitungen, über die die Forscher durch die Akademie verfügten,<br />

war es auch ihr Anliegen<br />

[...] die Beobachtung der verschiedenen Sprachen, der Volkstümlichkeiten,<br />

der mythischen <strong>und</strong> historischen Überlieferungen, der älteren <strong>und</strong> neueren<br />

Monumente, als Schriften, Münzen, Idole, <strong>und</strong> überhaupt Alles dessen,<br />

was über den Culturzustand <strong>und</strong> über die Geschichte der Ureinwohner<br />

sowohl, als der sonstigen Bewohner Brasiliens [...] [festzuhalten].<br />

(SPIX / MARTIUS 1980, S. 6-7)<br />

Die dritte Etappe beschäftigte Spix <strong>und</strong> Martius bis zu ihrem Lebensende. Spix 5<br />

starb sechs Jahre nach der Heimkehr an einem Fieber – ein ‚Erbe‘ der Expedition <strong>und</strong><br />

Schicksalsschlag. Somit konnte der 45-jährige Zoologe sein Forschungsvorhaben<br />

nicht beenden. Martius 6 jedoch lebte noch weitere Jahrzehnte <strong>und</strong> wurde ein<br />

Brasilienspezialist. Fast alles, was er schrieb, natur- oder geisteswissenschaftlich, handelte<br />

von Brasilien: der Reisebericht, die ethnografischen Studien, die literarischen<br />

Texte wie Gedichte <strong>und</strong> ein Roman – Frey Apollonio, ein Roman aus Brasilien 7 –, <strong>das</strong><br />

Traktat Bemerkungen über die Verfassung einer Geschichte Brasiliens 8 <strong>und</strong> <strong>das</strong> botanische<br />

Werk. Zu Letzterem zählt vor allem die wissenschaftliche Leitung <strong>und</strong> Herausgabe<br />

der Flora Brasiliensis – sehr wahrscheinlich die größte Flora über ein Land 9 – <strong>und</strong><br />

5. Johann Baptist von Spix, 1781 in Höchstadt an der Aisch geboren, studierte Philosophie, Theologie<br />

<strong>und</strong> Medizin in Würzburg. Er promovierte in Medizin, widmete sich dann aber der Zoologie.<br />

Bevor er nach Brasilien kam, war er auf Forschungsreisen in Frankreich, Italien <strong>und</strong> in der Schweiz.<br />

Als ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften <strong>und</strong> Kurator der zoologischen<br />

Sammlung übernahm er die Leitung der Brasilienexpedition. Nach seiner Rückkehr aus<br />

Brasilien wurde er zum Hofrat ernannt <strong>und</strong> zum Ritter erhoben. Er starb 1826.<br />

6. Carl Friedrich Philipp von Martius, 1794 in Erlangen als Sohn eines Hofapothekers geboren,<br />

studierte Medizin, promovierte in Botanik <strong>und</strong> trat 1815 als Eleve in die Bayerische Akademie<br />

der Wissenschaften. Nach der Brasilienreise ebenfalls in den Adelsstand erhoben bekam<br />

er den Lehrstuhl für Botanik an der Universität München <strong>und</strong> wurde zum lebenslänglichen<br />

Sekretär der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt. Er war korrespondierendes<br />

Mitglied vieler Akademien, u. a. des Instituto Histórico e Geográfico Brasileiro (IHGB)<br />

<strong>und</strong> starb 1868 im Alter von 74 Jahren.<br />

7. Der Roman blieb bis 1992 unveröffentlicht. Sein Herausgeber, Erwin Theodor Rosenthal, hat<br />

ihn gleichzeitig ins Portugiesische übersetzt unter dem Titel Frey Apollonio - um romance do<br />

Brasil publiziert.<br />

8. Der Aufsatz Bemerkungen über die Verfassung einer Geschichte Brasiliens wurde 1845 erstmals<br />

in der portugiesischen Übersetzung von Wilhelm Schüch in der Revista do Instituto<br />

Histórico e Geográfico veröffentlicht. Der Originaltext wurde erst kürzlich von E. T. Rosenthal<br />

entdeckt, transkribiert <strong>und</strong> im Martius-Staden-Jahrbuch 2003 veröffentlicht (siehe hierzu<br />

LISBOA 1997, S. 178ff <strong>und</strong> GUIMARÃES 1987; 1988).<br />

9. Die vollständige Herausgabe der Flora Brasiliensis hat 66 Jahre erfordert. In ihren 40 Bänden<br />

werden 22.767 Pflanzenarten beschrieben, davon 5869 zum ersten Mal. Als Martius starb,<br />

war erst ein Drittel fertig. Zwei Nachfolger haben <strong>das</strong> Projekt weitergeführt, welches mit<br />

dem Beitrag von 60 Botanikern <strong>und</strong> verschiedener Herbarien aus ganz Europa (Paris, Wien,<br />

St. Petersbug, Genf, Berlin, London) zustande gekommen ist. Das Projekt wurde auch vom<br />

brasilianischen Kaiser D. Pedro II mitfinanziert.

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