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Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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die erste Frau des Schriftstellers, Feders Urteil zu Zweigs Gemützustand <strong>und</strong> dessen<br />

Leben <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en in Brasilien sowie ebenfalls juristische Hilfe gegenüber<br />

Koogan, der ihr die von Zweig für sie bestimmten Autographen lange Zeit nicht<br />

zukommen ließ. Sie blieb in regelmäßigem Briefkontakt mit Feder, der so über die<br />

Entwicklungen in der Stefan-Zweig-Forschung informiert wurde.<br />

Eine schwierige Mission – Feders Engagement für die jüdische Sache<br />

Nicht nur Victor Wittkowski <strong>und</strong> Friderike Zweig fanden in Feder einen<br />

verlässlichen Ratgeber <strong>und</strong> Vermittler. Auch andere Emigranten schätzten ihn<br />

sehr wegen seiner Neutralität <strong>und</strong> f<strong>und</strong>ierten Meinung sowie seines großen Wissens.<br />

Immer häufiger wurde er um Hilfe <strong>und</strong> Rat gebeten. Auch die deutschjüdische<br />

Gemeinde Congregação Israelita Paulista (CIP) wandte sich an ihn, als<br />

sie 1947 einen unparteiischen <strong>und</strong> erfahrenen Außenstehenden benötigte für<br />

die Beurteilung der Frage eines Zusammenschlusses mit anderen jüdischen Institutionen<br />

zu einer Gesamtvertretung aller Juden von São Paulo. Im Januar<br />

1945 hatte sie Feder erstmals nach São Paulo eingeladen <strong>und</strong> ihm auf diese<br />

Weise die Möglichkeit gegeben, dortige Literaten <strong>und</strong> Künstler kennen zu lernen<br />

wie Mario de Andrade <strong>und</strong> Lasar Segall, mit dem er in der Folge einen<br />

regelmäßigen Umgang pflegte. Später sollte durch dessen Frau Jenny, eine geborene<br />

Klabin, noch die Verbindung mit den ‚brasilianischen Rothschilds‘ hinzukommen<br />

15 . Der Journalist wurde damals auch in die dortigen Emigrantenkreise<br />

eingeführt. Dieser Besuch war der Auftakt für einen Austausch <strong>und</strong> persönlichen<br />

Kontakt mit den leitenden Mitgliedern der CIP Luiz Lorch, Ernst Koch <strong>und</strong><br />

Alfred Hirschberg, einem ehemaligen Berliner Anwaltskollegen, so <strong>das</strong>s die erwähnte<br />

Anfrage der CIP nichts Außergewöhnliches darstellte. Feder erfüllte diese<br />

Aufgabe erfolgreich <strong>und</strong> empfahl sich damit für eine leitende Stelle bei der brasilianischen<br />

Vertretung der Hilfsorganisation American Jewish Joint Distribution<br />

Committee, die er Anfang 1947 antrat, ohne jedoch ganz auf den Journalismus<br />

zu verzichten. 16 Dabei wurde Feder mehr als einmal Zeuge des großen Grabens,<br />

der zwischen den Zionisten <strong>und</strong> dem JOINT, zwischen Ost- <strong>und</strong> Westjuden vorhanden<br />

war. In São Paulo ging dieser sogar so weit, <strong>das</strong>s „sich die deutschen<br />

Juden oftmals weigerten, Unterstützung von Hilfsorganisationen anzunehmen,<br />

die von Osteuropäern geleitet wurden.“ (LESSER 1995, S. 137) 17 . Feder geriet<br />

manchmal zwischen die scheinbar unversöhnlichen Lager <strong>und</strong> musste doch<br />

versuchen, die Fronten aufzubrechen <strong>und</strong> zu vermitteln. Wie bei allen Tätigkeiten<br />

steckte er seine ganze Energie in diese Aufgabe. Nach fast zwei Jahren musste<br />

er jedoch erkennen, <strong>das</strong>s er mit der Aufgabe allein gelassen wurde:<br />

Im JOINT vor- <strong>und</strong> nachmittags gearbeitet, ohne rechte Lust, mit einer<br />

one man’s show [sic] ist die Sache doch nicht zu machen. […] Kam<br />

15. „Die Klabins haben hier die Rolle der Rothschilds übernommen“ (TB Bd. 15, 30.04.1942).<br />

16. Schon während des Pariser Exils hatte Feder einen Auftrag des JOINT übernommen (FRANKE<br />

2000, S. 105/106).<br />

17. „[...] os judeus alemães muitas vezes recusavam-se a aceitar ajuda de organizações<br />

assistenciais opera<strong>das</strong> por leste-europeus.“

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