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Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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glänzenden Grün-, Braun- oder Gelbtönen sowie dunklen, parallel verlaufenden<br />

Streifen oder Längsreihen unregelmäßiger Flecken, während an kleineren Bächen<br />

unscheinbar bräunliche, nur etwa 3 cm lange Exemplare mit <strong>und</strong>eutlichem Rückenmuster<br />

vorkommen. Während die erstgenannte Form kürzlich als Hypsiboas joaquini<br />

revalidiert wurde (GARCIA et al. 2003; s. Farbtafel Foto Nr. 22), besitzt die zweite,<br />

kleinere Variante noch keinen gültigen Namen. Neben diesen beiden Offenlandbewohnern<br />

kommen noch mindestens vier weitere Verwandte in den unzugänglichen<br />

<strong>und</strong> dicht bewaldeten Berghängen am Rand des Araukarienplateaus<br />

vor. Eine davon ist der im Norden von Rio Grande do Sul lebende, einfarbig grüne<br />

Hypsiboas marginatus, der von Garcia et al. (2001) revalidiert wurde, nachdem<br />

meine bioakustischen Daten (KWET 2001a) den Artstatus ebenfalls belegt hatten.<br />

Die zweite Art ist der ‚echte‘ Hypsiboas semiguttatus, der offenbar nur im Norden von<br />

Santa Catarina vorkommt, während die dazwischen liegende Bergregion von zwei<br />

wissenschaftlich noch unbeschriebenen Arten besiedelt wird.<br />

Der gesamte semiguttatus-Komplex ist – ähnlich wie die beiden Gattungen<br />

Adenomera <strong>und</strong> Cycloramphus – ein hervorragendes Beispiel für die in Südbrasilien<br />

<strong>und</strong> speziell in den Hangwäldern der südlichen Mata Atlântica stattfindenden<br />

Artbildungsprozesse, denn alle drei Froschgruppen befindet sich offenbar in einer<br />

evolutiven Aufspaltung, die in ferner Zukunft zu unterschiedlichen Arten führen<br />

wird. Die Entdeckung einer weiteren unbeschriebenen Hypsiboas-Art in der Nähe<br />

von Santa Cruz do Sul im Zentrum von Rio Grande do Sul schließlich (KWET, in<br />

Vorbereitung) zeigt, <strong>das</strong>s hier <strong>das</strong> letzte Wort noch längst nicht gesprochen ist.<br />

Durch den tragischen Tod meines engen herpetologischen Kollegen <strong>und</strong> persönlichen<br />

Fre<strong>und</strong>es Marcos Di- Bernardo (1963-2006), der am 16. Juni einem Krebsleiden<br />

erlag (KWET 2006b), haben meine Forschungsaktivitäten allerdings einen<br />

großen Dämpfer erhalten. So wird auch die Beschreibung eines prachtvollen, fast<br />

8 cm langen Krötenlaubfroschs aus der Gattung Trachycephalus, die wir zusammen<br />

publizieren wollten, nur noch posthum erscheinen (KWET / SOLÉ, in Vorbereitung;<br />

s. Farbtafel Foto Nr. 23). Den vielleicht spektakulärsten Froschlurch<br />

von ganz Rio Grande do Sul aber, die Prachtkröte Melanophryniscus admirabilis<br />

(s. Farbtafel Foto Nr. 24) mit ihrer leuchtend gelbgrünen, ‚genoppten‘ Oberseite<br />

<strong>und</strong> der herrlich gefärbten, schwarz, rot, grün <strong>und</strong> gelb gezeichneten Bauchseite,<br />

konnte mein verstorbener Kollege noch selbst entdecken <strong>und</strong> beschreiben<br />

(DI-BERNARDO et al. 2006).<br />

Literatur<br />

ADLOFF, Alfred (1922): Beobachtungen eines Aquarienfre<strong>und</strong>es in Süd-Brasilien (Briefliche Mitteilungen<br />

an Dr. Wolterstorff). In: Blätter zur Aquarien- <strong>und</strong> Terrarienk<strong>und</strong>e 33, S. 113-117.<br />

ADLOFF, Alfred (1927): Briefe aus Süd-Brasilien (XV). In: Blätter zur Aquarien- <strong>und</strong> Terrarienk<strong>und</strong>e 38,<br />

S. 360-363.<br />

ADLOFF, Alfred (1929): Briefe aus Südbrasilien (Neue Folge I). In: Blätter zur Aquarien- <strong>und</strong> Terrarienk<strong>und</strong>e<br />

40, S. 261-264.<br />

AHL, Ernst (1936): Zwei neue Froscharten der Gattung Leptodactylus aus Südamerika. In: Veröffentlichungen<br />

aus dem deutschen Kolonial- <strong>und</strong> Übersee-Museum in Bremen 1, S. 389-392.<br />

BAUMANN, Franz (1912): Brasilianische Batrachier des Berner Naturhistorischen Museums nebst<br />

Untersuchungen über die geographische Verbreitung der Batrachier in Brasilien. In: Zoologische<br />

Jahrbücher, Abteilung für Systematik, Geographie <strong>und</strong> Biologie der Tiere 33, S. 87-172.

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