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Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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silianischen ‚Gallomanie‘“ (PFERSMANN 1993, S.143) <strong>und</strong> scheute sich dabei nicht<br />

vor antisemitischen Ausfällen. Feder entschied sich, dagegen einen Artikel für<br />

Aonde Vamos? zu schreiben, mit dem er seine ständige Mitarbeit an dieser Zeitschrift<br />

einleitete (TB Bd. 16, 15.02.1944).<br />

„Tod im Paradies“ – Feders Fre<strong>und</strong>schaft zu Stefan Zweig<br />

Von allen Bekanntschaften, die er in Brasilien machte, von allen Fre<strong>und</strong>schaften,<br />

die er knüpfte oder von neuem aufnahm, war es die mit Stefan Zweig, die ihn<br />

auf tragische Weise über seine journalistische Tätigkeit hinaus berühmt werden<br />

ließ. Während seiner Arbeit als Publizist noch immer die gebührende Anerkennung<br />

verwehrt geblieben ist – eine nähere Untersuchung des journalistischen<br />

Lebenswerks oder eine Biographie Feders bilden bis heute ein Desiderat der Forschung<br />

– , findet man seinen Namen in allen Stefan Zweig-Biographien. Denn <strong>das</strong><br />

Ehepaar Feder verbrachte mit dem Schriftsteller <strong>und</strong> seiner Frau Lotte deren<br />

letzten Lebensabend. Stefan Zweig gehört zu den verhältnismäßig wenigen Namen,<br />

die sich von Anfang bis zum Ende wie ein roter Faden durch <strong>das</strong> „Brasilianische<br />

Tagebuch“ ziehen. Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, auf alle<br />

Aspekte der Beziehung Feders zu dem berühmten Autor <strong>und</strong> die Nachwirkungen<br />

des Selbstmordes einzugehen. Es kann nur ein kleiner Eindruck der Bedeutung<br />

der Fre<strong>und</strong>schaft vermittelt werden. Als ein wichtiges <strong>und</strong> kontinuierliches Thema<br />

in den Tagebüchern darf es jedoch nicht gänzlich unerwähnt bleiben.<br />

Schon bald nach seiner Ankunft in Rio wurde Feder mit dem Gerücht konfrontiert,<br />

Stefan Zweig wäre für Brasilien – Ein Land der Zukunft, <strong>das</strong> kurz zuvor erscheinen war,<br />

bezahlt worden. Als aufmerksamen Journalisten konnte Feder auch nicht die „Kampagne“<br />

entgehen, die der Correio da Manhã Anfang August gegen <strong>das</strong> Werk startete.<br />

Ich erörterte mit ihnen [einigen brasilianischen Bekannten] die seltsame<br />

Campagne, die der Correio da Manhã seit einiger Zeit gegen Stefan Zweigs<br />

über alle Massen propagiertes Buch führt. Schon 4 Artikel! […] Alles <strong>das</strong><br />

ist so nebensächlich, teilweise falsch <strong>und</strong> unsinnig <strong>und</strong> stets gehässig, <strong>das</strong>s<br />

irgendeine Intrige (gegen Verlag? gegen Regierung, gegen Z.s Fre<strong>und</strong>e?)<br />

dahinter steckt. (TB, Bd. 15, 08.08.1941; vgl. dazu auch DINES 2006)<br />

Zum ersten persönlichen Treffen der beiden kam es jedoch erst im Dezember<br />

in Petrópolis, wohin sich die Feders <strong>und</strong> Stefan <strong>und</strong> Lotte Zweig wie so viele<br />

Cariocas vor der unerträglichen Hitze in der Hauptstadt geflüchtet hatten. Sie<br />

begannen sich regelmäßig zu treffen. Mit außergewöhnlicher Ausführlichkeit<br />

hielt Feder die Gespräche fest; gleichsam so, als ob er geahnt hätte, welche<br />

Bedeutung diese Aufzeichnungen einmal erlangen würden. Obwohl die schrecklichen,<br />

aktuellen Kriegsereignisse in Europa selbstverständlich <strong>das</strong> beherrschende<br />

Gesprächsthema darstellten, so wurde doch auch manche Begebenheit erzählt,<br />

die sich zu Friedenszeiten zutragen hatte:<br />

Charakteristisch für [die] deutsche Mentalität kleine Anekdote [sic]<br />

vom 60. Geburtstag [Gerhart Hauptmanns]. Sammy Fischer nahm Zweig<br />

mit zu einem kleinen Diner im Kaiserhof, wo Hauptmann nach 2stündiger<br />

Rede ganz verdurstet eintraf. „Vor allem 1 Glas Bier.“ „Bedaure<br />

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