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Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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<strong>das</strong> Feindbild zurecht, damit sich der Beitrag von Dona Maria besser in <strong>das</strong> Bild<br />

von der von außen bedrohten Gemeinschaft indianischer Brüder <strong>und</strong> Schwestern<br />

einfügt, <strong>das</strong> die Eliten der Pataxó-Hãhãhãe in ihren Außenbeziehungen<br />

von sich zu zeichnen bemüht sind.<br />

Diese Unterschiedlichkeit der Ansätze zur Selbstdarstellung zwischen politisierten<br />

Eliten <strong>und</strong> den „einfachen Leuten“ möchte ich anhand meiner Begegnungen<br />

mit den Camacã <strong>und</strong> den Pataxó, zwei weiteren Subgruppen im Reservat,<br />

weiter zu veranschaulichen versuchen.<br />

Die Camacã sind Randfiguren in der politischen Szene des Dorfes; wenn Kazike<br />

Nailton zum Beispiel zur Verdeutlichung der ethnischen Vielfalt im Reservat die<br />

verschiedenen Gruppen aufzählt, neigt er dazu, die Camacã zu vergessen oder zu<br />

unterschlagen. Der 58-jährige Romildo, einer ihrer Anführer, ergriff die Initiative,<br />

sich mit mir in Verbindung zu setzen, um genau diesem Missstand entgegenzuwirken<br />

<strong>und</strong> an den etablierten Autoritäten vorbei die Stimme der Camacã in der<br />

Außenwelt bzw. mir hörbar zu machen. Er versammelte die Generation seiner<br />

Eltern, die mir von ihren Entbehrungen in der Vergangenheit <strong>und</strong> ihren Hoffnungen<br />

für die Zukunft erzählten – der Kampf gegen die Großgr<strong>und</strong>besitzer, die Angst<br />

davor, jederzeit wieder vom neu besetzten Land mit Gewalt vertrieben werden zu<br />

können, wie es bereits mehrmals geschehen war, <strong>und</strong> der Wunsch, die weit reichenden<br />

Kenntnisse über Heilpflanzen im Projekt eines groß angelegten Kräutergartens<br />

zur Erwirtschaftung eines Einkommens einzusetzen.<br />

Marinho: Mit unseren ältesten Vorfahren ist es Folgendes: Ihre Kultur,<br />

soweit ich <strong>das</strong> verstanden habe, hat mit Ackerbau zu tun. Wir<br />

pflanzten den Maniok, den Mais, die Bohnen <strong>und</strong> andere wichtige Sachen.<br />

Den Inhame, die Kartoffel <strong>und</strong> noch dies <strong>und</strong> <strong>das</strong>. Und was sie<br />

als Waffe benutzten war der Bogen, es gab Pfeil <strong>und</strong> Bogen. Diesen Teil<br />

machen wir heute noch, wir benutzen ihn nicht, aber wir stellen ihn<br />

her. Und außerdem war noch Folgendes: Wir hatten ein paar Wurzeln,<br />

die wir benutzten, um Medizin zu machen. Sie dort versteht ein<br />

bisschen von dieser Angelegenheit, von der Medizin.<br />

Elisinha: Früher gab es hier keinen Arzt, es gab überhaupt keine<br />

ges<strong>und</strong>heitliche Versorgung. Wenn einer krank wurde, behandelten wir<br />

uns mit Kräutern aus unserem Wald. Und heute kämpfen wir ständig,<br />

arbeiten wir ständig, ich hatte schon mit der Arbeit angefangen, habe sie<br />

wieder verloren... ich habe keine Mittel gef<strong>und</strong>en, um die Arbeit fortzusetzen,<br />

<strong>und</strong> die Leute kommen immer zu mir, um mich zu bitten, <strong>das</strong>s ich<br />

weitermache, aber ich habe nicht die Mittel zum Weitermachen. Und wir<br />

haben immer viele Leute hier mit Medizinen versorgt, diese Leute da sind<br />

der Beweis, vielen hier hat die Medizin, die ich mache, schon geholfen.<br />

Heute sind wir schwach. Heute wollen wir arbeiten, aber wir haben nicht<br />

die Mittel, um arbeiten zu können. Wir haben es schon zweimal versucht,<br />

oder? Zu sechs Frauen haben wir gearbeitet, ohne jede Unterstützung,<br />

zur Unterstützung hatten wir nur unseren Mut. Aber wir haben keine<br />

Hilfe gef<strong>und</strong>en, dann haben wir aufgehört. Jetzt wollen wir wieder weitermachen,<br />

aber ich weiß nicht, ob wir weitermachen können.<br />

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