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Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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schrift über diesen Bildhauer entdeckt, der im Amazonasgebiet, wo<br />

ganze Landstriche niedergebrannt wurden, verbranntes Holz in Skulpturen<br />

umformte <strong>und</strong> ihnen damit eine Art zweite Geburt gab. Die Frau<br />

schrieb dem Bildhauer dann gleich einen Brief, daß sie sehr gerührt<br />

war von seiner künstlerischen Arbeit <strong>und</strong> daraus neuen Lebensmut<br />

schöpfen konnte. Mich hat <strong>das</strong> stark beeindruckt als eine sehr radikale<br />

Kunstform, die ein Leben ändern kann <strong>und</strong> einen sehr emotionalen<br />

Effekt auf jemanden hatte <strong>und</strong> ich finde, daß die Kunst generell diese<br />

Radikalität verloren hat. Zudem war ich wirklich erstaunt, daß am Ende<br />

des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts, im Zeitalter des Computers <strong>und</strong> der virtuellen<br />

Kommunikation, etwas so Prosaisches wie ein Brief es schafft, ein Leben<br />

zu ändern. Das hat mich längere Zeit beschäftigt, <strong>und</strong> ein paar<br />

Monate später wachte ich mit der Idee zu Central do Brasil auf <strong>und</strong><br />

schrieb alles an einem Tag nieder, <strong>und</strong> die ganze Architektur war da.<br />

(HOFMANN / DRÖGE o. D.)<br />

Das fertige Skript erhielt dann den Drehbuchpreis, den <strong>das</strong> S<strong>und</strong>ance-Festival zum<br />

100. Geburtstag des Kinos ausgeschrieben hatte <strong>und</strong> so konnte <strong>das</strong> Projekt starten, in<br />

dem Socorro Nobre in einer Nebenrolle selbst Präsenz zeigte (s. SALLES 1998).<br />

Seinen ersten Kinofilm dreht Salles aber, wie bereits erwähnt, schon 1991,<br />

eine brasilianisch-amerikanische Koproduktion mit englischem<br />

Original-Ton. Es handelt sich dabei um die Verfilmung des brasilianischen<br />

Romans A grande Arte (Die hohe Kunst) von Rubem<br />

Fonseca, ein mit unzähligen kulturellen Anspielungen<br />

versehener schwarzer Kriminalroman. Trotz einiger visuell überzeugender<br />

Szenen muss der Film im Ganzen betrachtet eher<br />

als nicht ganz geglücktes Einstiegswerk gesehen werden, wie<br />

auch Salles selbst dies immer wieder betont. Im Jahr 1995<br />

kommt sein in schwarz-weiß gedrehter Low-budget-Film Terra<br />

Estrangeira (Fremdes Land; Co-Regie: Daniela Thomas) in die<br />

Kinos, ein Streifen über die Rückkehr eines jungen Brasilianers<br />

in <strong>das</strong> Kolonisationsland Portugal, wo er erfolglos versucht,<br />

eine neue Existenz aufzubauen (s. CARVALHO 1997). Der darauf folgende<br />

internationale Erfolg von Central Station bringt Salles dann auch Einladungen<br />

zu Produktionen wie 2000, gesehen von... (produziert vom deutsch-französischen<br />

Sender Arte), in dem zehn Filmemacher aus zehn Ländern ihre Sicht zum<br />

Millenniumswechsel präsentierten <strong>und</strong> für den Salles, wieder zusammen mit<br />

Daniela Thomas, die Folge Mitternacht beisteuert. Kaleidoskopartig verbinden<br />

sich die Geschichten von einem Mann, der kurz vor Neujahr seine Frau – eine<br />

Pädagogin am Rande des Selbstmordes – verlässt, von einem Gefängnisinsassen,<br />

der einen guten Fre<strong>und</strong> umbringen muss, um der Haft zu entkommen sowie von<br />

einem alten Mann, der <strong>das</strong> Ende der Welt beschwört.<br />

Danach dreht Salles dann Behind the Sun (Abril despedaçado). Die Dreharbeiten<br />

ziehen sich hin, die Darsteller müssen sich wochenlang den harten Existenzbedingungen<br />

der Film-Figuren nähern. Zur Vorbereitungsphase gehört auch die<br />

Diskussion filmhistorischer Streifen. Gezeigt wird, neben Werken von Eisenstein<br />

VideoFilmes

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