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Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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Chef der B<strong>und</strong>espolizei, opponierte gegen alle Pläne der Jewish Colonization<br />

Association, vor allem nachdem er den Brief eines JCA-Angestellten an die<br />

Pariser Hauptstelle der Organisation abgefangen hatte, woraus hervorging,<br />

<strong>das</strong>s die JCA regelmäßig Schmiergelder an Beamte der Einwanderungsbehörden<br />

zahle, um jüdische <strong>Flüchtlinge</strong> mit einem Touristenvisum in Brasilien<br />

einreisen zu lassen. 10 Oliveira Vianna, Ideologe des Arierkults <strong>und</strong> Jurist mit<br />

enger Verbindung zum Präsidenten Vargas sowie damals auch Berater des<br />

Arbeitsministers, verwies als Argument für die Ablehnung der Visa auf die<br />

wenigen Kolonisten, die in der ebenfalls von der JCA organisierten Kolonie<br />

Quatro Irmãos verblieben waren (MILGRAM 1990, S. 585). Dulphe Pinheiro<br />

Machado, Generaldirektor des Departamento Nacional de Povoamento (DNP<br />

– Nationales Siedlungsamt), der mit Kolonisierungsfragen betreuten Behörde<br />

des Arbeitsministers, beklagte sich über „Juden […] <strong>und</strong> andere parasitäre<br />

Elemente, die ethnische Minoritäten bilden <strong>und</strong> in den Nationen, in denen<br />

sie leben, die Ruhe stören.“ 11<br />

Im Dezember 1936 informierte der Arbeitsminister Agamenon Magalhães<br />

die Jewish Colonization Association darüber, <strong>das</strong>s „the immigration of Jews to<br />

the property acquired […] at Rezende would not be permitted.“ 12 Es wurde<br />

kein offizieller Gr<strong>und</strong> angegeben, da diese Politik aus Furcht vor negativen<br />

diplomatischen Rückwirkungen verdeckt gehalten wurde. Klagen über „antisemitischen<br />

Faschismus“ veranlassten den britischen Botschafter Sir Hugh<br />

Gurney dazu, die Angelegenheit gegenüber dem Präsidenten Getúlio Vargas<br />

zur Sprache zu bringen, der „fully recognizes the desirability of admitting<br />

agriculturists, particularly those with capital.“ 13 Aber dennoch wurden die<br />

Visa nicht bewilligt. Andere begannen bald, Druck auf Brasilien auszuüben.<br />

Leo S. Rowe, Direktor der Pan-American Union (die 1948 zum ständigen Sekretariat<br />

der Organisation Amerikanischer Staaten wurde) bat den brasilianischen<br />

Botschafter Oswaldo Aranha eindringlich darum, in dieser Sache einen<br />

„very great service which will be greatly appreciated“, zu tun. 14 Die US-<br />

Regierung griff in die Auseinandersetzung mit ein, nachdem sie festgestellt<br />

hatte, <strong>das</strong>s die neue Kolonie für Juden, deren Visa abgelaufen waren, die<br />

Möglichkeit eines legalen Aufenthalts schaffen könnte. 15 Die diplomatischen<br />

10. Brief von Filinto Müller an Francisco Campos, 5. Februar 1938. Maço 10.561 (741). Arquivo<br />

Histórico Itamaraty, Rio de Janeiro.<br />

11. Dulphe Pinheiro Machado, 9 Januar 1937. PRCNE-Serie Intercambio Comércial, Lata 174-No.<br />

468-1936. Arquivo Nacional, Rio de Janeiro.<br />

12. Hugh Gurney (British Embassy-Rio de Janeiro) an Anthony Eden (Principal Secretary of State-<br />

London), 31. Dezember 1936. FO 371/20604 A78/78/6, S. 15-17. Public Records Office, London.<br />

13. Gurney (Rio de Janeiro) an Mr. Troutbeck (London), 1. April 1937. FO 371/20604 A2910/78/6;<br />

R.G. Gahagon (Foreign 0ffice-London) an Sir Osmond d’Avigdor Goldsmid (London), 27, April<br />

1937. FO 371/20604 A2910/78/6. Public Records Office, London.<br />

14. Leo S. Rowe (Washington) an Aranha (Rio de Janeiro,) 5. April 1937. OA 37.04.05. Centro de<br />

Pesquisa e Documentação de História Contemporânea do Brasil, F<strong>und</strong>ação Getúlio Vargas,<br />

Rio de Janeiro.<br />

15. Memorandum des Department of State zum Gespräch zwischen Alfred Houston, Laurence<br />

Duggan and Mr. Manning (Division of American Republics), 16. Februar 1938. 832.52 Germans/<br />

10 LH. National Archives and Record Administration, Washington.<br />

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