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Flüchtlinge und das ‚Aushandeln

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Isolierung die Ursache für Evolutionsprozesse, die zu einer sehr eigenständigen,<br />

zum Teil eben endemischen Froschfauna führten.<br />

Die Besiedlung <strong>und</strong> Erforschung Südbrasiliens<br />

Die Erforschung der Fauna Südbrasiliens steht in einem sehr engen Zusammenhang<br />

mit der deutschen Besiedlungsgeschichte dieser Region. Die historischen<br />

Rahmenbedingungen dieses Prozesses seien hier deshalb kurz rekapituliert.<br />

Das südliche Brasilien, also die heutigen Staaten Rio Grande do Sul, Santa<br />

Catarina <strong>und</strong> Paraná, war bis weit in <strong>das</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert hinein bis auf wenige<br />

Indianerstämme unbesiedelt <strong>und</strong> völlig unerforscht; vor allem Rio Grande do Sul,<br />

<strong>das</strong> damals von den beiden Kolonialmächten Spanien <strong>und</strong> Portugal beanspruchte<br />

Gebiet, war weitgehend ‚terra incognita‘. Zudem musste Portugal mit einer<br />

ständigen Bedrohung der südlichen Landesgrenzen Brasiliens von Argentinien<br />

aus rechnen, auch nachdem Spanien seine Ansprüche 1778 offiziell aufgab, um<br />

im Gegenzug an anderer Stelle Gebiete zu erhalten.<br />

Die Flucht des portugiesischen Königs João VI. mitsamt seinem Hofstaat nach<br />

Brasilien im Jahr 1807 (aufgr<strong>und</strong> der Besetzung Portugals durch die Franzosen<br />

– João kehrte erst 1821 wieder in seine Heimat zurück), bewirkte 1808 u. a. die<br />

Öffnung des bis dahin auch für ausländische Naturforscher verschlossenen Landes<br />

– noch Humboldt war ja die Einreise nach Brasilien verweigert worden<br />

(s. z. B. KOHLHEPP 2006) –, so<strong>das</strong>s kurz darauf die große Zeit der wissenschaftlichen<br />

Entdeckung Brasiliens begann. 1813 ließ sich der deutsche Mediziner <strong>und</strong><br />

Naturk<strong>und</strong>ler Georg Heinrich von Langsdorff (1774-1852) als russischer Konsul<br />

in Rio de Janeiro nieder, <strong>und</strong> seine Fazenda wurde zur Anlaufstation für so<br />

bekannte Forscher wie den Frankfurter Ornithologen Georg Wilhelm Freyreiß<br />

(1789-1825), den Potsdamer Botaniker Friedrich Sellow (1789-1831), den französischen<br />

Zoologen Etienne Geoffroy Saint-Hilaire (1772-1844) oder Maximilian<br />

Prinz zu Wied (1782-1867), neben Humboldt wohl der bedeutendste deutsche<br />

Naturreisende jener Jahre (STRESEMANN 1948, ROTH 1995, KWET 2006a).<br />

1817 erfolgte dann die auch wissenschaftlich folgenreiche Vermählung der naturbegeisterten<br />

Tochter des österreichischen Kaisers Franz I., der Erzherzogin<br />

Leopoldina, mit dem portugiesischen Thronfolger Dom Pedro. In ihrem Gefolge<br />

reiste der große Stab vor allem österreichischer Gelehrter <strong>und</strong> Wissenschaftler<br />

nach Brasilien, die dort eine unglaubliche Menge an Daten <strong>und</strong> Sammlungsmaterial<br />

zusammentrugen, darunter Zoologen wie Johann Natterer (1787-1843)<br />

oder bekannte Botaniker wie Johann Christian Mikan (1769-1844), Johann Baptist<br />

Emanuel Pohl (1782-1834) <strong>und</strong> Giuseppe Raddi (1770-1829), neben den beiden<br />

Deutschen Carl Friedrich Philipp von Martius (1794-1868) <strong>und</strong> Johann Baptist<br />

von Spix (1781-1826) (HELBIG 1994, KOHLHEPP 2006, KWET 2006a). Die meisten<br />

dieser Forscher bereisten die nördlichen Gebiete Brasiliens, Amazonien<br />

oder den Nordosten des Landes, mit Ausnahme von Sellow <strong>und</strong> Saint-Hilaire,<br />

die als Erste auch den wenig bekannten Süden (Rio Grande do Sul, Santa Catarina<br />

sowie <strong>das</strong> heutige Uruguay) erk<strong>und</strong>eten.<br />

Um den Schutz der südlichen Landesgrenzen zu verbessern, suchte nach der<br />

Unabhängigkeit Brasiliens am 7. September 1822 der zum Kaiser gekrönte Dom<br />

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